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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Beitz, Egid: Photographie und christliche Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0082

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Nr. 5

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

69

Abb. 3. Kirche in Nieuport (zerstört).

Elsbeth Gropp, Köln.

Kunst, wie sie sonst so häufig in die Erscheinung tritt, besteht bei der Photographie
nicht. Insofern lebt sie noch in dem glücklichen Zustand mancher antiker and
mittelalterlicher Zeiten. Zersplitternde konfessionelle Gegensätze sind in sie noch
nicht störend hineingetragen worden. Diese Tatsache ist von wesentlicher Be-
deutung. Der Künstlerphotograph ist infolgedessen im Gegensatz zu manchen
andern Kunstgenossen nicht auf bestimmte Tendenzen festgelegt. Sein Blick dem
Motiv gegenüber ist durch nichts getrübt, und der religiöse Reiz fesselt ihn ebenso
wie der profane. Seine Kräfte sind weniger verzettelt und vor allem auf den harten
Kampf mit der photochemischen Materie eingestellt.

Der christliche und vor allem der katholische Kulturkreis sind in d;n Werken
der Kunstphotographie vortrefflich vertreten. Zum Teil liegt das gewiß daran, daß
der Photograph gleich den andern Jüngern der Kunst gern seinen Weg über die
Alpen nimmt und dort unter der günstigem Sonne an den besonders zahlreichen
Kirchen und Klöstern seine Motive findet. Aber auch unser Land hat den Photo-
graphen ein gut Teil feiner religiöser Motive geschenkt. Waltet doch auch ein
ganz übermächtiger Zauber in diesen Herrgotts- und Muttergotteswinkeln, an
den Wegkreuzen, den Heiligenhäuschen, den Blitzmarterln und all den andern
Weihestätten in und außerhalb katholischer Gotteshäuser. Dieser Zauber beruht
für den Katholiken natürlich in erster Linie auf den Erlebnissen des Glaubens,
nicht zuletzt aber auch auf den tiefen künstlerischen Eindrücken, die von den
religiösen Kultusstätten, Prozessionen und den zahlreichen andern kirchlichen
Handlungen und Feierlichkeiten ausgehen (Abb. 9—11). Der Unwiderstehlichkeit
dieser Eindrücke verdanken wir es vor allem, daß auch Andersgläubige den
 
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