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Segers-Glocke, Christiane [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Haus Altenkamp - ein Herrensitz im Emsland: Denkmalpflege und Kulturgeschichte — Hameln: Niemeyer, Heft 18.2000

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Geschichtlicher Rückblick
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Harpel, Gerd: Familie Behnes als Eigentümerin von Gut Altenkamp (1856-1981)
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https://doi.org/10.11588/diglit.51269#0024
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Geschichtlicher Rückblick

musste mit seiner Frau Agnes seinen väterlichen Besitz innerhalb
einer Viertelstunde verlassen. Lediglich seine Tochter Elisabeth durf-
te mit ihrer Familie, als holländische Staatsangehörige zu den Sie-
germächten zählend, im väterlichen Arbeitszimmer mit daneben-
liegender Bibliothek und Küche im Haus Altenkamp verbleiben.
Am 29. April verließ das polnische Hauptquartier Haus Altenkamp,
um einem kanadischen Lazarett Platz zu machen. Das Lazarett
wurde jedoch am 7. Mai verlegt und ein kanadisches Hauptquar-
tier hielt Einzug. Sämtliche Zivilisten mussten nun das Haus verlas-
sen, man gestattete jedoch, die Möbel, soweit möglich, herauszu-
schaffen. Das kanadische Hauptquartier wurde am 28. Mai von
einer englischen Pionierabteilung abgelöst, die wiederum am
12. Juli verlegt wurde, um einer polnischen Pionierabteilung Platz
zu machen. Nun konnte Tochter Elisabeth mit ihrer Familie wieder
zurück in die bisherigen drei Räume im Erdgeschoss und ab dem
1. August 1945 durfte Landrat a.D. Behnes mit seiner Frau Agnes
ebenfalls wieder heim ins Haus Altenkamp. Im Herbst 1947 ver-
ließen Exil-Polen als letzte Einquartierung das Haus, um in ihre
Heimat zurückzukehren.'7
Nun konnte der inzwischen 77jährige Georg Behnes mit
seinem ältesten Sohn Clemens August (1903-82), der gerade
aus russischer Gefangenschaft nach Hause gekommen war, daran
denken, die Kriegsschäden am Gebäude und die mutwilligen
Zerstörungen - eine Folge der Einquartierungen - im Gebäude
zu beseitigen. 1948 ließ Dr. jur. Clemens Behnes sich mit seiner
Anwaltspraxis im sog. Kutschhaus (nordwestlich des Haupthau-
ses, außerhalb der Gräfte) sowie in dem angebauten Gefängnis
nach den erforderlichen Umbaumaßnahmen nieder.18 Aufgrund
des Testamentes erhielt er 1950 den Besitz Haus Altenkamp mit
ca. 125 ha Land einschließlich Hof und übrigen Gebäuden, wobei
auf dem Haupthaus eine Grundschuld von etwa 30.000,- DM
eingetragen war. Clemens Behnes oblag nun die Verwaltung sowie
Nutznießung des Altenkamps bis zur endgültigen Erbübertragung,
da für ihn die Einschränkung der Teilung von Verkaufserlösen an
die Geschwister für 25 Jahre vom Tod seines Vaters (1951) ab
gerechnet, bestand. Daher ist verständlich, dass der Verkauf des
Altenkamps erst nach 1976 stattfand. Die unmittelbar danach
begonnenen Verkaufsverhandlungen haben sich bis 1981 hinge-
zogen. Einige Wochen vorher hatten die Geschwister des Ver-
äußerers, Elisabeth und Georg, in Kenntnis des bevorstehenden
Verkaufs ihr lebenslanges Wohnrecht abgetreten.
Die Besitzer haben in jeder Generation eine regelmäßige
Aufforstung des „Busches" zwischen der Gräfte und der Bundes-
straße 70 veranlasst. Um die Kosten für die Unterhaltung des
Hauses und Pflege des Gartens, vor allem das regelmäßige Schnei-
den der noch vorhandenen etwa 480 m langen Taxushecken auf-
bringen zu können, hat der Eigentümer seit 1950 zahlreiche zum
Altenkamp gehörende Ländereien verkauft. Das zum Gut Alten-
kamp gehörende Wirtschaftsgebäude (nördlich des Haupthauses,
außerhalb der Gräfte) wurde zwischenzeitlich ebenfalls aufgelöst.
Außerdem wurden um 1968/69 die noch vorhandenen Altenkam-
per Gobelins verkauft. In den Jahren 1971/72 entstanden im süd-
lichen Bereich des Gartens in den beiden Bosketts, die von den
Taxushecken eingeschlossen sind, mehrere Tennisplätze mit Club-
haus sowie auf der vormaligen Obstbaumwiese hinter den Taxus-
hecken, der so genannten „Bunge", eine Reithalle mit Reitplatz.
Im Jahre 1981, als sich der Altenkamp nunmehr seit 125
Jahren fortlaufend im Familienbesitz Behnes befand, wurde mit
Kaufvertrag vom 3. April das Haupthaus mit Allee und Taxus-
gärten an die Stadt Papenburg für ca. 500.000,- DM verkauft.

Anmerkungen
1 G. Behnes 1973, S. 74-84.
2 C. Behnes, G. Behnes: Chronik der Familie Behnes..., S. 51.
3 PA Be A.IV 6 u. A.IV 7 sowie C. Behnes, G. Behnes a.a.O., S. 52.
4 PA Be B. I 3.
5 C. Behnes, G. Behnes a.a.O., S. 53.
6 ebenda, S. 56.
7 ebenda, S. 63.
8 ebenda, S. 71 und Totenzettel (+ 15.04.1900).
9 PA Be. B. I 6, B. I 7, B. I 8, B. I 9.
10 C. Freiin von Dinklage 1905/06, S. 258-259.
11 PA Be. E. VI, E. VIII 9 a,c,d, 10, E. X 4, E. X 5.
12 Gesuchsschreiben vom 23.10.1922 an den Regierungspräsidenten
in Osnabrück. Zit. nach G. Behnes: Georg Anton Nikolaus Behnes,
Landrat..., S. 48.
13 G. Behnes a.a.O., S. 42, 43.
14 ebenda, S. 73 und 75.
15 ebenda, S. 77-82.
16 Schulchronik Amandusschule Aschendorf.
17 wie 13 S. 82-87.
18 ebenda, S. 88.

Quellen und Literatur
Privatarchiv der Familie Behnes (Abk.: PA.Be)
A. IV 2
A. IV 3
A. IV 5
A. IV 6
A. IV 7
B. I 3
B. I 6
B. I 7
B. I 8
B. I 9
B. I 11
B. II 1-8
E. VI
E. VIII 1-9 a, c, d, 10
E. X4
E. X 5
Behnes, Carl; Behnes Georg: Chronik der Familie Behnes aus Sögel, II. Teil,
1805-1951; Bearbeitet und zusammengestellt aus Akten, Briefen und
Dokumenten bis zum Jahre 1900 von Dr. med. Carl Behnes aus Aschen-
dorf A.D. 1930; fortgesetzt bis zum Jahre 1951 von seinem Bruder Dr.
jur. Georg Behnes aus Aschendorf. Maschinenschriftliches Manuskript,
S. 39-71, unveröffentlicht.
Behnes, Georg: Georg Anton Nikolaus Behnes, Landrat in Aschendorf, vordem
in Meppen; Ein Lebens- und Zeitbild über 80 Jahre; Aufgezeichnet nach
hinterlassenen Papieren und Urkunden von seinem jüngsten Sohn.
Maschinenschriftliches Manuskript, 91 Seiten, unveröffentlicht.
Behnes, Georg: Clemens August Behnes - ein Beitrag zur Heimatgeschichte
des Emslandes. In: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes.
Bd. 20. 1973, S. 74-84 und Bd. 21. 1974/75, S. 49-60.
Chronik der Grund- und Hauptschule mit Orientierungsstufe (Amandusschule)
Aschendorf: Auswertung der Tabelle „Schäden an Wohngebäuden infol-
ge der Kampfhandlungen im April 1945 in Aschendorf".
Dincklage, Clara Freiin von: Herrensitz Altenkamp. In: Niedersachsen. Illustrierte
Halbmonatsschrift. Jg. 11.1905/06, S. 258-259.

Abbildungsnachweis
1 Archiv Christel Behnes.
2, 3 Heimat- und Bürgerverein Aschendorf/Ems e.V.

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