1909
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 1
vielleicht allzu nahe herantretenden neuzeitlichen Geschäftshäuser.
Hätte auch hier eine abgeschlossenere Lage des Museums er-
reicht werden können, so besäße Berlin eine idyllische Oase
mitten im verkehrsreichsten Zentrum von ähnlich bestricken-
dem Zauber wie das einzige Schloß Rosenborg in Kopenhagen.
In den schönen Parkanlagen auf der Rückseite sind Archi-
tektur- und Skulpturreste verstreut, gleichsam als Freilichtmuseum
märkischer Kunst aufgestellt, und an der jenseitigen Grenze
ist ein kleines Gebäude als Gerätedepot der Straßenreinigung
ebenfalls in altmärkischem Backsteinbau so geschickt angefügt,
daß es wesentlich zur Zusammenfassung von Baugruppe und
Parkanlagen beiträgt. Das Erdreich des Wallhügels ist auf der
Südostseite durch eine Mauer abgefangen, so daß längs des
Gebäudes ein Mauergang entstand, dessen Zugang und Ein-
fassung, wie unsre Abbildungen zeigen, zur wirkungsvollen
Anbringung alter Bau- und Bildwerkreste, zerbrochener In-
schrifttafeln u. s. w. Gelegenheit gab. Mit besondrer Sorgfalt
hat ferner der Erbauer schon während der Bauzeit für die
Bepflanzung und Anwachsung Sorge getragen, so daß das
Museum bei der Eröffnung nicht als kahler Neubau, sondern
völlig verwachsen mit der Parkumgebung erschien. So bildet
schon jetzt der Efeu auf der Ostseite bis zur Dachtraufe
hinauf eine dichte Wand, aus der der reiche Renaissance-Erker
malerisch hervorschaut.
Im Innern ist die harmonische Zusammenstimmung von
Räumen und Inhalt in vollendeter Weise gelungen. Der reiche
Besitz der Sammlungen ist gesichtet und nur das Wesentliche
in den Ausstellungsräumen aufgestellt, während das übrige nur
zu besonderen Studienzwecken zugänglich ist. Dadurch ist er-
müdende Fülle vermieden und der Eindruck durch Übersicht-
lichkeit gesteigert, überall aber noch Platz genug für weitere
Am Köllnischon Park.
Lageplan und Erdgeschoß.
1. Stockwerk.
Märkisches Museum in Berlin. — Renaissance-Erker.
Einschiebungen und neue Erwerbungen vorhanden. Die Ver-
teilung und Aufstellung der Gegenstände ist vom Architekten
bis in die kleinsten Einzelheiten geleitet, alte Bauteile, Steinmetz-
arbeiten, wie Tür- und Fensterumrahmungen, Schlußsteine,
Wappen, Gitter, die, aus dem ursprünglichen Zusammenhänge
gelöst, ihre beste Wirkung einbüßen würden, sind meister-
haft in den Bau selbst eingefügt und alten kirchlichen und
profanen Bildwerken ist eine der ursprünglichen ähnliche Um-
2. Stockwerk
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ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 1
vielleicht allzu nahe herantretenden neuzeitlichen Geschäftshäuser.
Hätte auch hier eine abgeschlossenere Lage des Museums er-
reicht werden können, so besäße Berlin eine idyllische Oase
mitten im verkehrsreichsten Zentrum von ähnlich bestricken-
dem Zauber wie das einzige Schloß Rosenborg in Kopenhagen.
In den schönen Parkanlagen auf der Rückseite sind Archi-
tektur- und Skulpturreste verstreut, gleichsam als Freilichtmuseum
märkischer Kunst aufgestellt, und an der jenseitigen Grenze
ist ein kleines Gebäude als Gerätedepot der Straßenreinigung
ebenfalls in altmärkischem Backsteinbau so geschickt angefügt,
daß es wesentlich zur Zusammenfassung von Baugruppe und
Parkanlagen beiträgt. Das Erdreich des Wallhügels ist auf der
Südostseite durch eine Mauer abgefangen, so daß längs des
Gebäudes ein Mauergang entstand, dessen Zugang und Ein-
fassung, wie unsre Abbildungen zeigen, zur wirkungsvollen
Anbringung alter Bau- und Bildwerkreste, zerbrochener In-
schrifttafeln u. s. w. Gelegenheit gab. Mit besondrer Sorgfalt
hat ferner der Erbauer schon während der Bauzeit für die
Bepflanzung und Anwachsung Sorge getragen, so daß das
Museum bei der Eröffnung nicht als kahler Neubau, sondern
völlig verwachsen mit der Parkumgebung erschien. So bildet
schon jetzt der Efeu auf der Ostseite bis zur Dachtraufe
hinauf eine dichte Wand, aus der der reiche Renaissance-Erker
malerisch hervorschaut.
Im Innern ist die harmonische Zusammenstimmung von
Räumen und Inhalt in vollendeter Weise gelungen. Der reiche
Besitz der Sammlungen ist gesichtet und nur das Wesentliche
in den Ausstellungsräumen aufgestellt, während das übrige nur
zu besonderen Studienzwecken zugänglich ist. Dadurch ist er-
müdende Fülle vermieden und der Eindruck durch Übersicht-
lichkeit gesteigert, überall aber noch Platz genug für weitere
Am Köllnischon Park.
Lageplan und Erdgeschoß.
1. Stockwerk.
Märkisches Museum in Berlin. — Renaissance-Erker.
Einschiebungen und neue Erwerbungen vorhanden. Die Ver-
teilung und Aufstellung der Gegenstände ist vom Architekten
bis in die kleinsten Einzelheiten geleitet, alte Bauteile, Steinmetz-
arbeiten, wie Tür- und Fensterumrahmungen, Schlußsteine,
Wappen, Gitter, die, aus dem ursprünglichen Zusammenhänge
gelöst, ihre beste Wirkung einbüßen würden, sind meister-
haft in den Bau selbst eingefügt und alten kirchlichen und
profanen Bildwerken ist eine der ursprünglichen ähnliche Um-
2. Stockwerk
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