Foto J. Scherb, Wien
Vladimir Kirin. Paris, Pont Neuf
Kroatische Kunst
Ausstellung in der Preußischen Akademie der Künste in Berlin und im Künstlerhaus in Wien. Von Fritz Hellwag
Dieser sehr interessanten Ausstellung wurde in un-
serem Februar-März-Heft auf Seite 155 bereits
ein Vorbericht gewidmet, und wir freuen uns, heute
einige Werke im Bilde vorführen zu können.
Sehr alt ist der Boden und jung diese Kunst, die ihm
seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ent-
wuchs. Das größere und jetztwieder geeinte Kroatien
begründet dieses Aufblühen als eine „Beaktion ge-
gen die Härten des österreichischen Absolutismus,
der das Bestreben erweckt habe, kulturelle und künst-
lerische Einrichtungen — gemeint ist die Gründung
der Akademie der Wissenschaften und einer Gemälde-
galerie in Zagreb — auf nationaler Basis ins Leben
zu rufen". Gleichwohl hat dieser nationale Trieb,
ohne zum geschlossenen Durchbruch kommen zu
können, seit jeher bestanden, nur war er eben durch
die in tausend Jahren wechselnden Einflüsse der Bö-
rner, Griechen, Venezianer und Mohammedaner über-
deckt. Aus diesem Doppelzustand mag er erklärlich
sein, daß auch jetzt, kein Ausdruck einer verhaltenen
sogenannten Volkskunst zu bemerken ist, wohl aber
ein Zug ins Große, dies in der Plastik, und ein Drang
in die Weite, dies in der Landschaftsmalerei. Ivan
Mestrovic. der schon längst berühmt gewordene Bild-
hauer, und neben anderen der Maler Vladimir Becic
scheinen in ihrer Kunst diesen nationalen Trieb zu
verkörpern. Bevor das hat geschehen können, mußte
eine Reihe von älteren Künstlern den Grund legen
und dafür sich selbst die Ausbildung im Auslande,
meist in München und Wien, suchen. Fast alle diese
Kunst für Alle, Jahrg. 58, Heft 8, Juni 1943
169
Vladimir Kirin. Paris, Pont Neuf
Kroatische Kunst
Ausstellung in der Preußischen Akademie der Künste in Berlin und im Künstlerhaus in Wien. Von Fritz Hellwag
Dieser sehr interessanten Ausstellung wurde in un-
serem Februar-März-Heft auf Seite 155 bereits
ein Vorbericht gewidmet, und wir freuen uns, heute
einige Werke im Bilde vorführen zu können.
Sehr alt ist der Boden und jung diese Kunst, die ihm
seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ent-
wuchs. Das größere und jetztwieder geeinte Kroatien
begründet dieses Aufblühen als eine „Beaktion ge-
gen die Härten des österreichischen Absolutismus,
der das Bestreben erweckt habe, kulturelle und künst-
lerische Einrichtungen — gemeint ist die Gründung
der Akademie der Wissenschaften und einer Gemälde-
galerie in Zagreb — auf nationaler Basis ins Leben
zu rufen". Gleichwohl hat dieser nationale Trieb,
ohne zum geschlossenen Durchbruch kommen zu
können, seit jeher bestanden, nur war er eben durch
die in tausend Jahren wechselnden Einflüsse der Bö-
rner, Griechen, Venezianer und Mohammedaner über-
deckt. Aus diesem Doppelzustand mag er erklärlich
sein, daß auch jetzt, kein Ausdruck einer verhaltenen
sogenannten Volkskunst zu bemerken ist, wohl aber
ein Zug ins Große, dies in der Plastik, und ein Drang
in die Weite, dies in der Landschaftsmalerei. Ivan
Mestrovic. der schon längst berühmt gewordene Bild-
hauer, und neben anderen der Maler Vladimir Becic
scheinen in ihrer Kunst diesen nationalen Trieb zu
verkörpern. Bevor das hat geschehen können, mußte
eine Reihe von älteren Künstlern den Grund legen
und dafür sich selbst die Ausbildung im Auslande,
meist in München und Wien, suchen. Fast alle diese
Kunst für Alle, Jahrg. 58, Heft 8, Juni 1943
169