Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

DOI Artikel:
Beitz, Egid: Diözesanmuseen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0177

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
160

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 10/11

Auch heute noch würde sich durch Tausch vielleicht mancher Sammel-
zweig der kirchlichen Museen erweitern und manche Lücke schließen lassen.
Aber auf dem Gebiete der Kunst gibt es keine Dubletten wie etwa in einer
Freimarken- oder Liebigbildersammlung, von denen man sich leichten Herzens
trennen könnte in dem sichern Bewußtsein, etwas Gleichwertiges dafür zu be-
kommen ; ganz abgesehen davon, daß juristisch schwerwiegende Bedenken dagegen
geltend gemacht werden könnten, wenn ein Museum sich eines Gegenstandes ent-
äußerte, der ihm zum Beispiel als Geschenk zufiel. Der Geschenkgeber wird In
den meisten Fällen sein Geschenk nur zur Aufstellung in dem Museum und
nicht zum Zwecke der Veräußerung hergegeben haben. Auch die zwar kleine,
aber juristisch erhebliche Schwäche, daß der Name des Donators nun in den
Registraturen und Bezettelungen des Museums weiterlebt, wird den Schenkungs-
willen vielfach mitbestimmt haben. Es wäre daher gegen jedes Rechtsgefühl,
wollte sich ein Diözesanmuseum über den Willen der Donatoren hinwegsetzen
und gewissermaßen mit ihren Geschenken Handel treiben.

Juristische Bedenken sind es auch vorwiegend, die zur bessern Auswertung
eines Diözesanmuseums sein Aufgehen in eine andere Sammlung verhin-
dern. Dagegen wird man keine stichhaltigen Gründe gegen den Anschluß
an ein2 andere gleichartige Sammlung geltend machen können, wenn sich
beide zu einem fruchtbaren Ganzen vereinigen. Äußerlich kann dabei doch
eine Trennung der Objekte durchgeführt und der verschiedene Besitzstand
durchaus gewahrt bleiben. Die Frage der Leitung solcher zuzammengefaßten
Sammlungen ließe sich, zumal es sich nur um den Zusammenschluß gleich-
artiger, also vorwiegend kirchlicher Sammlungen handeln könnte, bei einigem
guten Willen aller Beteiligten unschwer lösen. Jedenfalls wäre es sehr prak-
tisch für den diözesanmusealen Teil, dem Leiter des Gesamtmuseums, wenn
er nicht selbst Kleriker ist, einen kunsthistorisch wohlgeschulten Geistlichen
an die Seite zu geben. Dieser hätte auch die in den Bereich der bildenden
Kunst fallenden Arbeiten der Diözese mitzubearbeiten. Es würde dann auch
endlich viel Dilettantisches, Kritikloses und Ungesundes aus dem Wirkungskreis
der Diözesanmuseen ferngehalten. Denn darüber besteht kein Zweifel, die in
mancher Beziehung so dankenswerte ehrenamtliche Tätigkeit hat eine Fülle von
nicht gerade erfreulichen Blüten getrieben. Die ehrenamtliche Tätigkeit ent-
faltet sich meist in Anlehnung an das Diözesanmuseum im Rahmen eines christ-
lichen Kunstvereins, der nicht bloß den Ausbau der Sammlungen, sondern auch
die Pflege der schaffenden christlichen Kunst auf seine Fahnen geschrieben hat.
In säuberlich gedruckten Jahresberichten findet man die Meinungen und Taten
solcher Kunstvereine der Nachwelt überliefert. Blättert man darin, so stößt
man zunächst immer wieder auf schwülstige Äußerungen eines Personenkults,
der selbst den unmittelbar davon Betroffenen unbehaglich sein muß. Von den
in solchen Jahresberichten niedergelegten wundersamen Anschauungen mögen
einige Proben einen Beweis liefern:

Ein „alter (!) romanischer Kruzifixus" wird abgebildet und zwei Blätter
weiter sieht man einen „hochgotischen" Kruzifixus, bei dem erst im Text die
Aufklärung gegeben wird, daß er neu ist. Der Belehrung suchende, kunst-
kritisch harmlose Leser muß sich recht genasführt vorkommen, wenn solche
 
Annotationen