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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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48

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 3

seiner Zeit verpflichtet fühlt, baut er eher
für halben Lohn einen Bahnhof, eine Markt-
halle, eine Kaserne als für doppelten Lohn
eine Kirche." Bartning verkennt hier völlig
als Protestant die auch heute noch wirk-
same Kraft des Glaubens, die Wertung
religiösen Besitzes über allem Menschlichen,
die Möglichkeit eines völligen Aufgehens
in religiöse Vorstellungen trotz des Ein-
fühlens in modernes profanes Leben. —
Beim protestantischen Kirchenbau geht
Bartning folgerichtig aus von der grund-
legenden Auffassung der Gemeinde vom
Abendmahl, die der Kirche den Begriff
des Sakralen gibt oder benimmt. Im
Schlußkapitel „Ausblick" sieht Bartning
das Heil in einer Zweiteilung der Bauauf-
gaben des Protestantismus. Er schafft das
Haus der Seelsorge = Pfarrhaus und das
Gebetshaus = Kirche. Das „Pfarrhaus"
ist als Baugruppe so zu gestalten, daß neben
der Wohnung des Pfarrers auch Gebäude
für sozial-karitative Zwecke und ein Predigt-
haus in der Baugruppe vorhanden sind.

Bartnings Ausführungen sind ungewöhnlich
reif und auf Empirie aufbauend; sie sind
von seltener Wärme getragen und mögen
für den protestantischen Kirchenbau in
mancher Beziehung eine Lösung bedeuten.

Witte.

Kölner Erinnerungen von Alex-
ander Schnütgen, Dr. theol., Dom-
kapitular, o. ö. Professor der Universität
Bonn. Köln, Bachern, o.J. (1919). Der
Verleger stellte von dem Buche 100 Stück
als numerierte Vorzugsausgabe her, die
in echtem, handgebundenem Pergament-
band Bücherliebhabern und Sammlern be-
sonders angeboten wird.
Es mutet uns eigenartig an wie eine Märe
aus längst entschwundenen Tagen, was der
verstorbene Domherr und Museumsstifter
in köstlichem, von hervorragender Erzähler-
gabe eingegebenem Humor und aus seinem
reichbewegten Leben berichtet. Es war ein
glückliches Geschick, daß er diese Kölner
Erinnerungen noch kurz vor seinem Tode
in die Offizin geben konnte. Ein Hauch
wirklichen Friedens und beneidenswerter
Geruhsamkeit liegt auf den Erzählungen
der ersten Kapitel, in denen der Verstor-
bene plaudert von seinem Verkehr mit seinen
Konfratres und ihm befreundeten Laien-

kreisen. Von großem lokal- wie kunstge-
schichtlichem Werte sind die Kapitel, in
denen Schnütgen über den künstlerischen
und antiquarischen Betneb in der rheinischen
Metropole berichtet. Er hat ja das benei-
denswerte Glück gehabt, in seinen jungen
Jahren mit den ersten und größten Vertre-
tern der neu aufblühenden Kirchenkunst
bekannt und befreundet zu werden, mit den
ausübenden Künstlern, Architekten, Malern,
Bildhauern usf., wie mit den Interpreten
der mittelalterlichen Kunst, vor allem
Reichensperger. Obwohl kaum freundschaft-
lich und auch in gleicher Auffassung zu
Reichensperger, dem großen Rufer im Streite,
hinneigend, gibt Schnütgen von ihm eine
ebenso interessante wie objektive Beurteilung.
„Sammelt die Bruchstücke, damit sie nicht
untergehen", diesen seinen Wahlspruch läßt
Schnütgen auch in seinen Lebensennnerungen
walten; diese Sammeltätigkeit macht sein
Büchlein auch so interessant und bedeutsam
zugleich für die Geschichte der siebziger
und achtziger Jahre des verflossenen Jahr-
hunderts. An dieser Stelle, wo soviel tau-
sendmal seine Handschrift gestanden, seien
den „Erinnerungen" darob besonders warme
Empfehlungen mit auf den Weg gegeben.

Kriegergrabmale. 68 Entwürfe von
J. E s c h. Text von W. F. S t o r c k.
München 1917, Verlag Piper & Co.
Das Werkchen erscheint reichlich spät
— es führt allerdings die Jahreszahl 1917 —,
dürfte aber doch noch willkommen sein,
weil es mehr als die hundert anderen Mit-
läufer prinzipielle Lösungen für einfachere
Grabdenkmäler bietet. Storck setzt den
Bildern markige Leitworte voran, aufmerk-
samster Beachtung wert. Die Abbildungen
selbst, welche denen im Felde Vorbilder
abgeben sollten, sind durchweg trefflich,
einmal, weil leicht ausführbar, dann vor
allem, weil ungemein künstlerisch empfun-
den. Über Einzelheiten, wie die Abb. Seite
9, 18, 39, 41, mag man streiten können, im
großen und ganzen hat hier ein Künstler
das Wort und stellt dem tausendfältigen
Schund Gutes entgegen. Vor allem die
jeweilige Ausnutzung landschaftlicher Ge-
staltung ist höchst nachahmenswert und
lehrreich. Das Buch sei den in Frage
kommenden Bildhauern aufrichtig empfohlen.

W.
 
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