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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Beitz, Egid: Photographie und christliche Kunst
DOI Artikel:
Witte, Fritz: Nochmals die Stellung der Kirche zur Moderne, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0096

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Nr. 5 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. §3

Willenskraft nicht und sie tragen den ideellen Verlust stumm wie der Sklave den
Frondienst. Ginge es um Geld oder Geldeswert, ja, dann würden sie laut und
vernehmlich reden, mit der Faust auf den Biertisch schlagen, Eingaben von vielen
Quartbogen Länge machen und schließlich — streiken. Aber als Sklaven der
neuen Zeit rühren sie keinen Finger, wenn Ideales verschandelt oder auf den
Schutthaufen gefahren wird. Im Grunde geschieht diesen Allzuschlappen recht.
Um unsere Ideale müssen wir kämpfen wie um unser tägliches Brot. Zu diesem
Kampfe müssen Waffen und Bundesgenossen herbeigeschafft werden; und eine
gute Waffe und ein wackerer Bundesgenosse ist die photographische Kamera.
Das geschriebene oder gesprochene Wort mag noch so mächtig sein, ein gutes Bild,
auf das es sich stützen kann, gibt ihm noch eine ganz besondere Wucht. Mit der
Photographie übt man den besten Heimatschutz und die wirksamste Denkmal-
pflege. Und ist es einmal nicht anders, daß ein Kunst- oder Naturdenkmal der
Spitzhacke oder der Axt anheimfallen muß, dann rettet die Photographie im Bilde
wenigstens noch das, was schön war und unterging.

Bensberg. Egid Beitz.

NOCHMALS DIE STELLUNG DER
KIRCHE ZUR MODERNEN.

Herr Prof. Dr. Koetschau, Direktor der städtischen Kunstsammlungen in
Düsseldorf, hat in den „Düsseldorfer Nachrichten" in liebenswürdiger
. Weise das 1. Heft der Zeitschrift dieses Jahrganges auf seinen Inhalt
einer Prüfung unterzogen und ihm eine überaus wohlwollende Besprechung
zuteil werden lassen. An der Kunstakademie in Düsseldorf scheinen gewisse
Leute eine heilige Scheu vor allen Bestrebungen zu haben, die aus der Zeit
für die Zeit arbeiten wollen. So bedeutete ihnen denn auch ein freimütig ge-
sprochenes Wort über christliche Kunst in ihrem Verhältnis zu den modern-
sten Kunstströmungen in ihrer beschaulichen Ruhe eine Störung, gegen welche
sie einen lauten Protest in die Welt hinausrufen zu müssen glaubten, wenn-
gleich es schwer ist, zwischen den pulvergeschwängerten Schlachtenbildern, auf-
regenden Boxerbildern, lärmenden Trinkerszenen usf. und - christlicher,
speziell religiöser Kunst einen auch nur lockeren Zusammenhang zu finden,
so haben sich doch gewiß viele über das plötzlich erwachte Interesse besagter
Protestler für christliche Kunst aufrichtig gefreut. Auch sie scheinen zu er-
kennen und selbst zu beweisen, daß tatsächlich ein starker Zug zur religiösen
Kunst durch die Reihen unserer die Zeichen der Zeit erkennenden Künstler
geht. Worüber man sich aber nicht freuen kann, das ist der Ton, in den
diese Herren ihren Protest kleiden, vor allem ein M. unterzeichneter Artikel,
der dem Proteste nachfolgte und in die unvornehme Art eines lärmschlagenden
Provinzlers verfällt. Solch' polternde Lärmszenen verdecken schlecht genug
den Mangel an Objektivität und - erreichen stets das Gegenteil. Prof. Koet-
schaus überragende Person kann dadurch nicht geschädigt werden. Draußen
wird man nur aufhorchen und befriedigt lächeln, daß der in Fachkreisen mit
obenan stehende Museumspraktiker Gegenstand öffentlicher Anrempelei ist.
 
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