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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 58.1942-1943

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Klapheck, Anna: Zeitgenössische toskanische Künstler
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Hellwag, Fritz: Herbstausstellung der Preußischen Akademie der Künste
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https://doi.org/10.11588/diglit.16491#0119

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ligen Marmorbildnis ..Giuliana"' von Antonio Berti figur Marainis. der ..Ceres"' von Moschi und der ,,Xa-

und den bei aller modernen psychologischen Durch- jade"" Innocentis, in anderer Weise auch in dem

dringung doch scheu - verhaltenen Mädchenköpfen Bronzekopf eines „Verwundeten Boxers" von Bo-

Innocentis, der auch das alte Problem farbiger Pia- manelli, der an spätrömische Gestalten erinnert. Da-

stik aufnimmt. Die kühl-sachliche Beobachtung des neben gibt es auch Arbeiten, die von solchen Bindun-

männlichen Antlitzes ist gleichfalls altes florenti- gen frei sind, so der streng kubisch empfundene

nisches Erbe, Arbeiten von Griselli, Serafini und Marmorakt Martinis und verschiedene köstlich-

Granchi gehören in diese Bichtung. Antike Erinne- lebendige Tierplastiken,
rungen leben in dem strengen Umriß der Mädchen-
Herbstausstellung der Preußischen Akademie der Künste

Dem unlängst in sehr hohem Alter gestorbenen Mitglied Pro- hebende Wirkung aus. Neben ihr steht in innerlicher Ver-
fessor Hans Herrmann ist ein Ehrensaal gewidmet, wandtschaft Richard Scheibej mit zwei schönen Werken,
mit Ölgemälden und Aquarellen gefüllt, die, auch in den viel Mit reichlich 200 Werken sind die Gäste der Akademie ver-
später geschaffenen Werken, jene Kunst repräsentieren, die treten; den Verkehrsverhältnissen entsprechend sind die mei-
bei Beginn des Impressionismus ganz bewußt haltgemacht slen Einlieferungen von Berlin aus erfolgt, was die Umschau
hat. Herrmann fand sich schon in sehr jungen Jahren durch ein wenig beeinträchtigt. Da wir aber die Rheinländer und
Medaillen und einen schnell wachsenden Abnehmerkreis in Schlesier unlängst in Berlin zu Gaste hatten, kann die Erinne-
seiner Art so bestätigt, daß er keine Veranlassung für sich rung ein Gesamtbild doch ergänzen. Man empfindet, daß auch
sah, sich mit hereinbrechenden Problemen zu beschäftigen. in Berlin die Künstlerpersönlichkeiten sich wieder mehr mit
So sind sich seine holländischen Kanal- und Fischerbilder ihrer selbsterworbenen Schaffensweise hervorwagen und daß
äußerlich fast gleich geblieben, wenn auch die koloristische die erkünstelte Nachfolge Caspar David Friedrichs, Brueghels
und tonige Ursprünglichkeit sich mit der Zeit etwas ge- und der Frührenaissance im Abnehmen begriffen ist. So ist
schwächt hat. Immerhin ist die malerische Geschlossenheit also in der Mehrzahl der hier ausgestellten Werke das Wollen
seiner Bilder bis zuletzt bemerkenswert und in mancher Hin- erkennbar, etwas Eigenes zu leisten; das Gemeinsame wird
sieht lehrreich geblieben. Stellt man ihm seinen Altersgenos- sich von selbst ergeben und kann nicht an den Anfang ge-
sen Philipp Franck, der früh und mit vollen Segeln in den stellt werden, weil es anders den einzelnen mutlos macht und
Pleinärismus zog, gegenüber, so merkt man erst die große, die Ursprünglichkeit beeinträchtigt.

zwischen ihnen liegende Spanne der Zeiten. Zwischen ihnen Wenn nur z. B. die Landschafter das Licht mit eigenen Augen

steht etwa Otto Heinrich Engel, der stets der feine, stille erfassen, dann wird man ihrer Art gern zustimmen, sei es, daß

Sucher geblieben ist. Arthur Kampf ist mit einem eigenarti- etwa Birkle oder Zeller seine Kälte, Graf Luckner seine durch-

gen Werk ,,Der Weg in die ewige Nacht" erschienen, auf dem glühte Wärme, Partikel und Champion seine zarten Wirkun-

eine Art Genius eine in letzter Kraft schwankende Männerge- gen im Kleinen oder von Keudell seine große Farbigkeit in

stalt in den schwarzen Hintergrund geleitet. Ludwig Dett- breiten Flächen sammeln; der Betrachter will nur glauben

mann zeigt seine alte Kraft in einem tief durchpflügten Brach- dürfen, daß sie selbst es wirklich gesehen und erlebt haben.

Iand von fühlbar quellender Fruchtbarkeit. Ernst Pfann- Warum soll nicht im Porträt — beide Künstler wählten das

Schmidt bringt feine Interieurs aus dem alten Lüneburg, Paul gleiche Thema: eine junge Malerin vor der Staffelei — die

Plontke die lichtbewegte Übertragung einer gotischen Plastik wuchtige Pinselführung Sagrekow-s in kräftigen Umrissen die-

ins absolute Malerische, der Königsberger Bildhauer Ludwig selbe Wahrheit geben wie Dörries, der die Erscheinung in

Cauer eine lebhafte Skizze „Angriff". Mit Jaeckel und Kolbe zarte Farbigkeit auflöst? In der Porträtplastik gibt Gräfin

schließt der sich immer mehr verkleinernde Kreis der ordent- Dohna restlos den Charakter der Dargestellten, während etwa

liehen Mitglieder. Beide tragen an ihrem Schaffen freilich Edzard in seinen Frauenköpfen die äußere Erscheinung leb-

nur wenig „Akademisches". Willy Jaeckel gibt mit Pinsel- haft herausstellt. Mag Helmut Ruhmer in seinen Bildkomposi-

kraft ein Paar große Blumenstücke und daneben ein zarttoni- tionen nach innerer Gesetzlichkeit suchen oder Johannes

ges Mädchenbildnis. Georg Kolbe füllt den großen Plastiksaal Hänsch mit wenigen Kontrasten das Räumliche in der Natur

anläßlich seines 65. Geburtstags mit seinen lebenswarmen fühlbar machen, immer ist es die Suche nach dem Eigenen,

Frauen- und Männergestalten. Die geistige Haltung seiner gro- die wir erfreut mitgenießen. Fritz Hellwag

ßen Kunst übt in dieser großen Übersicht eine besonders er-

Nachrichten

BERLIN Der Bildhauer Hermann B 1 umenthal, der im der Prüfung durch ihren sehr eigenartigen Rhythmus und die
Osten gefallen ist, hat nur ein Alter von 36 Jahren erreicht herbe Sachlichkeit der auf das Notwendigste beschränkten
und läßt manche Hoffnung, die man auf sein mit vielen Ener- Bewegung und federnden Gliederung. — Der Bildhauer Pro-
gien geladenes Schaffen setzen durfte, unerfüllt. Was er hin- fessor Max K r u s e ist im Alter von fast 90 Jahren gestorben,
terläßt, zeugt von ernster und sehr zielbewußter Auffassung. Sein Lebenswerk ist nicht sehr umfangreich, denn der ori-
In der Galerie Buchholz, die sich des Künstlers oft und in gineile Mensch und Künstler erschöpfte viel seiner Kraft in
dankenswerter Weise angenommen hat, behaupteten sich ideenreicher Nachdenklichkeit, die dann anderen zugute kam.
neben den Werken anerkannter und ausgereifter Bildhauer Wenn er aber ins Schaffen geriet, wuirden es immer reife und
seine Gestalten immer sehr ehrenvoll, wenn sie auch dem auf somit in ihrer Art bleibende Werke. Sein im Jahre 1880 ge-
Besonderheiten ausgehenden flüchtigen Betrachter nicht viel schaffener „Siegesbote", die Holzbüste seiner Mutter und die
zu sagen hatten; um so mehr aber gewannen sie bei eingehen- Büste Nietzsches, die er nach dem Leben schuf, und manches

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