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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Beitz, Egid: Aus der Werkstatt der Altenberger Kreuzgangfenster
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Pfeffer, Albert: Schwäbische Schutzmantelbilder aus der Frühzeit des XV. Jahrh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0048

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Nr. 3 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. 37

Nicht minder auffallend ist die Übereinstimmung der wesentlichsten Motive
beider Innenräume. Auf beiden Gemälden eröffnet sich vom Innenraum aus
ein Ausblick auf eine abgestufte Ziegelmauer, hinter der wieder ein Gebäude
hervorragt. Die Ziegel stimmen m Tönung und Zeichnung — perspektivisch
die untern größer wie die obern! —auf beiden Bildern vollkommen überein.
Bei beiden Glasgemälden trennt eine höher liegende Schwelle den Innenraum
vom äußern Hof, das Licht fällt, wie stets bei den Altenberger Fenstern, von
links ein, die Bodenfliesen haben das gleiche Vierblattmuster, zwei Säulenschäfte
werden mehr oder minder sichtbar, die in ihrem Wuchs und der Art der Mar-
morierung gleich sind.

Das Bett der Werdener Scheibe findet sich wieder auf dem bereits erwähnten
älteren Altenberger Fenster in Berlin: „Die Versuchung des hl. Bernhard durch
eine Witwe' . Dort erscheint ebenfalls der seitliche Vorhang, die lange Kopf-
wulst, darüber das kleinere Kopfkissen, der Hintergrund des Bettes hat sogar
dasselbe Vierpaßmuster. Dieses wiederholt sich auch auf der Borte an der Kasel
St. Bernhards auf Abbildung 2.

Was das Rundbildchen auszeichnet, und weshalb auch sein erster Eindruck
von den Altenberger Fenstern grundverschieden ist, ist die wunderbare Ruhe,
die ihm entströmt. Besonders die gleichzeitigen Altenberger Glasgemälde be-
herrscht durch den Aufwand in Zeichnung und Farbe und durch die große
Zahl der Figuren eine nicht gerade erquickliche Bewegtheit. Künstlerisch steht
die Werdener Scheibe auf der Höhe der Altenberger Fenster, sodaß sie auch
aus diesem Grunde sehr wohl aus der Werkstatt der Kreuzgangfenster hervor-
gegangen sein kann. Ihre Entstehungszeit wird in den Anfang der dreißiger Jahre
des XVI. Jahrh. zu setzen sein. Eine schwächere Wiederholung der Scheibe mit
der Jahreszahl 1544 befindet sich in Berlin (Abb. b. Schmitz, a. a. 0., T. 23).
Bensberg. EgidBeitz.

SCHWÄBISCHE SCHUTZMANTEL.

BILDER AUS DER FRÜHZEIT DES XV. JAHRH.

(Mit Tafel II und 3 Abbildungen.)

Das Motiv der Mutter Gottes, die den Mantel über ihre Schutzbefohlenen
schützend breitet, ist im schwäbisch-alamannischen Gebiete sehr verbreitet.
Die Hauptzeit ist das XIV. Jahrh. von seiner 2. Hälfte an und das ganze
XV. Jahrh.; vor der Mitte des XIV. Jahrh. ist es nicht nachweisbar; nach 1520
findet sich das Motiv nur noch vereinzelt dargestellt. Die älteren Bildwerke
des XIV. Jahrh. stellen Maria allein ohne Kind dar als Schützerin der
Menschen, als Mittlerin für die Schutzflehenden. Dem Ideenkreis des Speculum
humanae salvationis folgend ist Christus als außerhalb der Bildgruppe stehend zu
denken, der die Fürbitte Maria aufnimmt und sie dem himmlischen Vater zur
Erhörung übermittelt. Den Menschen des XIV. und XV. Jahrh. wird das Bild
zum augenfälligen konkreten Ausdruck für die religiöse Zeitauffassung vom
mächtigen Schutz Maria zugunsten der Hilfeflehenden. Die letzteren sind in
den schwäbischen Darstellungen des XIV. Jahrh. unter dem Schutzmantel
nicht wie gewöhnlich neben- oder hintereinander aufgestellt, sondern in ganz


 
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