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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Witte, Fritz: Johann Hartmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0127

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112

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 8

die des großen Grünewald. Da ist alles Weichliche und Weibliche, alles Sen-
timentale und Kraftlose wie weggeblasen, mitten in dem liebevollen Versenken
in das Leid Christi packt uns eine starke Hand an und rüttelt uns auf, weckt
uns zur compassio, zum Mit-Leiden. So soll die Messe von Golgatha ja
auf uns wirken! (Abb. 8.)

Hartmann müßte nicht Kind seiner Zeit sein, wollte er nicht auch mit den
Problemen der Modernen sich befassen. Aber er tut es nicht aus dem Bedürfnis

nach Neuem des Neuen
wegen, nicht, um als fort-
schrittlich zu erscheinen^
sondern weil diese Pro-
bleme sich ihm aufdrän-
gen und Beantwortung
von ihm heischen. Es
ist mir gar nicht merk-
würdig, daß solche —
Versuche wollen wir sie
einmal nennen — zwi-
schen seinen anderen dem
Gegenständlichen ent-
nommenen Bildern her-
laufen. Sie sind für ihn
Experimente, Moment-
eindrücke seiner Seele,
deren Wiedergabe er für
sich allein, aber nicht für
die Öffentlichkeit schafft.
Deshalb gibt er selbst
auch zu solchen „Seelen-
bildern" den Kommen-
tar, weil er verstän-
digerweise von keinem
Menschen verlangt, daß
dieser ohne Aufklärung
die Vorstellungen seiner
Künstlerseele erkenne.
„Das Grab" benennt er

„Folget mir na*! AbbJldung , , , AUe Men.

sehen haben das gleiche Ziel für ihr Erdenleben, eben das Grab. In dieses
Grab münden alle Wege, die wir gehen, die Wege der Großen und Erd-
gewaltigen wie der Kleinen und Unscheinbaren. Mit hohen Idealen und großen
Zielen im Herzen und im Streben schreitet der gereifte Mann seinen Lebensweg
voran. Der Erfolg kommt, der Weg weitet sich aus. Rückschläge kommen und
Enttäuschungen; dornenvoll, beängstigend schmal wird der Weg, bis neues Kraft-
aufgebot und neuer Mut auch neue Erfolge bringen: der Weg breitet und dehnt
sich. Über diesem Auf und Ab naht das Alter; die Kraft, die Spannkraft vor
allem der Seele gibt nach; hier und dort rafft sich auch in später Lebensstunde

Abb. 7.
 
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