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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 3.1908

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Spitzer, Hugo: Der Satz des Epicharmos und seine Erklärungen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3433#0181
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V.

Der Satz des Epicharmos und seine Erklärungen.
Betrachtungen zur biologischen Ästhetik.

Von
Hugo Spitzer.

1.

Die Untersuchungen, welche v. Schißel im 2. Heft des II. Bandes
dieser Zeitschrift veröffentlicht hat, bieten, obgleich sie zunächst nur
Jiterargeschichtliche Zusammenhänge festzustellen und gewisse, in der
äußeren Personenzeichnung sich kundgebende Eigentümlichkeiten
alterer Poeten aus einer noch älteren künstlerischen Tradition zu er-
klären suchen, auch dem philosophischen Ästhetiker mancherlei An-
regung. Nicht minder anregend aber wirken die Behauptungen des
Mannes, gegen den sich Schißel wendet. Mag sich Woltmann, der
eifrige Verfechter der »Germanenhypothese«, über die Gründe der von
'nrn. wahrgenommenen historischen Erscheinungen noch so arg ge-
duscht haben und mag durch den Nachweis, daß sich jene Besonder-
sten, die er im Sinne seiner Rassentheorie deutete, auf die stereo-
typierte Technik des griechischen Romans zurückführen lassen, seine
Auffassung noch so gründlich erschüttert worden sein, jedenfalls hat
uer früh und tragisch verstorbene Schriftsteller auf eine höchst inter-
essante Tatsache aufmerksam gemacht, als er daran erinnerte, daß

0eten der Renaissancezeit mitunter ihre Heldinnen, deren Schönheit
§epriesen werden soll, blondhaarig und blauäugig schildern. Bei
Cervantes war mir dieser Umstand schon vor ein paar Dezennien auf-
gefallen und hatte mir schon damals viel zu denken gegeben. Das

aktum überraschte und fesselte mich vor allem deshalb, weil es nicht
£ur mit der Buffierschen Lehre, wonach der mittlere Typus die Schön-

eitsnorm abgibt, so schlecht zusammenstimmte, sondern sogar der

•"alten Weisheit des Epicharmus von Kos zu widersprechen schien.

le Spanier sind doch ein dunkelhaariges, schwarzäugiges Volk. Nun
■>at aber bekanntlich schon der sizilische Komödiendichter den Satz
^gesprochen, daß jede Art in der eigenen Bildung die höchste
^chönheit findet, daß der Hund dem Hunde, das Rind dem Rinde,

er Esel dem Esel, das Schwein dem Schweine als das schönste

Zeitschr. f. Ästhetik u. allg. Kunstwissenschaft. III. 12
 
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