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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Beitz, Egid: Weihnachten bei Albrecht Dürer
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0144

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128

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 9

den Anschein hat. Das An-
betungsmotiv bringt eine weihe-
volle Stille und eine fromme
Freude in alleWeihnachtsthemen
Dürers. Sein Kupferstich von
1504, der auch kurzweg „Weih-
nachten" genannt wird, ist eine
der reizvollsten Darstellungen
(Abb. 1). Nur der hl. Josef
kann sich dort noch nicht so ganz
in Ruhe der glücklichen Stunde
freuen. Die nun größere Familie
bringt ihm auch größere Sorgen ;
und er ist eifrig damit beschäf-
tigt, aus dem Eimer eines Zieh-
brunnens Wasser in einen Krug
zu gießen.

Auf dem Hauptbilde des Baum-
gartnerschen Altars in München
aus dem gleichen Jahre kann
St. Josef an der Anbetung des
Kindes teilnehmen. Kleine Engel
haben ihm die Sorge um das
Neugeborene abgenommen. Die-
ses kommt hier mehr zur Geltung
als auf dem Kupferstich. Es ist
dem Beschauer zugewandt und
bewegt lebhaft die Händchen. Engel, die sich um das Jesuskind bemühen und
sich an ihm freuen, treten von nun ab immer in Dürers Weihnachtsdarstellungen
auf, so in den Holzschnitten aus dem Marienleben (Abb. 2) und in der sogenann-
ten kleinen Passion. Die Freude der Engel an dem Jesuskinde spinnt Dürer auch
noch weiter aus in die nachweihnachtliche Zeit bei zahlreichen Madonnendar-
stellungen, ganz besonders aber in einer farbigen Federzeichnung der heiligen
Familie vom Jahre 1509.1 Dort sitzt Maria mit dem Kinde unter stattlicher
Renaissancehalle in deutscher Landschaft. Das Kind hält in der rechten Hand
einen Apfel und in der linken einen Vogel. Vor der Gruppe auf dem Boden steht
ein Korb mit Obst, spielen Hasen und musizieren kleine Engel. Mutter und Kind
lauschen andächtig dem Konzert der Engel. Nur Josef bemerkt von allem nichts.
Er ist am Tische eingenickt, eine mächtige Weinkanne steht vor ihm und gibt
zugleich eine Erklärung für seinen tiefen Schlaf.

Von 1514 ist eine Zeichnung Dürers zu einem Weihnachtsbilde erhalten, die
vielleicht als Entwurf zu einem nicht ausgeführten Holzschnitt anzusehen ist(Abb.3).
Wenn man sich vergegenwärtigt, daß 1514 auch die Melancholie und der Hiero-
nymus im Gehäus entstanden sind, wird die wundervolle Stille und Innigkeit, die
gerade in diesem Blatte zum Ausdruck kommt, ohne weiteres klar. Maria und

Abb. 2.

Albredit Dürer, Holzschnitt, um 1505.

Leicht zugängliche Abbildung bei Knackfuß, Dürer, S. 61.
 
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