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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 36.1911

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Sauer, Bruno: Sonnenlichtprojectionen: ein experimenteller Beitrag zur Standspurenkritik
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https://doi.org/10.11588/diglit.37288#0364

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344

SONNENLICHTPROJECTIONEN.
Ein experimenteller Beitrag zur Standspurenkritik.

Wenn ich wieder einmal darauf zu sprechen komme, was
Standspuren für die Reconstruction verlorener plastischer
Werke bedeuten können, so geschieht das gewiss nicht in
Überschätzung solcher Nebenbehelfe der Kritik, wohl aber
um ihre Eigenart noch bestimmter als bisher zu charakteri-
sieren und für ihre gelegentliche Anwendung noch präzisere
Regeln aufzustellen. In ähnlichem Sinne wie ich die in den
Parthenongiebeln — und bis jetzt nur da—auftretenden 'Rand-
bänke' gegen Furtwänglers Missdeutung ^ durch erneute,
schärfere Beobachtungen in Schutz nehmen musste und eben
damit erst ihre Wichtigkeit ganz erfasste (Weber-Laborde'-
scher Kopf 51 ff.), berichte ich heute von einem belehrenden
Einblick in Wesen und Entstehung der Marmorpatina, die
selten, aber gerade an wichtigen Punkten Aufschluss über
Standort und Gestaltung verschwundener Giebelfiguren gibt.
Im Westgiebel des Parthenon sind an der Wand zwei
umfangreichere Reste von Marmorpatina erhalten, ein ver-
schwommener über Block 1 1 und ein nach der Giebelmitte
zu scharf begrenzter über Block 19 (Ant. Denkm. I 58 c. AM.
XVI 1891 Taf. 3). Es klang freilich sehr kategorisch, wenn
ich ohne weiteren Beweis sagte (a. a. O. 68), jener 'erkläre
sich aus einem der Wand sehr nahe gelegenen, dennoch
nicht eigentlich anliegenden Körper', während dieser 'von
einem gegen die Wand gelehnten Körper herrühren müsse',
und ich glaube gern, dass damals wenige Leser die Berech-
tigung so scharfer Unterscheidung und die Wichtigkeit der
Deutung jener beiden Spuren eingesehen haben. Es fehlte
leider an gesicherten Beispielen solcher Wirkung der inten-

Intermezzi 22 ff.; Sitzungsber. d. bayr. Akad. 1898, 367 ff., 1902, 450 ff.
 
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