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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Beitz, Egid: Photographie und christliche Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0092

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Nr. 5

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

79

Abb. 10. Heiligenhäuschen.

Otto Scharf, Krefeld.

wir nicht auf die Kommunikantenbilder verzichten wollen, dann werden wir
meistens bei ihrer Betrachtung im Sinne Goethes verfahren und uns gewöhnen
müssen, In ihnen nicht sowohl das zu sehen, „was darauf steht," als dasjenige noch
einmal zu empfinden, woran die Kommunikantenbilder Erinnerungen sind.

Manche Photographien sind zwar in kompliziertem Verfahren als Einzel-
kunstwerke geschaffen, und eine Wiederholung würde ebenso mühevoll sein wie
die Wiederholung eines Gemäldes; doch steht die Photographie im allgemeinen
mit den graphischen und vervielfältigenden Künsten in einer Reihe. Sie wird
wie diese zum Schmuck großer Räumlichkeiten (z. B. Kirchen) so gut wie gar
nicht in Frage kommen. Dagegen sind gute photographische Kunstwerke ein
ganz vorzüglicher Hausschmuck dort, wo es auf bedeutende Fernwirkung nicht
ankommt (z. B. in Klöstern, Privathäusern). Der Inhalt, den solche Kunstwerke
haben können, ist durch das hier Gesagte und bildlich Wiedergegebene deutlich
genug umrissen.

Daß die Kunstphotographie bei ihren Schöpfungen ganz anders als die übrige
Kunst auf diu Wirklichkeit angewiesen ist, wurde schon zu Anfang hervorgehoben.
Der Kunstphotograph kann die Phantasie nicht frei spielen lassen wie Maler und
Bildhauer; er braucht Modelle. Bei Aufnahmen nach lebenden oder toten Modellen
wird die Illusion, die ein Kunstwerk im Beschauer hervorruft, sofort vernichtet,
wenn das Bild „gestellt" erscheint. Es bekommt dann für ihn den Eindruck der
Unwirklichkeit, der Theatermache. Solche Bilder wird niemand lange an den
Wänden haben, ohne schließlich ein Unbehagen vor ihnen zu empfinden. Kunst-
 
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