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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 25.1909

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Heft 9
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https://doi.org/10.11588/diglit.42077#0082

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1909

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 9





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Eingang der Wirtschaft zur »Schwörglocke« in Ulm.

Architekt: S. Strudel in Ulm.

Eckhaus in der Katharinen- und Weber-
straße in Stuttgart.
Architekt: Albert Eitel in Stuttgart.

Giebel der Wirtschaft zur »Schwörglocke« in Ulm. Architekt: S. Strudel in Ulm.
zum Wahrzeichen der Stadt geworden und beherrscht weithin sichtbar die
Gegend. Bei der Anlage des Inneren ist auf alle modernen Anforderungen
weitestgehende Rücksicht genommen worden. Von der überaus geräumigen
und gutbeleuchteten Garderobehalle mit Wandelgang im Untergeschoß
führen drei Treppenanlagen zu den beiden Sälen im Hauptgeschoß, die
wiederum von Korridoren mit zahlreichen Ausgängen nach den Terrassen
umgeben sind, so daß umfassend für die Sicherheit des Publikums ge-
sorgt ist.
Für die Gestaltung des großen Saals, der 1300 Sitzplätze faßt, ist
besondere Rücksicht auf die Akustik des Raumes genommen bei der Wahl
der Konstruktionen, der Baustoffe und ihrer Abmessungen, wie bei der
Ausbildung der Wände, Decken, Balkone, Säulen u. s. w., und zwar mit dem
über Erwarten günstigen Erfolge, daß die Tonwirkung sowohl bei Konzerten
wie Theatervorstellungen, bei vollem wie bei leerem Hause vorzüglich ist.
Während dieser große Saal nur mit wenigen hellen Farben: Grau,
Gelb, Weiß mit sparsamer Vergoldung, abgestimmt ist, erhielt der daneben
liegende kleine Saal eine farbenprächtige, lebhafte, dekorative Ausmalung
in allen Teilen.
Wie die hier wiedergegebenen An¬
sichten aus dem Innern des Gebäudes er¬
kennen lassen, hat der Eisenbeton weit¬
gehende Anwendung erfahren. Die Decken,
auskragenden Galerien, Gewölbe und
Treppen sind sämtlich in Eisenbeton aus¬
geführt, die ebenen Decken in drei Formen,
als gewöhnliche Deckenplatten mit oder
ohne Träger, als Zellendecken aus einzelnen
mit Eiseneinlagen versehenen Betonrippen,
zwischen denen Hohlsteine aus gebranntem
Ton einbetoniert sind, und als quadratisch
armierte Platten zwischen Differdinger
I-Trägern. Die umfangreichen, z.T. schwie¬
rigen Arbeiten wurden von der A.-O. Wayß
& Freytag in Neustadt a. d. H. ausgeführt.
Die Bauausführung stand unter Lei¬
tung des Stadtbaumeisters Schech. Das
Baugeschäft Biber in Landau erstellte den
Rohbau, auch die Arbeiten des Ausbaus
wurden vorzugsweise Landauer Handwer¬
kern übertragen. Die Putz-, Stuck- und
Antragearbeiten des großen Saales sind von
Gebrüder Allmendinger in Karlsruhe und
Bildhauer Mühleisen in Hessenthal ausge¬
führt, die äußeren Bildhauerarbeiten am
Hauptportal u. s. w. schuf Adolf Bernd in
Kaiserslautern. Die bedeutende eiserne
Dachkonstruktion mit Lüftungseinrichtung
lieferte das Eisenwerk Kaiserslautern, die
maschinelle Bühneneinrichtung die Maschi¬
nenfabrik A. Riedinger in Augsburg.
Das Bühnenhaus wurde unter man¬
cherlei technischen Schwierigkeiten so ein¬
gerichtet, daß die Bühne durch besondere
Mechanismen in eine große, allseitig ge¬
schlossene, gewölbte Musiknische, mit

einem Podium für 300 Sänger mit großer
Orgel im Hintergründe, umgewandelt wer-
den kann. Im übrigen hat die Bühne alle
Einrichtungen der Neuzeit erhalten.
Die mannigfachen Nebenräume, Re-
staurant, Büfett, Wirtschaftsräume, Beamten-
wohnungen u. s. w., die zum vielseitigen
Betrieb einer solchen reichorganisierten An-
lage nötig sind, sind zweckmäßig gelegt
und durchgebildet. Das Gebäude ist mit
elektrischer Beleuchtung, Niederdruck¬
dampfheizung und Lüftungsanlage versehen
und steht, im ganzen betrachtet, als ein
Werk da, auf welches die Bürger der Stadt
stolz sind.
Tafel 70. Wohnhaus des Herrn
Dr. Bierthen in Lage i. L. Architekt:
Gustav Meß mann, B.D.A., in Lage i.L.
Das Haus steht an einer alten Eichen- |
allee in Lage i. L. Das Mauerwerk ist aus
Muschelkalk-Bruchsteinen teils graublauer,
teils gelber Färbung aufgeführt und weiß
gefugt. Die Architekturteile sind aus weiß-
gelbem Sandstein des Teutoburgerwaldes
hergestellt. Das Holzwerk ist dunkelbraun
gehalten und sticht gegen die hellgrauen,
rauhen Putzflächen und die grau gedämpf-
ten Dachpfannen, die an den Dachüber-
ständen den weißen Kalkverstrich sichtbar
lassen, gut ab. Das Innere atmet bürger-
liche Behaglichkeit. Wände und Decken sind z.T. mit gebeiztem Holze vertäfelt.
Tafel 71. Eckhaus in der Katharinen- und Weberstraße
in Stuttgart. Architekt: Albert Eitel in Stuttgart.
Im Erdgeschoß des Hauses ist eine Wirtschaft, im I. Stock die
Wohnung des Wirts eingerichtet. Drei weitere Stockwerke enthalten
Wohnungen von drei Zimmern mit Bad. Erdgeschoß und erster Stock
sind in graugelbem Zaberfelder Sandstein, die übrigen Fassadenteile in
gelblichem Schwarzkalkverputz mit eingekratzten Ornamenten ausgeführt.
Das Dach ist mit roten Biberschwänzen gedeckt. Die Baukosten betragen
55 000 Mk. mit Einschluß des Architektenhonorars und der Bauführung.
Tafel 72. Entwurf zu einer Feldkapelle. Architekt:
Professor Richard Berndl in München.
Textblatt. Brunnenhalle und Badehaus in Hersfeld. Archi-
tekten: Th. Lehmann & G. Wolff in Halle a. S.
Textblatt. Umbau der Wirtschaft zur »Schwörglocke« in
Ulm. Architekt: S. Strudel in Ulm.
Der Umbau war ziemlich schwierig, da das Gebäude sehr alt und
baufällig war und in einer sehr schmalen aber verkehrsreichen Gasse liegt.
Es ist auf drei Seiten angebaut, deshalb mußte vor allem Licht und Luft
zugeführt werden, was durch Einfügen eines Lichtschachtes erreicht
wurde. Das alte Haus wurde vollständig ausgeweidet und in den oberen
Stockwerken wurden zweizimmerige Wohnungen eingebaut. Die Fassade
ist farbig behandelt; der Grund ist weiß in gelb gehalten, während das
Portal und die Ausstechungen rot, schwarz und weiß bemalt sind.

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