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MARMORKOPF AUS AMORGOS
Gesichts. Dass diese barbarische Sitte auch im Gesichtskreise
der klassischen Kultur vorkam ist bekannt; ich verweise auf
die Zusammenstellungen bei W. Jöst, Tätowiren, Narben-
zeichnen und Körperbemalen S. 44. 102 ff.1 Besonders von
den Thrakerinnen wird es mehrfach erwähnt, und auf den
Vasenbildern, die Orpheus’ Tod darstellen, geflissentlich her-
vorgehoben 2. Ein Umstand scheint mir in unserem Fall be-
sonders dafür zu sprechen, dass nicht eigentliche Tätowirung,
sondern Bemalung des Körpers (wofür besonders Rot beliebt
ist, Jöst S. 9) in den roten Streifen des Gesichtes ausgedrückt
sein soll: in den Gräbern dieser Epoche findet sich nicht sel-
ten intensiv rote oder blaue Farbe (Athen. Mittheilungen IN
S. 161. XI S. 18. 24. Sammlung der arcli. Gesellschaft hier,
Λίθινα. 3597 aus Amorgos), deren Anwesenheit kaum einfacher
als durch die Annahme zu erklären ist, dass man dem Toten
‘Farben auch den Leib zu malen’ mitge°:eben hat. Als solche
Bemalung müssen wir uns dann auch die Ornamente der
spartanischen Figur (oben S. 52. 53) vorstellen.
Athen, November 1890.
PAUL WOLTERS.
1 Vgl. auch Benndorf, Antike Gesichtshelme (Denkschriften der Wiener
Akademie XXVIII) S. 46.
2 Vgl. Annali 1829 S. 266 (Panofka). 1871 S. 127 (Flasch). Arch. Zei-
tung 1868 S. 4, 18 (Heydemann). Schöne, Museo Bocclii S. 67, 167. Journal
of Helle nie studies IX S. 146 (J. Harrison).
MARMORKOPF AUS AMORGOS
Gesichts. Dass diese barbarische Sitte auch im Gesichtskreise
der klassischen Kultur vorkam ist bekannt; ich verweise auf
die Zusammenstellungen bei W. Jöst, Tätowiren, Narben-
zeichnen und Körperbemalen S. 44. 102 ff.1 Besonders von
den Thrakerinnen wird es mehrfach erwähnt, und auf den
Vasenbildern, die Orpheus’ Tod darstellen, geflissentlich her-
vorgehoben 2. Ein Umstand scheint mir in unserem Fall be-
sonders dafür zu sprechen, dass nicht eigentliche Tätowirung,
sondern Bemalung des Körpers (wofür besonders Rot beliebt
ist, Jöst S. 9) in den roten Streifen des Gesichtes ausgedrückt
sein soll: in den Gräbern dieser Epoche findet sich nicht sel-
ten intensiv rote oder blaue Farbe (Athen. Mittheilungen IN
S. 161. XI S. 18. 24. Sammlung der arcli. Gesellschaft hier,
Λίθινα. 3597 aus Amorgos), deren Anwesenheit kaum einfacher
als durch die Annahme zu erklären ist, dass man dem Toten
‘Farben auch den Leib zu malen’ mitge°:eben hat. Als solche
Bemalung müssen wir uns dann auch die Ornamente der
spartanischen Figur (oben S. 52. 53) vorstellen.
Athen, November 1890.
PAUL WOLTERS.
1 Vgl. auch Benndorf, Antike Gesichtshelme (Denkschriften der Wiener
Akademie XXVIII) S. 46.
2 Vgl. Annali 1829 S. 266 (Panofka). 1871 S. 127 (Flasch). Arch. Zei-
tung 1868 S. 4, 18 (Heydemann). Schöne, Museo Bocclii S. 67, 167. Journal
of Helle nie studies IX S. 146 (J. Harrison).