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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 16.1891

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Heft 3
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Dörpfeld, Wilhelm: Der Hypäthraltempel
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https://doi.org/10.11588/diglit.37656#0350

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DER 11Y PAT H RALT EM PE L

Wohl über keinen Punkt der griechischen Baugeschichte
ist so viel und so heftig gestritten worden, wie über die Frage
nach der Existenz und der Gestalt der Hypäthraltempel. Schon
im Anfänge dieses Jahrhunderts ist die Frage behandelt und
in verschiedener Weise beantwortet worden. Wer entsinnt
sich ferner nicht des heftigen Streites zwischen L. Ross und
C. Bötticher? ‘Keine Hypäthraltempel mehr’ rief der Eine;
‘fast alle grösseren griechischen Tempel waren hypäthral be-
leuchtet', antwortete der Andere. Obwohl der Streit heute
fast verstummt ist, stehen die beiden Ansichten noch im-
mer diametral einander gegenüber. Denn thatsäcblich wird
auf der einen Hochschule gelehrt, dass L. Boss Beeilt gehabt
hat, auf der andern dagegen Böttichers Ansicht als die rich-
tige vorgetragen.
Die Ausgrabungen der letzten Jahre, deren Besultaten wir
die Lösung so manchen Bätsels verdanken, haben meines
Erachtens auch diese Frage definitiv beantwortet. Nachdem F.
G. Penrose durch Grabungen am Olympieion in Athen fest-
gestellt hat, dass dieser Tempel ein Oktastylos war, fällt ein
neues Licht auf die wichtigste Nachricht, welche wir aus dem
Altertum über die hypäthralen Tempel haben, nämlich auf
die Beschreibung dieser Tempelgattung bei Vitruv 111 1. Nach
dieser Stelle glaubte man früher annehmen zu dürfen, dass
der Parthenon in Athen und der Zeus-Tempel in Olympia
Hypäthraltempel gewesen seien, und daraus folgerte man wei-
ter, dass auch alle ähnlichen Peripteral-Tempel mit Innen-
säulen eine hypäthrale Beleuchtung gehabt hätten.
Bevor wir die Unrichtigkeit dieser Ansicht auf Grund der
neuen Ausgrabungsresultate darlegen, mögen wenigstens kurz
die wichtigsten Argumente erwähnt werden, welche für und
 
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