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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 58.1942-1943

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Christoffel, Ulrich: Der Bildhauer Georg Brenninger
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https://doi.org/10.11588/diglit.16491#0107

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Der Bildhauer
Georg Brenninger

Von Ulrich Christoffel

Peter

Heute ist es der "Wille der Künstler einfach zu sein in das dem Leben aufgedrückt wird, sondern sie wächst
der Gestaltung und die Form wachsen zu lassen wie aus dem Leben hervor und der Künstler wartet, daß
eine Pflanze. Was einer Aufgabe nicht vollkommen sie sich ihm mitteilt und eröffnet. Der Künstler
entspricht und wras der nackte künstlerische Trieb zur arbeitet ohne Werkzeug und ohne Hilf smittel aus dem
Verwirklichung der Rundung nicht braucht, wird Instinkt, und der Instinkt hat die künstlerische Intel-
weggelassen. Die Form ist nur der Träger des Lebens, ligenz und die ausführende Hand zu einem Organ
das sie wiedergibt. Sie ruht in ihrem Gleichgewicht verbunden. Der Künstler wächst und reift in seinem
und sättigt sich langsam in sich selber. Der Künstler Wirken. Der Stoff erfüllt sich mit dem Leben und
möchte in seinem "Wirken alles vermeiden, was man wandelt sich zur Form, und dann geschieht es, daß der
als Stilisierung, als gewollte Wirkung oder selbst als Sinn des Kunstwerkes unversehens erreicht ist. Die
betonte Vereinfachung bezeichnen könnte. Das Ein- plastische Gestalt besteht unabhängig vom Modell und
fache ergibt sich von selbst. Es darf nicht gesucht oder Vorbild und gehört sich selber. Sie ist aber nicht
erzwungen werden. Wenn der Künstler mit der Natur Kunst um der Kunst willen, sondern künstlerisches
und mit dem eigenen Dasein in Einklang steht, dann Gewächs um des Lebens wällen.

kann er in seinem Werk viele, weite Wullen des Emp- Diese Betrachtungen über das künstlerische Arbeiten

findens sammeln, binden und verdichten und seine sind angeregt durch die Bildnereien von Georg Bren-

Form geht immer als etwas Einfaches aus seiner Hand ninger. Er war Schüler von Hermann Hahn an der

hervor. Er erstrebt keinen persönlichen Ausdruck, Münchner Akademie und hörte von seinem Lehrer,

durch den er sich unterscheidet und auffällt. Er ver- daß die Plastik versteinerte Ruhe sei. Ruhe bedeutet

neint sich selber und wie die unbekannten Meister der ihm in der Plastik mehr als Bewegung. Es gibt keine

Vergangenheit will er nur den Tropfen, den er aus Regeln darüber, ob die Bildhauerei bewegte oder

dem Fluß des Lebens auffängt, ganz rein und voll ruhende Figuren darstellen oder erstreben soll, son-

schöpfen, um darin dem Vergänglichen Dauer zu ge- dem hängt vom Temperament und von der Phantasie

ben. Die Gestaltung wird befreit von dem Schulmä- oder dem Stilgefühl der einzelnen Bildhauer ab. Der

ßigen, Dekorativen. Gefälligen. Sie ist nicht das Siegel, eine hört auf die innere Stimme, der andere sucht für

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