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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Witte, Fritz: Ein Kriegergedächtnismal für den Dom zu Köln
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0076

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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 4

kommt, redet auch aus der ganzen inneren Verfassung des Entwurfes. Die-
selbe seelische Aktivität, die aus den alten Plastiken des Domes zutage tritt,
bringt auch hier Leben, Bewegung, Ausdruck und Eindruck, kurz, die wün-
schenswerte Wirkung. Seelische Ergriffenheit durchzuckt den schlanken Leib,
greift von ihm über auf das Gewand und lebt sich aus in dem in aufrichtiger
Verzückung zurückgeworfenen Kopfe mit vibrierenden Nasenflügeln, wie im
Siegesschrei halbgeöffneten Munde und den in anbetender Bewunderung zum
Himmel gerichteten Augen. Noch klingt die Leidenschaft des überstandenen
Kampfes nach, noch ist die Bewegung des von Himmelshöhen niedersausenden
Körpers nicht völlig verklungen das Gefieder der Flügel spreizt sich noch
rauschend, um den Körper zu tragen, ganz leise nur ruhen die Füße auf dem
besiegten Gewürm. Und doch ist der Moment so weit vorgeschoben, daß der
Sieg in seiner Schönheit vollkommen erscheint, und die Erinnerung an den
Kampf ohne Zuhilfenahme polternder Gesten und aufregender Kampfstellung
nur leise noch nachklingt. Das Motiv ist neu, originell und außerordentlich
dankbar, von feinem Empfinden für abgeklärte Gestaltung solcher Aufgaben
eingegeben. Dadurch wird auch ein weiteres erreicht: Aus dem Kriegerdenk-
mal wird ein wahrhaftes Andachtsbild mit all den guten Eigenschaften, die
ein solches haben soll. Fern von aller kraftlosen, hier erst recht nicht an-
gebrachten Süßlichkeit bringt es einen großen, erhabenen und erhebenden Zug
mit, der packt, der zu frommem Gebet für die Gefallenen auffordert, der
aber vor allem auch — und das ist besonders anzuerkennen — ein hoff-
nungsfrohes : Empor die Herzen! auf die Besucher herabruft.

Graseggers Entwurf verdient weiteste Beachtung und wird sie überall finden;
dem Kapitel würden hunderttausend Besucher des Domes Dank wissen für diese
verständnisvolle, hochkünstlerische Bereicherung ihrer Kathedrale. Witte.

BÜCHERSCHAU.

Die Wallfahrt zur schmerzhaften teter Menschenseelen gehört, die getröstet
Mutter Gottes im Weggental und und beglückt heimzogen von der consolatnx
ihre Heimat Rottenburg a. N. Von afflictorum. Was will man Stärkeres, Wert-
Eugen Sieber. Verlag Wilh. Bader, volleres noch haben? Das alles schreiben
Rottenburg a. N. 1917. dann die Verfasser in dem Buche nieder:
Ein treffliches, von Heimatliebe, Sinn für E. Stolz, Die Geschichte der Wallfahrt;
alles Schöne und kernigem frommem Sinn E. Sieber unter stets erneutem Aufruf zur
getragenes Buch, berufen, apostolisch zu Heimatliebe sein wirklich köstlich erfrischen-
wirken in den Kreisen derer, für die es zu- des Kapitel „Die Heimat der Wallfahrt zur
nächst geschrieben. Es ist das Bekenntnis schmerzhaften Mutter". Selbst ein fein-
schwäbischer Art, wie es ein Dokument ihres sinniger Naturfreund mit offenem Auge für
Konservatismus ist. Wer einmal selbst unter das Charakteristische und Große und für
den Augen der sagen-, Schönheit" und poesie- das ethisch Wertvolle einer Landschaft ver-
umrankten Wurmlingerkapelle in das stumme steht er es meisterhaft, dem Schwaben Auge
Weggental gegangen und dort an der Wall- und Herz zu öffnen für seiner Heimat köst-
fahrtskapelle den plauschenden alten Linden liehe Wunder. Den Beschluß bilden ge-
sein Ohr geliehen, der hat auch sicherlich dankenreiche essayartige Adhortationen von
von der Feierstimmung dieses Winkels kosten Reck, Weihbischof Dr. Sproll und Fischer,
dürfen, hat die Aufschreie des Schmerzes Bischof von Keppler schrieb dem Buche ein
vernommen, die seit Jahrhunderten dort feinsinniges Vorwort. E. Sieber darf man
aus gepreßtem Herzen sich lösten, hat auch für die vorbildliche Heimatgabe aufrichtig
das hoffnungsfrohe Beten wieder aufgerich- danken. Witte.
 
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