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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 36.1911

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Rodenwaldt, Gerhart: Fragmente mykenischer Wandgemälde
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https://doi.org/10.11588/diglit.37288#0248

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G. RODENWALDT

minoische Periode. Der Vergleich mit den Tirynther Fresken
ergibt soviel, dass es nach der Art der Oberfläche und der
Farben in die Zeit des älteren Tirynther Palastes gehört
(AM. XXXVI 1911, 198 ff.). Den ausgebildeten Stil der kre-
tischen Miniaturfresken finden wir in der ersten spätminoi-
schen Epoche, seine beiden bekanntesten und besterhaltenen
Vertreter werden von Evans in die zweite datiert ä Die Ver-
wandtschaft des mykenischen Fragmentes mit jenen ist so
gross, dass ich es innerhalb der festländischen Malerei beson-
ders hoch ansetzen und zeitlich nicht weit von den kreti-
schen Parallelen entfernen möchte. Eine genauere Datierung
ist zur Zeit nicht möglich.
Unter den von Schliemann gefundenen Fragmenten be-
findet sich eins, das in der Beschaffenheit des Stucks und
der Oberfläche, in den Farben und im Stil aufs engste mit
dem eben besprochenen zusammengeht (Taf. IX 1, H. 9, Br. 7,
D. 2-2,5 cm). Es zeigt auf ockergelbem Grunde den oberen
Teil eines weissen Tierleibes mit schwarzen, eigentümlich
gezackten Flecken, links oben die dunkelrote Hand eines
Mannes mit einem weissen Armband. Es gibt kaum eine an-
dere Erklärung als die eines Stierspiels ein Mann volti-
giert über einen schwarzgefleckten weissen Stier.
Die technische Ausführung lässt sich am Bruchrand ge-
nau erkennen. Zuerst wurde die dicke Ockerschicht des
Grundes aufgetragen und darin ein etwas zu kleiner Raum
für den Stierleib freigelassen. Auf dem Gelb wurde mit einem
dunkelroten Pinselstrich der Contur des Stieres vorgezeich-
net. Bis an diesen Contur heran wurde der ganze Körper mit
einer weissen, beinahe 1 mm dicken Deckschicht aufgesetzt,
darauf längs des Randes ein breiter Streifen Gelb neu auf-
getragen und mit einem Instrument gegen den Rand des er-

' Alle stilistischen Parallelen zu ihnen scheinen mir vielmehr in der
ersten spätminoischen Periode zu liegen. Fragmente stilistisch ganz über-
einstimmender Miniaturfresken, die Hatzidakis neuerdings in Tylisos
gefunden hat, gehören nach den Fundumständen in die erste spätminoi-
sche Periode.
^ Die auf das Stierspiel bezüglichen Monumente sind — nicht vollstän-
dig— zusammengestellt von A. Reichel, AM. XXXIV 1909, 85 ff.
 
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