Foto Schuck, Charlottenburg
Rudolf Hellwag. Belebter Park
Rudolf Hellwag
Es ist oft darüber gestritten worden, ob der Kunstbe-
trachter die ihm vorliegenden Kunstwerke für sich
allein zu behandeln und dabei aus seinem Gedächtnis
und Gefühl auszuschalten habe, was er von der Per-
sönlichkeit dessen, der sie geschaffen hat, weiß, oder
ob er sein Verstehen durch diese Kenntnis dürfe stüt-
zen und erweitern lassen. Die Anhänger der strenge-
ren Auffassung kommen mit letzter Folgerichtigkeit
dazu, den Künstler als ein Medium und sein Werk
als Produkt der zeitlichen Volksgemeinschaft, das
nach Begnadung zurückerstattet wird, einzuschätzen;
sie fordern damit fast mehr, als dem Kunstgenuß der
Laien zuträglich ist und verleiten den Schaffenden
selbst zuweilen dazu, sich ohne tiefere Selbstprüfung
und vorbehaltlos den Richtungen anzuschließen, die
jeweils als Ausdruck der Gegenwart gelten oder es zu
sein scheinen. Dem stehen Betrachter gegenüber, die
gar noch am Schaffensprozeß etwas teilzunehmen
glauben und von dem, was sie von der betreffenden
Künstlerpersönlichkeit, von seiner Lebensauffassung
und -Lage wissen, ihre Anschauung begleiten lassen.
Es ist schwer, in diesem Widerstreit der Meinungen
eine allgemein gültige Entscheidung zu treffen. Der
Verfasser dieser Zeilen will aber bekennen, daß er
dem Schöpfer der hier abgebildeten Werke sehr nahe-
stand, weil er mit ihm eine gemeinsame Jugendzeit
und schon das erste Aufkeimen seines künstlerischen
Schaffensdranges erlebte.
Ludolf Hellwag verbrachte entscheidende Kindheits-
jahre in Innsbruck, seiner Geburtsstadt, und in Zürich.
Die dort empfangenen Eindrücke einer großen Land-
schaft verbanden sich dann mit denen an den vielen
silbergrauen holsteinischen Seen und in den tiefgrü-
nen Buchenwäldern, die sich um das idyllische Eutin,
der Heimat seiner Eltern, ausbreiten, und an der
nahe grenzenden [Meeresküste. Hier keimte sein
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Rudolf Hellwag. Belebter Park
Rudolf Hellwag
Es ist oft darüber gestritten worden, ob der Kunstbe-
trachter die ihm vorliegenden Kunstwerke für sich
allein zu behandeln und dabei aus seinem Gedächtnis
und Gefühl auszuschalten habe, was er von der Per-
sönlichkeit dessen, der sie geschaffen hat, weiß, oder
ob er sein Verstehen durch diese Kenntnis dürfe stüt-
zen und erweitern lassen. Die Anhänger der strenge-
ren Auffassung kommen mit letzter Folgerichtigkeit
dazu, den Künstler als ein Medium und sein Werk
als Produkt der zeitlichen Volksgemeinschaft, das
nach Begnadung zurückerstattet wird, einzuschätzen;
sie fordern damit fast mehr, als dem Kunstgenuß der
Laien zuträglich ist und verleiten den Schaffenden
selbst zuweilen dazu, sich ohne tiefere Selbstprüfung
und vorbehaltlos den Richtungen anzuschließen, die
jeweils als Ausdruck der Gegenwart gelten oder es zu
sein scheinen. Dem stehen Betrachter gegenüber, die
gar noch am Schaffensprozeß etwas teilzunehmen
glauben und von dem, was sie von der betreffenden
Künstlerpersönlichkeit, von seiner Lebensauffassung
und -Lage wissen, ihre Anschauung begleiten lassen.
Es ist schwer, in diesem Widerstreit der Meinungen
eine allgemein gültige Entscheidung zu treffen. Der
Verfasser dieser Zeilen will aber bekennen, daß er
dem Schöpfer der hier abgebildeten Werke sehr nahe-
stand, weil er mit ihm eine gemeinsame Jugendzeit
und schon das erste Aufkeimen seines künstlerischen
Schaffensdranges erlebte.
Ludolf Hellwag verbrachte entscheidende Kindheits-
jahre in Innsbruck, seiner Geburtsstadt, und in Zürich.
Die dort empfangenen Eindrücke einer großen Land-
schaft verbanden sich dann mit denen an den vielen
silbergrauen holsteinischen Seen und in den tiefgrü-
nen Buchenwäldern, die sich um das idyllische Eutin,
der Heimat seiner Eltern, ausbreiten, und an der
nahe grenzenden [Meeresküste. Hier keimte sein
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