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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 17.1892

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Heft 1
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Wolters, Paul: Darstellungen des Asklepios
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https://doi.org/10.11588/diglit.37655#0014

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DARSTELLUNGEN DES ASKLEPIOS

Der Gott ist wie üblich als älterer Mann dargestellt1, be-
kleidet nur mit dem faltigen Mantel, welcher den kräfti-
gen Oberkörper zum Teil unbedeckt lässt; ob er auch San-
dalen trägt (deren Riemen gemalt gewesen sein könnten), ist
nicht sicher zu sehen. Er steht aufrecht da, indem er sich
mit der linken Achsel auf seinen langen, von der gewöhn-
lichen Schlange umwundenen Stab stützt2; um den Druck zu
mildern, ist das Gewand zwischen Stab und Achsel in dichten
Falten zusammengeschoben und wird so seinerseits festgehal-
ten. Die Last des Körpers ruht besonders auf dem rechten
Bein, der linke Fuss berührt nur mit der Spitze den Boden.
Die rechte Hand ist auf die stark ausgebogene Hüfte aufge-
stützt. Entsprechend der lebhaften Bewegung des ganzen
Körpers ist auch der Blick nicht einfach geradeaus gerichtet,
vielmehr ist der Kopf etwas zurückgeworfen und nach seiner
linken Seite gedreht. So scheint der Blick ohne bestimmtes
Ziel aufwärts, in die Weite zu schweifen, und wir erhalten
dadurch in Verbindung mit der lebhaften Bewegung unmit-
telbar den Eindruck einer starken inneren Erregung, eines
gewissen Leidens, welches den Gott beherrscht. Es ist keine
reine olympische Ruhe, in welcher er vor uns steht: ihn selbst
bedrängen, so könnte man sich etwa ausdrücken, die Leiden
der Menschen, welche zu lindern sein Beruf ist. Man mag die
Frage aufwerfen, ob in diesem Mitleiden das Wesen des Askle-
pios allseitig zum Ausdruck gebracht ist3, sicherlich konnte
die milde, teilnehmende Menschenfreundlichkeit des Gottes
kaum stärker hervorgehoben werden, und die wirkungsvolle
Schöpfung ist nicht ohne Einfluss geblieben.
Zunächst haben sich in Epidauros gleichzeitig mit der ge-

< Über Asklepios im allgemeinen mag man die Zusammenstellungen von
Thrämer (Roscher's Lexikon der Mythologie I S. 63^ ff.) und Löwe [Dd
Aesculapi ftgura, Strassburg 1887) vergleichen.
2 Wenn dieser Stab sichtbar nur bis zur linken Hand geht, oberhalb der-
selben aber nicht erscheint, so ist dies auf die Flüchtigkeit des Kopisten zu
schieben.
3 Vgl. Wilamowitz, Isyllos S. 95.
 
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