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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 25.1909

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Heft 1
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Zetzsche, Carl: Das Märkische Museum in Berlin: Architekt: Geh. Baurat Dr.-Ing. Ludwig Hoffmann, Stadtbaurat in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.42077#0012

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1909

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 1




Trachten und Schmuck, eine
Waffensammlung, Abteilungen
für die Geschichte der Mark und
der Stadt Berlin, wie für Statistik,
eine Bibliothek, Handschriften
u. s. w.
Während also das Samm¬
lungsgebiet räumlich enger be¬
grenzt ist als bei andren Museen,
sind die Sammlungsgegenstände
ungleich verschiedenartiger, zu¬
gleich aber auch, abgesehen von
der sehr bedeutenden vorge¬
schichtlichen Sammlung, beschei¬
dener, nicht von so allgemeiner,
hervorragender Bedeutung, wie
die den höchsten Kulturperioden
verschiedener Länder entstam¬
menden Gegenstände andrer
Museen.
Diese Eigenart des Inhalts
mußte ganz besonders dazu
drängen, eine seinem Wesen ent¬
sprechendere Schaustellung zu
ermöglichen als durch die Auf¬
speicherung in den herkömm¬
lichen Sälen mit gleichen
Stockwerkshöhen, gleichen Fen¬
sterachsen und gleichartigen
Fensteröffnungen, mit gleicher
Beleuchtung und Ausstattung.
Ja für die belehrende und nicht
nur anziehende, sondern für Wesen und Geschicke der Heimat
lebhaft erwärmende Wirkung der Sammlungen war stimmungs-
volle Anordnung von höchster Bedeutung. Daß dieser Aufgabe
überall mit vollendetem künstlerischen Feingefühl rein sachlich
und unter Verzicht auf alle entbehrlichen Schmuckformen der
Raumausstattung Rechnung getragen ist, verleiht dem Ganzen
die wirkungsvolle Einheitlichkeit und Eindringlichkeit, die dieses
Museum erst recht zu dem volkstümlichsten in Berlin macht.
Die so unendlich verschiedenen Ausstellungsstücke in einer
ihrer Eigenart entsprechenden räumlichen Umgebung und Be-

Märkisches Museum in Berlin. — Großer Hof.

lichtung aufzustellen, jedeSamm-
lung in eigens zu ihr gestimmten
Räumen unterzubringen, war nur
in einer freien, gruppierten Bau-
anlage möglich, auf die schon die
unregelmäßige Form des Grund-
stücks hinwies. Eine solche er-
möglichte außerdem die unge-
zwungene malerische Einfügung
des Baus in den Köllnischen Park
und die Anlehnung an den mit
herrlichen Bäumen bestandenen
Rest einer Bastion des alten Stadt-
walles. Die meist geringe Größe
der Ausstellungsstücke und ihre
einstige Zugehörigkeit zu niedri¬
gen, nicht allzu hell beleuchteten
Räumen machte für ihre Auf-
stellung entsprechende Anord-
nungen wünschenswert, die sich
wiederum mit der durch die ge-
schichtliche Bedeutung des Mu-
seums nahegelegten Anwendung
altmärkischer Bauformen für das
Äußere trefflich vereinigen ließen.
So schuf Hoffmann in dem
Gebäudezugleich ein stimmungs-
volles Denkmal der alten heimat-
lichen Bauweise, von der Berlin
selbst ja nur noch geringe Spuren
besitzt, indem er den Hauptteil
als gotischen Backsteinbau, ge¬
schmückt mit Giebel- und Maßwerkmotiven hervorragender
märkischer Bauten, erstehen ließ und den nach Osten der von
Messel erbauten Landesversicherungsanstalt (vergl. A. R. 1906,
Tafel 4) gegenüberliegenden Teil als schlichten Renaissancebau
mit geputzten Flächen und mit einem reichen Erker ausführte.
Meisterhaft sind die Massen und die Motive gruppiert,
so daß durch die Gegensätze schlichter, kräftiger Bauteile und
hoher, ruhiger Dachflächen zu dem reichsten und lebendig-
sten Spitzen¬
gewebe des
Maßwerks die
Wirkungnoch
gesteigert
wird und dem
Beschauervon
allen Seiten
bedeutsame
Bilder sich
bieten. * Ein
mächtiger vier¬
eckiger Turm
in ganz
schlichten
Formen, in der
einspringen¬
den Ecke am
Eingang auf¬
steigend, faßt
die vielgestal¬
tige Gruppe
zusammen
und verleiht
ihr ein wirk¬
sames Gegen¬
gewicht gegen
die drückende
Wirkung der
auf der Seite
des Märki¬
schen Platzes
Märkisches Museum in Berlin. — Durchgang bei der Waffenhalle.

Märkisches Museum in Berlin. — Ansicht vom Märkischen Platz.

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