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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Witte, Fritz: Johann Hartmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0123

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108

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 8

Abb. 3.

Abendmahl.

Menschen, die unter dem Eindruck der Naturerscheinung in Sammlung und
Ergriffenheit das Danklied und Abendgebet der Natur still mitbeten (Abb. 5). —

Wie knapp und wie prägnant ist das Bild „Transportarbeiter"! Könnte kürzer
und anschaulicher ein Geschehnis mit hell und dunkel so farbenfroh uns vor-
geführt werden ? Die räumliche Tiefe, fast einzig durch Gegeneinanderstellung
von Weiß und Schwarz erzielt, reicht bis zur völligen Illusion. Es zeugt von
einem sorgfältigen Studium der Natur, wenn eine so klare, übersichtliche Sprache
aus eines Künstlers Bilde redet.

Neben den „Transportarbeitern" arbeitet das „Schäferidyll" mit völlig anderen
Mitteln. An die Stelle der Gegenüberstellung von hellen und dunklen Flecken
tritt die lineare Behandlung. Stark hervorgehobene Konturen und hell fluten-
des Licht erwecken einen stark plastischen Eindruck. Wie wundersam hat Hart-
mann hier der Natur eine heitere Minute abgelauscht! Wie so völlig unbefangen
gibt er Beobachtetes wieder in glücklicher Betonung durch das Schnitzmesser!
Völlig versunken in seine musikalischen Ergüsse steht der Hirtenbub; erheitert
von der Musik, übermütig geworden durch die milde Herrschaft dieses Künstler-
hirten, amüsiert sich die Ziegenmutter in rührender Hingebung mit dem possier-
lichen Jungen und lehrt es zunftmäßiges Benehmen. Ein poesievoller Friede
webt um das Ganze, eine Sonnabendstimmung ruht in der Luft, üppige Frucht-
barkeit und der Duft des Grases und der Blumen dringen zu uns herüber.
Hartmann steht dem lauten Lärm des Lebens der Menschen von heute ziemlich
fern, um so näher aber steht er der Natur und dem stillen, genügsamen Leben
mit seinem Frieden und seinem Glück. Keines seiner Bilder drückt diese Ruhe
und diesen Frieden, das Endlose, Erhabene der Natur stärker aus als das un-
scheinbare Bildchen der „Flucht der hl. Familie". Hier erreicht die Landschaft
 
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