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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 22.1897

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Heft 4
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Dörpfeld, Wilhelm: Das griechische Theater Vitruvs
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https://doi.org/10.11588/diglit.38775#0457

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DAS GRIECHISCHE THEATER VITRUVS

(Hierzu Tafel X)
Bekanntlich stellt Vitruv bei seinen Vorschriften über den
Bau von Theatern zwei verschiedene Typen einander gegen-
über, das theatrum Latinum und das theatrum Graecorum.
Dass er unter dem ersteren das gewöhnliche römische Theater
meint, dessen Gestalt wir durch zahlreiche Ruinen kennen,
ist nie zweifelhaft gewesen. Anders steht es aber um das
theatrum Graecorum.
Als noch keine altgriechischen Theater durch Ausgrabungen
bekannt geworden waren, glaubte man allgemein, dass das
theatrum Graecorum Vitruvs das altgriechische Theater sei,
wie es im V. Jahrhundert vor Chr. in Athen bestanden habe.
Die bekannte Reconstruction eines altgriechischen Theaters,
welche J. H. Strack gezeichnet und veröffentlicht hat (Das
altgriechische Theatergebäude Taf. 3), stützte sich fast aus-
schliesslich auf die Vorschriften Vitruvs. Als dagegen durch
Ausgrabungen jüngere griechische Theater in Epidauros,
Athen und an manchen anderen Orten Griechenlands zu Tage
kamen, und als man erkannte, dass ihre Grundrisse zu den
Regeln Vitruvs gut passen, gewann man die Überzeugung,
dass der römische Architekt von diesen jüngeren hellenisti-
schen Theatern spreche.
ln dieser Überzeugung wurde man bestärkt, als sich heraus-
stellte, dass die ausgegrabenen Theater zum Teil bis zur Zeit
Vitruvs ihre Gestalt behalten haben. Denn dass der römi-
sche Architekt von Theatern seiner Zeit rede, ergab sich
einerseits aus der allgemeinen Überlegung, dass seine Regeln
offenbar für den wirklichen Bau von Theatern bestimmt sind,
und andrerseits aus der Beobachtung, dass die Unterscheidung
zwischen artifices scaenici und thymelici, die er unter den
 
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