UEBER DIE SCHIFFSBILDER AUF DEN DIPYLONVASEN 291
feit werden. Wie dasselbe aber konstruirt war, darüber bleibt
auch Cartault die genaue Antwort schuldig. Er denkt es sich
als eine Längsbrücke, lässt es aber unentschieden1, ob dieselbe
das Boot in seiner ganzen Breite deckte, oder ob sie nur eine
Verbindung zwischen Vorder-und Hinterteil des Schiffes bil-
dete, breit genug, um Ruderer arbeiten zu lassen. Am einge-
hendsten sprach sich Assmann 2 über die Verdeckseinrichtung
aus und kam zu folgendem Resultat: Der über das Mittelschiff
hinweg verlaufende Balkenzug, auf welchem Tote liegen,
Rojer sitzen, Kämpfer schreiten, kann kein eigentliches Verdeck
von Schiffsbreite sein, da es, so hoch und frei gelegen, wenig
Nutzen, wol aber Nachteil für die Stabilität bringen würde.
Der legbare Mast duldet hinter sich kein geschlossenes Deck;
mehrfach werden Steuerleute und Matrosen mit halber Kör-
perhöhe hinter bez. zwischen diesem Gebälk sichtbar und
endlich bezeugt Thukydides 1,14 das Fehlen des durchgehen-
den Verdecks noch bei den Trieren der Schlacht von Sala-
mis. Es handelt sich vielmehr um zwei parallele, schmale
Längsbrücken rechts und links vom Mast, um eine Art ge-
spaltenen Sturmdecks (διάβα,σις).
Wir wollen von den schriftlichen Überlieferungen für diese
Zeiten einstweilen absehen und prüfen, was wir aus den Dar-
stellungen selbst für die Bauart der Schiffe schliessen können.
Deutlich haben wir zu scheiden zwischen solchen Schiffen,
welche einen Oberbau zeigen, und solchen, bei welchen dies
nicht der Fall ist. Zu letzteren gehören Nr. 1 undl l(S.292.Fig. 4).
In Nr.l sind zwei Männer, mit Schwert bewaffnet, beschäftigt,
den Mast aufzurichten, oder wie Graser meint, die Segel zu
streichen; das Schiff liegt voller Toten. Nr. 11 giebt zwei Ru-
derer im gewöhnlichen Dienst. Die Deutung des zweiten Schiffes
von Nr. 1 ist schwieriger; Assmann erkennt darin eine Art
Flottenparade, das άσπάζεσθαι κώπαις, eine Erklärung, welche
■* Monuments grecs II S. 48.
2 Baumeister’s Denkmäler S. 1596. Jahrbuch 1886 S. 316.
feit werden. Wie dasselbe aber konstruirt war, darüber bleibt
auch Cartault die genaue Antwort schuldig. Er denkt es sich
als eine Längsbrücke, lässt es aber unentschieden1, ob dieselbe
das Boot in seiner ganzen Breite deckte, oder ob sie nur eine
Verbindung zwischen Vorder-und Hinterteil des Schiffes bil-
dete, breit genug, um Ruderer arbeiten zu lassen. Am einge-
hendsten sprach sich Assmann 2 über die Verdeckseinrichtung
aus und kam zu folgendem Resultat: Der über das Mittelschiff
hinweg verlaufende Balkenzug, auf welchem Tote liegen,
Rojer sitzen, Kämpfer schreiten, kann kein eigentliches Verdeck
von Schiffsbreite sein, da es, so hoch und frei gelegen, wenig
Nutzen, wol aber Nachteil für die Stabilität bringen würde.
Der legbare Mast duldet hinter sich kein geschlossenes Deck;
mehrfach werden Steuerleute und Matrosen mit halber Kör-
perhöhe hinter bez. zwischen diesem Gebälk sichtbar und
endlich bezeugt Thukydides 1,14 das Fehlen des durchgehen-
den Verdecks noch bei den Trieren der Schlacht von Sala-
mis. Es handelt sich vielmehr um zwei parallele, schmale
Längsbrücken rechts und links vom Mast, um eine Art ge-
spaltenen Sturmdecks (διάβα,σις).
Wir wollen von den schriftlichen Überlieferungen für diese
Zeiten einstweilen absehen und prüfen, was wir aus den Dar-
stellungen selbst für die Bauart der Schiffe schliessen können.
Deutlich haben wir zu scheiden zwischen solchen Schiffen,
welche einen Oberbau zeigen, und solchen, bei welchen dies
nicht der Fall ist. Zu letzteren gehören Nr. 1 undl l(S.292.Fig. 4).
In Nr.l sind zwei Männer, mit Schwert bewaffnet, beschäftigt,
den Mast aufzurichten, oder wie Graser meint, die Segel zu
streichen; das Schiff liegt voller Toten. Nr. 11 giebt zwei Ru-
derer im gewöhnlichen Dienst. Die Deutung des zweiten Schiffes
von Nr. 1 ist schwieriger; Assmann erkennt darin eine Art
Flottenparade, das άσπάζεσθαι κώπαις, eine Erklärung, welche
■* Monuments grecs II S. 48.
2 Baumeister’s Denkmäler S. 1596. Jahrbuch 1886 S. 316.