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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
Nr. 5
Abb. 9. Taufgang.
Otto Scharf, Krefeld.
Die Photographen trifft an solchen Bildern auch ein gerüttelt Maß der Schuld.
Zur Zeit der Erstkommunion rührt sich die Konkurrenz besonders stark. Da gilt
es, mitzutun und das Publikum zu locken, das ja doch immer, wie man hofft, das
, liebe" bleiben und nicht an den reinen Born der Kunst, sondern auf die mit
arger List bestrichenen Leimruten der Reklame flattern wird. Ein voller Tücke
zurechtgemachtes Bild im Schaukasten wirkt für solche Zwecke Wunder.
Hin und wieder begegnet man heute erfreulicher Besserung. Was die Kom-
munikantenbilder betrifft, so liegt es teils an den Einwirkungen des Krieges, also
nicht etwa an dem Erwachen eines bessern Geschmacks, teils auch an dem Um-
stände, daß die Kommunikanten seit einiger Zeit Jüngern Alters sein sollen als
früher. Die Kleinen mit acht oder neun Jahren im Staat erwachsener Menschen
erscheinen zu lassen, wäre doch zu widersinnig gewesen. Die Mädchen sind in der
Wirksamkeit ihrer Tracht wie in den meisten Fällen auch hier den Jungen voraus.
In der als Beispiel wiedergegebenen Aufnahme (Abb. 8) erinnert die Kommuni-
kantin an die „Prozessionsengel", die schon immer ein dankbares Motiv für
Künstler gewesen sind.
Die erhabene Stimmung eines Kommuniontages in einem Porträt zum Aus-
druck zu bringen, mag vielleicht einmal einem Maler glücken, für den Photo-
graphen ist sie schwer erreichbar. Das Kommunionkind geht in anderer Stimmung
zur heiligen Feier als zum Photographen. Dieser muß sein Modell erst vor dem
Objektiv zurechtstellen. Das ist für die hohen innern Werte, die im Bildnis eines
Kommunionkindes zum Ausdruck kommen müßten, nahezu vernichtend. Wenn
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
Nr. 5
Abb. 9. Taufgang.
Otto Scharf, Krefeld.
Die Photographen trifft an solchen Bildern auch ein gerüttelt Maß der Schuld.
Zur Zeit der Erstkommunion rührt sich die Konkurrenz besonders stark. Da gilt
es, mitzutun und das Publikum zu locken, das ja doch immer, wie man hofft, das
, liebe" bleiben und nicht an den reinen Born der Kunst, sondern auf die mit
arger List bestrichenen Leimruten der Reklame flattern wird. Ein voller Tücke
zurechtgemachtes Bild im Schaukasten wirkt für solche Zwecke Wunder.
Hin und wieder begegnet man heute erfreulicher Besserung. Was die Kom-
munikantenbilder betrifft, so liegt es teils an den Einwirkungen des Krieges, also
nicht etwa an dem Erwachen eines bessern Geschmacks, teils auch an dem Um-
stände, daß die Kommunikanten seit einiger Zeit Jüngern Alters sein sollen als
früher. Die Kleinen mit acht oder neun Jahren im Staat erwachsener Menschen
erscheinen zu lassen, wäre doch zu widersinnig gewesen. Die Mädchen sind in der
Wirksamkeit ihrer Tracht wie in den meisten Fällen auch hier den Jungen voraus.
In der als Beispiel wiedergegebenen Aufnahme (Abb. 8) erinnert die Kommuni-
kantin an die „Prozessionsengel", die schon immer ein dankbares Motiv für
Künstler gewesen sind.
Die erhabene Stimmung eines Kommuniontages in einem Porträt zum Aus-
druck zu bringen, mag vielleicht einmal einem Maler glücken, für den Photo-
graphen ist sie schwer erreichbar. Das Kommunionkind geht in anderer Stimmung
zur heiligen Feier als zum Photographen. Dieser muß sein Modell erst vor dem
Objektiv zurechtstellen. Das ist für die hohen innern Werte, die im Bildnis eines
Kommunionkindes zum Ausdruck kommen müßten, nahezu vernichtend. Wenn