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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Zimmermann-Deissler, Eva: Die Braunfelser Madonna
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0118

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104

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 6/7

Denn auch bei ihm sind die Beziehungen zu unserem Meister augenfällig; man
beachte die Bildung von Auge und Nase, die der Locken und die charakteristische
Drapierung des Mantels. Das Werk ist, wenn man sich die unangenehmen
Ergänzungen des rechten Armes, der linken Hand und der untersten Gewand-
partie wegdenkt, eine interessante Vorstufe zu der Seminarmadonna. Der
prächtige Kopf beweist uns die gute Qualität, die Eigenhändigkeit des Stückes.
Er gestattet uns außerdem diese Kunst als mittelrheinisch .zu beanspruchen,
denn seine nächsten Verwandten sind am Kiedricher Westportal, in den kleinen
Heiligen der Frankfurter Skulpturengalerie, des Darmstädter Landesmuseums
zu suchen, Werke, die unzweifelhaft einer Mainzer Werkstatt entstammen7.

Deutlich läßt sich von dieser Gruppe eigenhändiger Stücke eine inter-
essante Pieta des Herrn W. Carl (Frankfurt a. M.) scheiden. Sie trägt alle
Merkmale des Schulwerkes, und es ist bezeichnend, wie dieser mehr nach-
empfindende Geist einen Ausgleich sucht zwischen dem herkömmlichen Pieta-
typus und der gewaltigen Neuschöpfung der Ostricher Gruppe.

Eva Zimmermann-Deißler.

7 Vgl. für Kiednch F. Luthmer, „Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungs-
bezirk Wiesbaden," Bd. I. S. 192 mit Abb., für die anderen Skulpturen A. Fei gel,
„Cicerone 1913," S. 44 und für die Werkstattzusammenhänge meinen Artikel in der
Mainzer Zeitschrift, 1915 S. 121.

BÜCHERSCHAU.

Hessenkunst, Kalender für 1920. Heraus-
geber Christian Rauch. Verlag N. G.
Elwert, Marburg.

Gern wird man den hübschen Kalender
zur Hand nehmen. Der Düsseldorfer Maler
Heinrich Otto, dessen Wiege in Hessen stand,
hat den Kalender illustriert, nicht wie es
die Buchkunst heute fordert, indem er
Kalendertext und Bildschmuck streng mit-
einander verwob, sondern Text und Bilder —
obzwar inhaltlich verwandt — führen ein
Sonderleben nebeneinander. Ottos Bilder
geben reizende Stimmungen aus Landschaft
und Ortsbildern des Hessenlandes. Der hinter
dem Kalender folgende textliche Teil zeigt,
daß das Büchlein seinen Leserkreis nur unter
den sogenannten Gebildeten sucht. Er ist
ebenfalls reich und gut illustriert. Den Kunst-
historiker interessieren besonders die wert-
vollen Beiträge von Friedrich Küch: Ludwig

Juppe, eine Nachlese, und von Ernst Zeh:
Der Kalvarienberg auf dem Kirchplatz in
Heppenheim a. d. B. Beitz.

Des Hauses Sonnenschein, die schön-
sten Kinderbilder. Mit einem Geleitwort
und 87 Abbildungen. Verlag Julius Hoff-
mann, Stuttgart.

Noch gutes Papier und gute Illustration.
In heutiger Zeit schon ohne weiteres eine
besondere Empfehlung, aber auch eine No-
blesse, die verpflichtet. Und diese Verpflich-
tung wird nicht immer gehalten, zumal dann
nicht, wenn man den Herausgeber auf den
Titel „die schönsten Kinderbilder" festlegt.
Wozu denn immer die Superlative! Das
Büchlein enthält eine Reihe hübscher Kinder-
bilder, die vorwiegend in der Richtung Kaul-
bach — Zumbusch — Stuck ausgewählt sind.
Nach dieser Richtung hin ist daher auch der
Geschmack am meisten befriedigt. Beitz.
 
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