Erich Gierte, München. Meine Tochter
Ausstellung „Junge Kunst", Wien
Worin also das Wesen einer malerischen Malerei be-
schlossen sei, wird keiner fragen, der es in dieser
Ausstellung in so lebendiger Verkörperung und sel-
tener Dichte zu Gesicht bekommt. Alle Symbolik,
alle Gedankenmalerei, alle gemalte Literatur ist aus
diesen Räumen verbannt, damit die Farbe und die
aus ihr erwachsende Form um so reiner klingen. Die
Farbe ist das Element, aus ihr baut sich die Fläche
zum Bild, darin alles Organische als eine göttliche
Einheit begriffen ist, unzerdacht, ungeteilt und nicht
reflektiert.
Es ist ein seit den Tagen des Impressionismus ver-
breiteter Irrtum, daß der malerischen Bildgestaltung
notwendig eine Auflösung der Form vorausgehen
müsse. Wenn man aus einer naturalistischen Konzep-
tion zum Malerischen vordringen will, so mag das
bei vielen nicht zu umgehen sein — obgleich man
diese Unumgänglichkeit mit Leibi und manchen an-
deren „Naturalisten" des 19. Jahrhunderts weit ver-
weisen könnte — aber es ist ja nun schließlich nicht
so, als ob die Entwickelungsstufen, die zwischen dem
Impressionismus des 19. Jahrhunderts und uns lie-
gen, einfach nicht dagewesen seien. Natürlich haben
wir Cezanne und van Gogh und Münch gehabt und
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Ausstellung „Junge Kunst", Wien
Worin also das Wesen einer malerischen Malerei be-
schlossen sei, wird keiner fragen, der es in dieser
Ausstellung in so lebendiger Verkörperung und sel-
tener Dichte zu Gesicht bekommt. Alle Symbolik,
alle Gedankenmalerei, alle gemalte Literatur ist aus
diesen Räumen verbannt, damit die Farbe und die
aus ihr erwachsende Form um so reiner klingen. Die
Farbe ist das Element, aus ihr baut sich die Fläche
zum Bild, darin alles Organische als eine göttliche
Einheit begriffen ist, unzerdacht, ungeteilt und nicht
reflektiert.
Es ist ein seit den Tagen des Impressionismus ver-
breiteter Irrtum, daß der malerischen Bildgestaltung
notwendig eine Auflösung der Form vorausgehen
müsse. Wenn man aus einer naturalistischen Konzep-
tion zum Malerischen vordringen will, so mag das
bei vielen nicht zu umgehen sein — obgleich man
diese Unumgänglichkeit mit Leibi und manchen an-
deren „Naturalisten" des 19. Jahrhunderts weit ver-
weisen könnte — aber es ist ja nun schließlich nicht
so, als ob die Entwickelungsstufen, die zwischen dem
Impressionismus des 19. Jahrhunderts und uns lie-
gen, einfach nicht dagewesen seien. Natürlich haben
wir Cezanne und van Gogh und Münch gehabt und
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