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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 58.1942-1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.16491#0120

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andere, wie die Porträts von Ibsen, Hauptmann. Leistikow
werden in der Nationalgalerie, im Deutschen Theater und an
anderen öffentlichen Stellen stets von der hohen künstleri-
schen Bedeutung Max Kruses, der auch interessante Bühnen-
bilder zu Maeterlincks, Hofmannsthals. Wildes Werken schuf,
zeugen. Charakteristisch für den Problemsucher ist seine im
Jahre 1925 erschienene Schrift ,,Die Bedeutung der Form in
Kultur, Kunst und Leben". — Emil Rudolf Weiß, der jahr-
zehntelang an den Berliner Vereinigten Staatsschulen unter-
richtet hat, ist in Meersburg im Alter von 67 Jahren gestor-
ben. Es mag wenige Künstler geben, die jedes, auch das
kleinste Werk so treu und gewissenhaft auf die Flugbahn
des Handwerklichen gestellt und ihm dadurch den sicheren
Aufschwung ermöglicht haben. Dadurch ist Weiß der unver-
gleichliche Führer der Jugend geworden. Seinen Anfang nahm
der Künstler mit Glasfenstern und Mosaiken, die er für Ost-
haus in Hagen schuf; dort wurde Peter Behrens auf seine
graphische Begabung aufmerksam und führte ihn weiter auf
dieser Bahn, auf der Weiß dann seine vorbildlichen Leistun-
gen vollbrachte. Es ist nicht zuviel gesagt, daß die gesamte
deutsche Buchgraphik der Gegenwart sowohl in Druckschrift
wie in Ornament und Einband seinen geistigen Stempel trägt.
Als Maler schöner, in sicherem Rhythmus bewegter Frauen-
gestalten und dekorativer Landschaften ist Emil Rudolf Weiß
in den Ausstellungen der letzten Jahrzehnte weiten Kreisen
bekannt geworden. Fritz Hellwag

DÜSSELDORF. Die Galerie Vömel stellte im Novem-
ber Zeichnungen von Werner Heuser aus, die den Künstler
von einer ganz neuen Seite zeigen. Heusers Zeichnungen sind
reine Landschaftskunst. Sie sind erwachsen aus einem fast
frommen Naturgefühl, aus Stille, Einsamkeit und einem inni-
gen Einssein mit den elementaren Mächten. Sie sind alles
andere als beschaulich; sie sehen nicht die nahen und kleinen
Dinge, sondern suchen die kosmische Weite: Meer und Hoch-
gebirge, Spiel der Sonnenstrahlen, Schneeflächen, ziehende
Nebel und Flockenfall. Bei aller Ausdruckskraft seiner zügigen
Linie sucht er immer flächenhafte Wirkungen, die bei reiner
Schwarz-Weiß-Kunst am stärksten sind. Klapheck-Strümpell

LlTZMANNSTADT. Im Rahmen der diesjährigen kulturellen
Veranstaltungen der Stadt Litzmannstadt fand auch eine

Kunstausstellung statt. Sie war dem Wirken zweier gebürti-
ger Litzmannstädter gewidmet, die seit 10 bzw. 25 Jahren in
München wirken: der Bildhauerin Marta Kronig und des
Malers Otto Pippel. Marta Kronig schafft Plastiken, die kraft-
voll sind in der Form und zart im Ausdruck. Ganz besonders
gut sind ihre Kinderköpfe und ihre musikalischen Impressio-
nen. Sehr vielseitig ist die Kunst Otto Pippels. Beseelte Natur-
schilderungen und feine Innenraumbilder mit Musizierenden
sind mit die wertvollsten Äußerungen dieses begnadeten
Talents.

Pippel wird für das neue Litzmannstädter Rathaus ein Bild
aus der heimischen Landschaft malen, das als Hintergrund
die Silhouette von Litzmannstadt zeigen wird. Marta Kronig
wird für einen der Litzmannstädter Stadtparks einen Mär-
chenbrunnen schaffen. Sehr.

STUTTGART. Der Württembergische Kunstverein zeigt aus
Anlaß des 50. Geburtstages des Bildhauers Fritz von Gräve-
nitz eine übersichtliche Schau über dessen Werke. Eine An-
zahl der Arbeiten sind öffentlichen Charakters und wurden in
photographischen Aufnahmen vorgeführt. Der Bildhauer ver-
fügt hier über eine vereinfachte Formgebung, die nach innerer
Verlebendigung strebt. Sehr reizvoll sind seine Tierplastiken
und die Arbeiten barocken Einschlags. In interessantem Gegen-
satze zum Statuarischen stehen die zartfarbigen Werke der
Malerei des Künstlers.

Professor Hans von Heider ist nun 75 Jahre alt geworden.
Mehrere Säle sind angefüllt mit seinen Werken, vorwiegend
landschaftlichen Charakters, vieles davon ist in den letzten
Jahren in unermüdlicher Tätigkeit entstanden — daneben
erfreuen die malerisch so delikaten Bilder aus seiner frühen
Münchener Zeit. — Als zwei weitere Jubilare dieser Ausstel-
lung sind die beiden Stuttgarter Maler Leo Bauer und Julius
Koch zu nennen.

Das Kunsthaus Schaller zeigt innerhalb seiner reizvoll autge-
machten Weihnachtsaustellung die geschlossene Kollektion des
Malers Horst Bodemann-Köln, der durch die geschlossene Tek-
tonik seiner Bilder, unter denen einige Porträts besonders her-
vortreten, zu interessieren vermag.

Karl Einhart, Konstanz, verleiht der Schönheit der Bodensee-
landschaft beredten farbigen Ausdruck. M. H. Schillinr:

Kunstliteratur

Eugen Kalkschmidt:

Ludwig Richter, sein Leben und Schaffen

Mit 8 Bildtafeln in Vierfarbendruck, 12 einfarbigen Bildtafeln
sowie 202 Textseiten mit 112 Abbildungen. G. Grote'sche Ver-
lagsbuchhandlung, Berlin.

Dies „neue prächtige Hausbuch deutscher Kunst" ist mehr als
willkommen. Denn Richter ist uns als letzter Spätromantiker
nicht nur in weithin bekannten, poesievollen Holzschnitten,
sondern auch in farbigen Meisterwerken lebendig. Auch war
es notwendig, die nur bis 1836 reichenden Lebenserinnerun-
gen, die Tagebücher und „Traktate über Landschaftsmalerei",
wie es in dem warmherzigen Text geschieht, zu ergänzen.
Man erfährt von der Entstehung des ersten Gemäldes, der
Romreise und der Freundschaft mit den dortigen Kloster-
brüdern. Man hört aber auch, wie Richter in Rom seine ur-
deutsche Art bewahrt und schon damals ein Bekenntnis zur

deutschen Landschaftsmalerei ablegt. Wie er diese deutsche
Landschaft im Sinne eines Novalis auch inhaltlich romanti-
siert. Wie er fordert, nicht nur, was man sieht, sondern auch,
was man in sich sieht, künstlerisch zu gestalten. Schnorr wird
ihm mit den Arbeiten im Casino Massimi, dann später
Schwind, den er besucht, Vorbild. Er liest Jungstilling (wer
kennt ihn noch'?), die Märchen des Musäus, die er illustriert.
Er liebt die Musik und die Freundschaft mit Musikern. Es
entstehen auch Radierungen neben großen Holzschnittfolgen.
Er erhält ein Lehramt in Meißen, dann in Dresden und die
F.hrenmitgliedschaft der Münchener Kunstakademie. Er ver-
ehrt Augustinus und Thomas a Kempis und bindet sich den-
noch an keine kirchlichen Dogmen, in schlichter natürlicher
Frömmigkeit. Eine zweite späte Romreise wird ihm, dem
Deutschen, zur Enttäuschung. Noch das letzte seiner Gemälde
..Im Juni" beweist dies. Er schuf im besten Sinne Kunst fürs
Volk, nicht nur für das Haus. Nasse

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