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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 25.1909

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Heft 4
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Heft 5
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Zetzsche, Carl: Der Zementbeton in Garten und Landschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.42077#0044

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1909

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 5



Für die Belebung der Flächenwirkung finden sich
wohl überall genügend alte Bruchstücke von Ziegeln
u. dergl. und die Oberfläche wird vor dem völligen
Abbinden einfach durch Abspritzen so weit ausge-
waschen, daß die gröberen Bestandteile von Sand und
Steinchen körnig hervortreten.
Will man dann noch besondere Verzierungen hin-
zufügen, so kann man leicht und ohne Mitwirkung
besonders geschulter Arbeiter einfache, aber höchst
wirksame Bandstreifen oder Zickzacklinien aus Ziegeln
oder bunten Steinbrocken herstellen, die man in die
noch weiche Masse hineindriickt. Man kann an be-
sondern Stellen dafür glasierte Steine, Fliesenstücke
und Glasflüsse verwenden und dadurch selbst reichen
Farbenwechsel erzielen, aber man muß natürlich auch
bei der Auswahl der Einlagen mit dem nötigen Ver-
ständnis Ort und Umgebung berücksichtigen und so-
wohl grelle Farbengegensätze, wie die Verwendung
nicht zur Umgebung passender Stoffe sorglich ver-
meiden.
Aber nicht nur für Umwährungen wird der Zement-
beton verwendet. Die Rücksicht auf die bedeutend oarten
geringeren Kosten hat den Zementwaren an Stelle
von Stein längst auch für die zum Schmuck der Gärten be-
stimmten Architekturteile Aufnahme verschafft und hier sind
die bisherigen tatsächlichen künstlerischen Ergebnisse mit ver-
schwindend geringen Ausnahmen kaum weniger schlimm als
die dort gehegten Befürchtungen. Oder kann man angesichts
der beliebten Nachahmung von antiken Marmorbildwerken
u. dergl. in Zementguß oder Stampfbeton anders als von einem
Surrogatstil schlimmster Sorte sprechen?
Das vorher über die sachgemäße Formgebung der Beton-
wände Gesagte wird auch für die Herstellung von Brüstungen,
Pergolen, Pfeilern, für die Umrahmung von Wasserbecken und
Sitzplätzen Anregungen bieten. Hier können auch — wieder
dem Material und seiner Verarbeitung ganz angemessen —
durch einfache Ausschnitte aus der noch weichen Masse, durch
breit und einfach behandelte eingezogene Linienführungen
Schattenwirkungen in der sonst glatten Fläche erzielt werden,
sowohl für sich allein als in Verbindung mit den erwähnten
Einlagen verschiedenster Art. Auch einfache Einpressungen von
Ornamenten, die ebenfalls leicht herzustellen und eventuell
durch besondere Färbung abzuheben sind, werden gut wirken.
Für Vasen, Brunnenschalen, Bänke u. dergl. wird sich reichere
abgeschliffene Mosaikarbeit eignen, u. s. w.

Architekt: Albert Eitel in Stuttgart.

Architekt: Albert Eitel
in Stuttgart.

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Garten an der Mörikestraße
in Stuttgart.

an der Mörikestraße in Stuttgart.
Wandelgang.
Jedenfalls
aber sollte der
Herstellungs-
weise und der
Umgebung,
der Aufstel-
lung im Freien
inmitten von
Pflanzen- §
wuchs da- §
durch Rech- \
nunggetragen
werden, daß
alle Formen
höchst einfach
und natürlich
gehalten wer¬
den. Scharfe
Kanten und
Profile sollten
möglichst ver-
mieden, Über-

Garten an der Mörikestraße in Stuttgart. Architekt: Albert Eitel in Stuttgart.
Hof gegen die Automobilremise.


haupt der sogenannte architektoni-
sche Charakter entsprechend zurück-
gedrängt werden, ohne daß dabei
die wirkliche architektonische Be-
handlung zu leiden brauchte.
Nicht Nachbildungen von teure-
ren Arbeiten aus behauenem Stein
oder Mauerwerk sollen aus Beton
geschaffen werden, sondern selb-
ständige Gebilde, die in freierer
und natürlicher Linienführung die
schmiegsame Bildsamkeit der Masse
ausdrücken, den Beton selbst als an-
sehnliches, natürliches und mit der
umgebenden Natur zusammenstim-
mendes Material erscheinen lassen.
Dann wird auch mit dem billi-
gen und bisher mißachteten, weil
allzusehr mißhandelten Material Be-
friedigendes und Erfreuliches zu
schaffen sein in frischem buntem
Wechsel, wie es jeweilig am Platze
ist, während bisher im günstigsten
Falle gut ausgeführte Massenerzeug-
nisse durch ihre häufige Wieder-
holung unsre Augen ermüdeten.
c. z.

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