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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 36.1911

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Dörpfeld, Wilhelm: Zu den Bauwerken Athens
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https://doi.org/10.11588/diglit.37288#0074

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W. DORPFELD

boden vor und neben dem Tempel sieb augenscheinlich nach
den Stufen der Propyläen gerichtet hat und jünger sein muss
als der Tempel selbst. Nach Erbauung des letzteren lag der
gewöhnliche Erdfussboden, den wir vor dem Tempel anneh-
men müssen, so hoch, dass einerseits nur die drei Stufen des
Tempels sichtbar waren und anderseits die Stufen jener klei-
nen Treppe ihn gerade erreichten. Erst nach der Errichtung
der Propyläen trat eine Änderung ein. Der Platz um den
Tempel wurde mit Marmorpiatten gepflastert und dabei um
eine halbe Stufe tiefer gelegt, damit er zu den Stufen der
Propyläen und auch zu dem Gesimse des Pyrgos passte; zu
der kleinen Treppe, die nur noch einen Nebenzugang zum
Tempel bildete, passte er nun nicht mehr. Ob diese Ände-
rung zugleich mit der Errichtung der Balustrade vorgenom-
men wurde oder schon vorher, wage ich nicht zu entschei-
den. Der Tempel selbst ist aber sicher vor den Propyläen
erbaut worden.
Mit diesen Ergebnissen einer Untersuchung der Ruinen
steht in vollem Einklang der Inhalt der zweiten jüngeren
Inschrift (Arx AE 6 b). Der darin erwähnte Antragsteller
Kallias ist offenbar derselbe, der im Jahre 435/4 den bekann-
ten Antrag über einen anderen Bau der Akropolis, über den
Opisthodoin gestellt hat (Arx AE 11) und der im Jahre 432
vor Potidaia starb (Br. Keil, Anon. Arg. 302 und G. Loeschcke,
Arch. Jahrb. XIX 1904,25). Wenn wir diese jüngere Inschrift,
die sich offenbar auf die Zeit nach der Fertigstellung des
Tempels bezieht, etwa zwischen 440 und 435 ansetzen und
die ältere zwischen 450 und 445, so stehen für die Ausfüh-
rung des nach der älteren Inschrift geplanten Tempels 10-
15 Jahre zur Verfügung, ein Zeitraum, der zur Erbauung
des Tempels ausreicht und auch zu dem Unterschiede zwi-
schen den Schriftarten der beiden Urkunden passt.
Ich will weiter noch ausdrücklich bemerken, dass ich
den von Furtwängler (Münch. Sitz.-Ber. 1904,381) aus den
Architekturformen des Nike-Tempels beigebrachten Beweis
für eine späte Datierung, nämlich erst nach den Propyläen,
nicht als richtig anerkennen kann. Ich halte die Bauformen
des Nike-Tempels für älter als die der Propyläen und des
 
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