Aussprache und Schlußdiskussion
Wichtigstes Ergebnis des Treffens war die Initiative zur Gründung
eines Vereins, der sich die Erhaltung historischer Gärten in Nie-
dersachsen zum Ziel setzen wird. Er sollte aus der Ebene der Gar-
teneigentümer heraus Öffentlichkeitsarbeit betreiben und eine
möglichst breite Lobby für historische Gärten gewinnen. Er sollte
aber auch Modelle der Selbsthilfe entwickeln, die neue Wege
öffentlicher Förderung erschließen könnten. Hier sei insbesondere
an holländische Praxis erinnert. So bestand denn auch Einverneh-
men, aufgrund dieser Anregung ein Gutachten in Auftrag zu
geben. Von einer solchen unabhängigen, nicht behördlichen Aus-
sage versprach man sich größere und nachhaltigere Wirkung auf
die Politik. Weiß ergänzte, daß es sich in erster Linie um ein
betriebswirtschaftliches Gutachten handeln müsse. Hennebo
wandte sich an die Eigentümer historischer Gärten und forderte
sie auf, als Gruppe initiativ zu werden, um das Projekt des Gut-
achtens zu unterstützen. Von Krosigk stellte die Frage nach der
Finanzierung des Gutachtens, worauf Segers-Glocke vorschlug,
eine Arbeitsgruppe zu bilden, um das Gutachten und die Grün-
dung des Vereins auf den Weg zu bringen. Gräfin zu Dohna bat
die Klosterkammer, sich an der Finanzierung des Gutachtens zu
beteiligen. Pietsch sagte zu, diese Bitte an die Klosterkammer
weiterzuleiten und forderte, auch öffentliche Einrichtungen an
der Arbeitsgruppe zu beteiligen.
Es wurde weiterhin diskutiert, in welcher Weise effektiv
Öffentlichkeitsarbeit zugunsten der Erhaltung historischer Gärten
betrieben werden könne. Dabei wurde angeregt, private Gärten
an einigen Wochenenden zu öffnen und den Besuchern die Pro-
blematik der Erhaltung vor Ort nahe zu bringen, ähnlich wie dies
in Hannover und Umgebung durch die von Klaffke angeregte
„Offene Pforte" bereits seit einigen Jahren praktiziert wird
(Dröge). Von Heimburg, der sich dieser Aktion schon angeschlos-
sen hat, berichtete von großer Resonanz, Interesse und wachsen-
dem Verständnis der Besucher für die Problematik. Dröge infor-
mierte, daß die DGGL eine Aktion „Historischer Park des Jahres"
ins Leben gerufen hat, um öffentliche Mittel für die Erhaltung
historischer Anlagen einzuwerben. Die DGGL habe sich entschlos-
sen, den Gutspark in Wrisbergholzen zum „Historischen Park des
Jahres 1994" zu proklamieren. Boeck regte an, einen Führer
„Wege zu Gartendenkmalen" zu erstellen, ähnlich dem Führer
„Wege in die Romanik", der sich bereits großer Beliebtheit
erfreut. Schaafberg beklagte den mangelnden Informationsfluß
zwischen Denkmalpflege und Naturschutz und schlug vor, Semi-
nare über Gartendenkmalpflege in der Naturschutzakademie
durchzuführen, um hier Abhilfe zu schaffen.
An die Denkmalpflege erging der Wunsch, den Kommunen
mehr Informationen über die Problematik der Erhaltung histori-
scher Gärten an die Hand zu geben (von Hammerstein). Pagels
forderte, den öffentlichen Eigentümern, die eigentlich über die
nötigen Mittel verfügten, in Zukunft mehr Parkpflegewerke abzu-
verlangen, um beispielhafte Erhaltungsprogramme zu erarbeiten.
Von Krosigk ergänzte, daß in Berlin zahlreiche ehemals private
Gärten in öffentlichen Besitz übergegangen sind. In den letzten
Jahren seien schätzungsweise über 100 solcher Objekte durch
Bebauung und Anlage von Parkplätzen zerstört worden. Dröge
wies in diesem Zusammenhang auf die zunehmende städtebauli-
che Verdichtung hin, wodurch mittlerweile bis zu drei Häuser auf
einem Grundstück errichtet würden. Paarmann berichtete, daß
die Bauleitplanung in Göttingen eine Bebauung in zweiter Reihe
auf Villengrundstücken vorsieht. Gartendenkmalpflegerische
Belange seien nicht berücksichtigt worden, da das Denkmal-
schutzgesetz erst im Nachhinein verabschiedet wurde. Segers-
Glocke stellte fest, daß der öffentliche Belang Denkmalschutz,
der nur einer unter vielen sei, bei den Abwägungsverfahren leider
allzu oft unterliege.
Des weiteren wurden nochmals die Notwendigkeit der Erfas-
sung der historischen Gärten in Niedersachsen thematisiert. Es
wurde angeregt, wenigstens die bedrohten Gärten vordringlich
zu erfassen. Weiß forderte auf, darüber nachzudenken, wieweit
eine Reduzierung in der Pflege, zugunsten der Durchführung
unbedingt notwendiger Maßnahmen möglich sei, bis mehr für
eine Anlage getan werden könne. Schmidt erinnerte nochmals an
den Vorschlag von Segers-Glocke, einige maßstabsetzende Bei-
spiele für Pflegeprogramme als reine Erhaltungsprogramme zu
schaffen und als richtungsweisende Beispiele mit multiplizierender
Wirkung für die Eigentümer auch durchzuführen. Zwei hierfür
geeignete Anlagen seien die Parks in Wrisbergholzen und in
Wendhausen, deren Geschichte und Bestand bereits durch Stu-
dienarbeiten untersucht wurden. In Wrisbergholzen sei durch die
Musikakademie auch schon ein neuer Nutzer zu erwarten und
somit ein repräsentatives Umfeld erwünscht.
Schmidt wies auch darauf hin, daß die Aufgabe der Grundla-
genforschung nicht allein durch Studienarbeiten geleistet werden
könne. Hier sei professionelle Mitwirkung empfohlen, wofür der
zu gründende Verein hoffentlich einiges bewirken werde. Es sei
auch unter Hinweis auf die Einführung von Segers-Glocke zu
Beginn des Kolloquiums darüber nachzudenken, ob nicht ein zen-
trales Forschungs- und Weiterbildungsinstitut - vielleicht am
Standort Hannover - geschaffen werden könne, um einen größe-
ren Kreis von Fachleuten zu finden, die bereit seien, die Eigentü-
mer von Gartendenkmalen zu beraten. Weiß sprach die Möglich-
keit an, ein solches Institut in das geplante „Aufbaustudium
Denkmalpflege" einzubinden. Von Krosigk wünschte, daß in Nie-
dersachsen sowohl an der Spitze, d. h. im Institut für Denkmal-
pflege, als auch auf anderen Ebenen mehr Gartendenkmalpfleger
eingesetzt würden. In Berlin habe sich gezeigt, daß dann auch
mehr private Gartenarchitekten mit gartenhistorischem Schwer-
punkt beschäftigt werden.
Zum Abschluß des Kolloquiums dankte Prof. Dr. Hennebo Frau
Dr. Segers-Glocke für die Initiative und Durchführung des Kollo-
quiums, das er als einen „Meilenstein" für die Gartendenkmal-
pflege in Niedersachsen bezeichnete.
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Wichtigstes Ergebnis des Treffens war die Initiative zur Gründung
eines Vereins, der sich die Erhaltung historischer Gärten in Nie-
dersachsen zum Ziel setzen wird. Er sollte aus der Ebene der Gar-
teneigentümer heraus Öffentlichkeitsarbeit betreiben und eine
möglichst breite Lobby für historische Gärten gewinnen. Er sollte
aber auch Modelle der Selbsthilfe entwickeln, die neue Wege
öffentlicher Förderung erschließen könnten. Hier sei insbesondere
an holländische Praxis erinnert. So bestand denn auch Einverneh-
men, aufgrund dieser Anregung ein Gutachten in Auftrag zu
geben. Von einer solchen unabhängigen, nicht behördlichen Aus-
sage versprach man sich größere und nachhaltigere Wirkung auf
die Politik. Weiß ergänzte, daß es sich in erster Linie um ein
betriebswirtschaftliches Gutachten handeln müsse. Hennebo
wandte sich an die Eigentümer historischer Gärten und forderte
sie auf, als Gruppe initiativ zu werden, um das Projekt des Gut-
achtens zu unterstützen. Von Krosigk stellte die Frage nach der
Finanzierung des Gutachtens, worauf Segers-Glocke vorschlug,
eine Arbeitsgruppe zu bilden, um das Gutachten und die Grün-
dung des Vereins auf den Weg zu bringen. Gräfin zu Dohna bat
die Klosterkammer, sich an der Finanzierung des Gutachtens zu
beteiligen. Pietsch sagte zu, diese Bitte an die Klosterkammer
weiterzuleiten und forderte, auch öffentliche Einrichtungen an
der Arbeitsgruppe zu beteiligen.
Es wurde weiterhin diskutiert, in welcher Weise effektiv
Öffentlichkeitsarbeit zugunsten der Erhaltung historischer Gärten
betrieben werden könne. Dabei wurde angeregt, private Gärten
an einigen Wochenenden zu öffnen und den Besuchern die Pro-
blematik der Erhaltung vor Ort nahe zu bringen, ähnlich wie dies
in Hannover und Umgebung durch die von Klaffke angeregte
„Offene Pforte" bereits seit einigen Jahren praktiziert wird
(Dröge). Von Heimburg, der sich dieser Aktion schon angeschlos-
sen hat, berichtete von großer Resonanz, Interesse und wachsen-
dem Verständnis der Besucher für die Problematik. Dröge infor-
mierte, daß die DGGL eine Aktion „Historischer Park des Jahres"
ins Leben gerufen hat, um öffentliche Mittel für die Erhaltung
historischer Anlagen einzuwerben. Die DGGL habe sich entschlos-
sen, den Gutspark in Wrisbergholzen zum „Historischen Park des
Jahres 1994" zu proklamieren. Boeck regte an, einen Führer
„Wege zu Gartendenkmalen" zu erstellen, ähnlich dem Führer
„Wege in die Romanik", der sich bereits großer Beliebtheit
erfreut. Schaafberg beklagte den mangelnden Informationsfluß
zwischen Denkmalpflege und Naturschutz und schlug vor, Semi-
nare über Gartendenkmalpflege in der Naturschutzakademie
durchzuführen, um hier Abhilfe zu schaffen.
An die Denkmalpflege erging der Wunsch, den Kommunen
mehr Informationen über die Problematik der Erhaltung histori-
scher Gärten an die Hand zu geben (von Hammerstein). Pagels
forderte, den öffentlichen Eigentümern, die eigentlich über die
nötigen Mittel verfügten, in Zukunft mehr Parkpflegewerke abzu-
verlangen, um beispielhafte Erhaltungsprogramme zu erarbeiten.
Von Krosigk ergänzte, daß in Berlin zahlreiche ehemals private
Gärten in öffentlichen Besitz übergegangen sind. In den letzten
Jahren seien schätzungsweise über 100 solcher Objekte durch
Bebauung und Anlage von Parkplätzen zerstört worden. Dröge
wies in diesem Zusammenhang auf die zunehmende städtebauli-
che Verdichtung hin, wodurch mittlerweile bis zu drei Häuser auf
einem Grundstück errichtet würden. Paarmann berichtete, daß
die Bauleitplanung in Göttingen eine Bebauung in zweiter Reihe
auf Villengrundstücken vorsieht. Gartendenkmalpflegerische
Belange seien nicht berücksichtigt worden, da das Denkmal-
schutzgesetz erst im Nachhinein verabschiedet wurde. Segers-
Glocke stellte fest, daß der öffentliche Belang Denkmalschutz,
der nur einer unter vielen sei, bei den Abwägungsverfahren leider
allzu oft unterliege.
Des weiteren wurden nochmals die Notwendigkeit der Erfas-
sung der historischen Gärten in Niedersachsen thematisiert. Es
wurde angeregt, wenigstens die bedrohten Gärten vordringlich
zu erfassen. Weiß forderte auf, darüber nachzudenken, wieweit
eine Reduzierung in der Pflege, zugunsten der Durchführung
unbedingt notwendiger Maßnahmen möglich sei, bis mehr für
eine Anlage getan werden könne. Schmidt erinnerte nochmals an
den Vorschlag von Segers-Glocke, einige maßstabsetzende Bei-
spiele für Pflegeprogramme als reine Erhaltungsprogramme zu
schaffen und als richtungsweisende Beispiele mit multiplizierender
Wirkung für die Eigentümer auch durchzuführen. Zwei hierfür
geeignete Anlagen seien die Parks in Wrisbergholzen und in
Wendhausen, deren Geschichte und Bestand bereits durch Stu-
dienarbeiten untersucht wurden. In Wrisbergholzen sei durch die
Musikakademie auch schon ein neuer Nutzer zu erwarten und
somit ein repräsentatives Umfeld erwünscht.
Schmidt wies auch darauf hin, daß die Aufgabe der Grundla-
genforschung nicht allein durch Studienarbeiten geleistet werden
könne. Hier sei professionelle Mitwirkung empfohlen, wofür der
zu gründende Verein hoffentlich einiges bewirken werde. Es sei
auch unter Hinweis auf die Einführung von Segers-Glocke zu
Beginn des Kolloquiums darüber nachzudenken, ob nicht ein zen-
trales Forschungs- und Weiterbildungsinstitut - vielleicht am
Standort Hannover - geschaffen werden könne, um einen größe-
ren Kreis von Fachleuten zu finden, die bereit seien, die Eigentü-
mer von Gartendenkmalen zu beraten. Weiß sprach die Möglich-
keit an, ein solches Institut in das geplante „Aufbaustudium
Denkmalpflege" einzubinden. Von Krosigk wünschte, daß in Nie-
dersachsen sowohl an der Spitze, d. h. im Institut für Denkmal-
pflege, als auch auf anderen Ebenen mehr Gartendenkmalpfleger
eingesetzt würden. In Berlin habe sich gezeigt, daß dann auch
mehr private Gartenarchitekten mit gartenhistorischem Schwer-
punkt beschäftigt werden.
Zum Abschluß des Kolloquiums dankte Prof. Dr. Hennebo Frau
Dr. Segers-Glocke für die Initiative und Durchführung des Kollo-
quiums, das er als einen „Meilenstein" für die Gartendenkmal-
pflege in Niedersachsen bezeichnete.
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