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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Beitz, Egid: Photographie und christliche Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0079

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66

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 5

Natur, dann wird man sehen, was er aus der Natur „herausgeholt" hat, getreu
dem Worte Albrecht Dürers: „Wahrlich, alle Kunst steckt in der Natur, wer sie
herauszureißen vermag, der hat sie.'

Dieses Herausreißen des Künstlerischen aus dem Motiv vermag der Photo-
graph gleich dem Maler, jeder im Rahmen seiner Mittel. Darum ist der eine so

gut Künstler wie der
andere. Die Mehr-
zahl der Kunstzeit-
schriften und Kunst-
geschichten hat die
junge Kunst der
Photographie bisher
als Stiefkind behan-
delt und die Obsorge
dafür meist denFach-
zeitschnften über-
lassen, wo man die
Perlen derLichtbild-
nerei in die Erörte-
rung physikalischer
Gesetze und die Ent-
wicklung chemischer
Formeln gebettet
findet, — gewiß
nicht die richtige Art,
den Fernstehenden
ein neues Gebiet
des Schönen aufzu-
schließen.

Jedem Laien ist
bekannt, daß der
Photograph nicht
vollkommen aus sich
selbst schaffen kann,
sondern daß er eines
in der realen Welt
vorhandenen Mo-
tives bedarf. Dieses
muß er mit den ihm
zu Gebote stehenden
Mitteln künstlerisch erfassen. Es liegt darin zweifellos eine Begrenzung seiner
Kunst, wie wir sie bei den übrigen Kunstzweigen in dem Maße nicht kennen. Die
Fragen liegen daher nahe: Wird die Photographie mit der andern Kunst überhaupt
gleiche Wege gehen können, wird sie eigene Wege gehen müssen, und wird sie
sich nicht schließlich, wenn einmal alle ihre Mittel und Möglichkeiten erschöpft
sein werden, immer wieder selbst kopieren? Es ist heute unmöglich, diese
Fragen bejahend oder verneinend zu beantworten, da wir nicht wissen können,

Abb. 1. Porträts.

David Octavius Hill, um 1843.
 
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