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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Witte, Fritz: Apokryphe, legendarische und volkstümliche Elemente in den Weihnachtsbildern des ausgehenden Mittelalters
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0139

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Nr. 9

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

123

Abb. 5. Flucht nach Ägypten.

<Kupferstich von Schongauer.)

Abb. 6. Flucht nach Ägypten.

<Holzschnitt von Dürer.)

charakteristischen, auf die Kölner Schule zurückgehenden Engelchen, welche das
Tuch halten; bei beiden die gleiche Fassung des Bildes vom himmlischen Vater;
bei beiden das Fehlen des hl. Josef (Abb. 1 u. 2).

Zu der Zeit, in der dieser Altar entstanden ist, hatte sich in den Niederlanden
bereits ein feststehender Typus für die Weihnachtsbilder herausgebildet. Wir
werden fast immer in eine echt deutsche Landschaft versetzt; blaue Berge schließen
den Hintergrund ab, Flüsse durchziehen die Felder, auf den Wegen ziehen Land-
leute mit Wagen und Pferd zur Stadt oder zur Mühle4. Der Vorgang der Geburt
hat sich abgespielt in einem mehr oder minder primitiven Stalle oder in einer
Ruine, die den Tieren des Feldes Unterschlupf bietet. Wenngleich in allen Volks-
weisen und allen Legenden immer wieder ein Hinweis auf die winterliche Kälte
erfolgt, so prangt doch die Landschaft stets im saftigen Grün des Hochsommers,
und Maria mit dem Kinde befindet sich zumeist in einer offenen Halle, die nur
von zwei oder drei Wänden umschlossen ist.

Dagegen wird ein schon im frühen Mittelalter bekanntes Requisit der Krippen-
darstellung nur selten vergessen: Ochs und Esel. Ihre Einführung in die Weih-
nachtsbilder erfolgte wohl infolge weit hergeholter Auslegung einer in der Sep-
tuagmta sich findenden Stelle bei Habakuk: inmitten zweier Tiere wirst du
erkannt werden. Auch das apokryphe „Evangelium von der Kindheit des

So auf einem Bilde vom Meister von Polling in der Augsburger Galerie. S. H.Brandt,
„Anfänge der deutschen Landschaftsmalerei im XIV. und XV. Jahrhundert". Studien zur
deutschen Kunstgeschichte, Heft 154. Straßburg, Heitz, 1912. Tafel XXIV.
 
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