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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 36.1911

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Rodenwaldt, Gerhart: Fragmente mykenischer Wandgemälde
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https://doi.org/10.11588/diglit.37288#0240

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G. RODENWALDT

digen Entgegenkommen und der ungewöhnlichen Liberalität
der Herren Stais und Tsundas verdanke ich die Erlaubnis,
die mykenischen Fragmente untersuchen und behandeln zu
dürfen. Manche von ihnen, wie z. B. die Reste fast lebens-
grosser Frauen, sind erst durch vollständiger erhaltene Dar-
stellungen verständlich und werden im Zusammenhänge mit
den Tirynther Fresken besprochen werden. Eine Reihe von
Fragmenten, die sich nicht in jenen Zusammenhang fügen
würden, werden hier besonders veröffentlicht*.
Das auf Taf. IX 2 2 abgebildete Fragment gehört zu den
Schliemannschen Funden^. Erhalten ist ein Ausschnitt einer
grösseren Architektur-Darstellung. Wir sehen eine Art Log-
gia, deren Decke von Pfeilern getragen wird. Am oberen
Ende der Pfeiler sind kleine Doppelbeile befestigt, die als
Träger weisser Guirlanden dienen, mit denen jede der bei-
den Öffnungen geschmückt ist. Aus den Öffnungen heraus
blicken drei Damen, die in der Loggia sitzen. Alle sind nach
links gewandt, wo irgend ein Schauspiel ihre Aufmerksam-
keit fesseln muss. Die erste — von rechts aus — lässt ihren
linken Arm lässig über die Brüstung herunterhängen, die
Rechte hat sie nach dem Munde zu erhoben; die eigentüm-
liche Bewegung mag Staunen oder Beifall ausdrücken. Die
zweite hat den Arm ebenfalls über die Brüstung gelehnt,
hebt aber den Unterarm in die Höhe und stützt die Hand
gegen den Pfeiler; ihr rechter Arm ist nicht sichtbar. Wieder
anders war das Motiv der Dame zur Linken, die nur un-
vollständig erhalten ist. Während bei den beiden ersten der
vordere Arm und die Schulter von der gelben Taille bedeckt
sind, finden sich hier auf der Schulter die Spuren zweier
schwarzer Locken. Dies muss also ihre hintere, linke Schul-

' Kurt Müller bin ich für seine freundschaftliche Unterstützung beim
Zusammensetzen und Deuten der Fragmente zu herzlichem Dank ver-
pflichtet.
^ Die den Tafeln IX und X zu Grunde liegenden Autochromaufnah-
men verdanken wir Herrn Legationsrat v. Krause, der uns in liebenswür-
digster Weise seine Kunst zur Verfügung stellte.
s Höhe 9, Breite 13,5 cm. Die Dicke wechselt zwischen 2 und 2,5 cm.
Der Stuck ist besonders weiss, feinkörnig und im Bruch sehr empfindlich.
 
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