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W. DORPFELD
auf ein Bestellen des Saales ohne Vorhalle schliessen zu kön-
nen. Die Voraussetzung beruht aber auf irgend einem Irr-
tume, dessen Entstehung mir unklar ist. Halle und Saal sind
nicht von einander zu trennen. Meine Datierung des Baues
aus seinem Einschneiden in die Stufen der Parthenon-Ter-
rasse (AM. XIV1 889,31 1) bleibt daher bestehen; er muss jünger
sein als der Parthenon. Daran ändert auch nichts, wie Judeich
meint, die Verwendung einiger vorpersischer Bauglieder in
den Fundamenten, denn diese Steine können bei dem Aus-
heben der Fundamentgräben zu Tage gekommen und dann
wieder verwendet worden sein. Schliesslich kann ich Judeich
auch nicht zustimmen, wenn er die Bezeichnung oonigct, wel-
che die Chalkothek in einer Inschrift führt, für den Saal mit
der Vorhalle nicht für passend hält und eher die Bezeichnung
croa erwartet. Bei einer Stoa müsste meines Erachtens die
Säulenhalle die Hauptsache sein. Und warum in unserem
Falle, wo die Halle lediglich zum Schmuck des Baues ge-
dient hat, dieser ganze Bau oder auch nur sein Saal nicht
ooo]ga heissen soll, verstehe ich nicht. Ich sehe daher keine
ernstlichen Bedenken gegen meine Deutung des Baues als
Chalkothek.
In der 'Eqaip. dp/- 1909, 21 1 und Taf. 7 hat F. Versakis
eine Reconstruction des Oberbaues unserer Chalkothek ver-
öffentlicht, die ich oben bei Besprechung des Nikias-Monu-
mentes als unrichtig und sogar als gefährlich bezeichnet
habe. Zur Begründung dieses harten Urteiles muss ich einige
Tatsachen anführen: Was von dem Unterbau der Chalko-
thek erhalten ist, berechtigt uns, den Bau dem V. oder IV.
Jahrhundert vor Chr. zuzuschreiben. Für eine Ergänzung
des Oberbaues, von dem gar nichts in situ geblieben ist,
kommt daher nur irgend eine gute griechische Architektur
in Betracht, zumal der Unterbau nichts aufweist, was auf
eine spätere Reparatur hinweist. Trotzdem teilt Versakis dem
Bau nur römische Bauglieder zu, die er auf der Akropolis
zusammengesucht hat. Von den späten dorischen Bauglie-
dern, die er zur Vorhalle rechnet, sind nur wenige Stücke
gefunden, die grösseren Steine östlich vom Erechtheion;
trotzdem werden sie einem westlich vom Parthenon liegen-
W. DORPFELD
auf ein Bestellen des Saales ohne Vorhalle schliessen zu kön-
nen. Die Voraussetzung beruht aber auf irgend einem Irr-
tume, dessen Entstehung mir unklar ist. Halle und Saal sind
nicht von einander zu trennen. Meine Datierung des Baues
aus seinem Einschneiden in die Stufen der Parthenon-Ter-
rasse (AM. XIV1 889,31 1) bleibt daher bestehen; er muss jünger
sein als der Parthenon. Daran ändert auch nichts, wie Judeich
meint, die Verwendung einiger vorpersischer Bauglieder in
den Fundamenten, denn diese Steine können bei dem Aus-
heben der Fundamentgräben zu Tage gekommen und dann
wieder verwendet worden sein. Schliesslich kann ich Judeich
auch nicht zustimmen, wenn er die Bezeichnung oonigct, wel-
che die Chalkothek in einer Inschrift führt, für den Saal mit
der Vorhalle nicht für passend hält und eher die Bezeichnung
croa erwartet. Bei einer Stoa müsste meines Erachtens die
Säulenhalle die Hauptsache sein. Und warum in unserem
Falle, wo die Halle lediglich zum Schmuck des Baues ge-
dient hat, dieser ganze Bau oder auch nur sein Saal nicht
ooo]ga heissen soll, verstehe ich nicht. Ich sehe daher keine
ernstlichen Bedenken gegen meine Deutung des Baues als
Chalkothek.
In der 'Eqaip. dp/- 1909, 21 1 und Taf. 7 hat F. Versakis
eine Reconstruction des Oberbaues unserer Chalkothek ver-
öffentlicht, die ich oben bei Besprechung des Nikias-Monu-
mentes als unrichtig und sogar als gefährlich bezeichnet
habe. Zur Begründung dieses harten Urteiles muss ich einige
Tatsachen anführen: Was von dem Unterbau der Chalko-
thek erhalten ist, berechtigt uns, den Bau dem V. oder IV.
Jahrhundert vor Chr. zuzuschreiben. Für eine Ergänzung
des Oberbaues, von dem gar nichts in situ geblieben ist,
kommt daher nur irgend eine gute griechische Architektur
in Betracht, zumal der Unterbau nichts aufweist, was auf
eine spätere Reparatur hinweist. Trotzdem teilt Versakis dem
Bau nur römische Bauglieder zu, die er auf der Akropolis
zusammengesucht hat. Von den späten dorischen Bauglie-
dern, die er zur Vorhalle rechnet, sind nur wenige Stücke
gefunden, die grösseren Steine östlich vom Erechtheion;
trotzdem werden sie einem westlich vom Parthenon liegen-