2, Beilage zu Heft 1.1909
Alleinige Inseratenannalune bei Rudolf Mosse, Annoncen-Expedition für sämtliche
Zeitungen Deutschlands und des Auslandes, Stuttgart, Berlin, Breslau, Dresden,
Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, München,
Nürnberg, Prag, Strassburg, Wien, Zürich -.
Architektonische Rundschau
Insertionspreis 25 Pf. für die
o viergespaltene Petitzeile
auf Veranda und Terrasse.
Wohn- und Schlafzimmer
und Ostbeleuchtung, alle
und die Treppe liegen nach
Norden. Alle diese Räume
Haus des Herrn Hermann Hesse in Gaienhofen.
Nordwestseite.
Architekt: H. Hindermann
in Steckborn.
Die Geschichte des Dachwerks, er-
läutert an einer großen Anzahl muster-
gültiger alter Konstruktionen. Von
Friedrich Ostendorf, Professor an der
Technischen Hochschule zu Karlsruhe.
Mit vielen Abbildungen im Text. Ver-
lag von B. Q. Teubner, Leipzig und
Berlin, 1908. Preis 28 Mk.
Bücherbesprechungen.
Der Römer und die neuen Rathaus-
bauten in Frankfurt a. M. Mit
37 Abbildungen und 2 Grundrissen.
Im Auftrag des Magistrats geschildert
von Dr. Hermann Taut. Frankfurt a.M.,
Druck von Gebr. Knauer. Preis 1 Mk.
Zwei Dichterwohnungen
am Bodensee.
Haus des Herrn Hermann Hesse
in Gaienhofen.
Architekt; H. Hindermann in Steckborn.
Nordostseite.
Die Landschaft des Untersees übt
durch ihre ruhige freundliche Schönheit
große Anziehungskraft aus auf geistig
arbeitende Menschen, die dem Stadt¬
getriebe den Rücken kehren. So sind in
neuerer Zeit verschiedene Gruppen von
Ansiedlungen an verschiedenen Punkten
des Sees entstanden, darunter im Sommer
1907 die Wohnhäuser der Schriftsteller
H. Hesse und L. Finckh in Gaienhofen.
Das Haus Hesse steht westlich des
Dorfes an den gegen den Wald aufstei¬
genden, mit Wiesen und Obstbäumen
bestellten Hängen. Man übersieht von
dort die ganze Seefläche gegen die Rei¬
chenau und Konstanz nach Osten und
bis gegen den Rheinausfluß nach Süd¬
westen. Auf diese bevorzugte Lage ist
in der Einteilung der Grundrisse Rücksicht
genommen, indem das große Wohnzimmer
des Erdgeschosses und das Arbeits- und
Bibliothekzimmer im ersten Stock nach
Südosten gelegt sind. Beide gewähren
den Austritt
Die übrigen
haben Süd-
Nebenräume
Westen und
sind in einfachster Art ausgestattet. Das
Wohnzimmer erhielt eine einfache braune
Täfelung und wurde zu einem früher ent¬
worfenen in hellem Eichenholz ausgeführten Mobiliar gestimmt: die Haupt-
zierde bildet der große Kachelofen. Das Bibliothekzimmer konnte mit
eingebauten Büchergestellen und Schränken ausgestattet werden.
Das Äußere des Hauses findet seine Vorbilder am ehesten in einem
der gemütlichen Haustypen der Ostschweiz. Das Keller- und Erdgeschoß
sind massiv, das Obergeschoß ist in Fachwerk ausgeführt und mit einem
Holzschindelschirm verkleidet, den das weit ausladende Dach schützt.
In den Farben ist alles Grelle vermieden. Das Erdgeschoß ist ohne
Zusatz von Farbe rauh verputzt, das Obergeschoß erhielt graugrünen
Anstrich. Nur die grünen Läden und die weißen Fensterkreuze heben
sich kräftig hervor. Das Dachgesims und das Holzwerk der Veranda sind
in sattem dunklen Braun gehalten und teilweise mit weißen Ornamenten
verziert.
Das Haus L. Finckh schaut in ein kleines Wiesentälchen, das mit
Pappeln und Birken bestanden ist und dessen Bächlein weiter unten einen
kleinen schilfumwachsenen Weiher bildet. Darüber hinaus öffnet sich ein
Blick auf den See und das gegenüber Gaienhofen gelegene Steckborn.
Das Haus steht an Stelle eines kleinen abgebrannten Bauernhäuschens und
ist ganz in den landesgewohnten Bauformen ausgeführt worden. Der
Spitzgiebel, dessen Fenster und Läden in kräftigen grellen Farben in dem
hellgelben glatten Verputz hervortreten, das hohe Dach mit dem Treppen-
turm in Fachwerk bilden eine harmonische Erscheinung in der stimmungs-
vollen Umgebung.
Im Innern wurde besonders die große, durch einen Schrankeinbau
geteilte Wohnstube gemütlich ausgebildet. Wände und Decke wurden mit
hellbraun gebeiztem Tannenholz getäfelt, der Fußboden in Tannenriemen
mit Eichenfriesen ausgeführt. Besonders stattlich nimmt sich der große
Kachelofen mit »Chunst« aus, der von der Küche bezw. vom Herd aus
geheizt wird. Das Mobiliar ist teils alt, teils in bäuerlichen Formen
neu entworfen. Im Obergeschoß wurden die Dachschrägen überall für
Wandschränke ausgenutzt, was die Zim-
mer besonders wohnlich macht. Im
Giebel ist gegen Süden noch ein freund-
liches Zimmer ausgebaut, von dem der
See weit überblickt werden kann.
Beide Häuser wurden durchweg von
den in der Gegend ansässigen Hand-
werkern ausgeführt. Die Baukosten stel-
len sich bei beiden auf 24,30 Mk. für
den Kubikmeter umbauten Raumes vom
Kellerboden bis zum Dach- bezw. Kehl-
gebälk gemessen. Die Einbauten sind
in der Bausumme inbegriffen.
Alleinige Inseratenannalune bei Rudolf Mosse, Annoncen-Expedition für sämtliche
Zeitungen Deutschlands und des Auslandes, Stuttgart, Berlin, Breslau, Dresden,
Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, München,
Nürnberg, Prag, Strassburg, Wien, Zürich -.
Architektonische Rundschau
Insertionspreis 25 Pf. für die
o viergespaltene Petitzeile
auf Veranda und Terrasse.
Wohn- und Schlafzimmer
und Ostbeleuchtung, alle
und die Treppe liegen nach
Norden. Alle diese Räume
Haus des Herrn Hermann Hesse in Gaienhofen.
Nordwestseite.
Architekt: H. Hindermann
in Steckborn.
Die Geschichte des Dachwerks, er-
läutert an einer großen Anzahl muster-
gültiger alter Konstruktionen. Von
Friedrich Ostendorf, Professor an der
Technischen Hochschule zu Karlsruhe.
Mit vielen Abbildungen im Text. Ver-
lag von B. Q. Teubner, Leipzig und
Berlin, 1908. Preis 28 Mk.
Bücherbesprechungen.
Der Römer und die neuen Rathaus-
bauten in Frankfurt a. M. Mit
37 Abbildungen und 2 Grundrissen.
Im Auftrag des Magistrats geschildert
von Dr. Hermann Taut. Frankfurt a.M.,
Druck von Gebr. Knauer. Preis 1 Mk.
Zwei Dichterwohnungen
am Bodensee.
Haus des Herrn Hermann Hesse
in Gaienhofen.
Architekt; H. Hindermann in Steckborn.
Nordostseite.
Die Landschaft des Untersees übt
durch ihre ruhige freundliche Schönheit
große Anziehungskraft aus auf geistig
arbeitende Menschen, die dem Stadt¬
getriebe den Rücken kehren. So sind in
neuerer Zeit verschiedene Gruppen von
Ansiedlungen an verschiedenen Punkten
des Sees entstanden, darunter im Sommer
1907 die Wohnhäuser der Schriftsteller
H. Hesse und L. Finckh in Gaienhofen.
Das Haus Hesse steht westlich des
Dorfes an den gegen den Wald aufstei¬
genden, mit Wiesen und Obstbäumen
bestellten Hängen. Man übersieht von
dort die ganze Seefläche gegen die Rei¬
chenau und Konstanz nach Osten und
bis gegen den Rheinausfluß nach Süd¬
westen. Auf diese bevorzugte Lage ist
in der Einteilung der Grundrisse Rücksicht
genommen, indem das große Wohnzimmer
des Erdgeschosses und das Arbeits- und
Bibliothekzimmer im ersten Stock nach
Südosten gelegt sind. Beide gewähren
den Austritt
Die übrigen
haben Süd-
Nebenräume
Westen und
sind in einfachster Art ausgestattet. Das
Wohnzimmer erhielt eine einfache braune
Täfelung und wurde zu einem früher ent¬
worfenen in hellem Eichenholz ausgeführten Mobiliar gestimmt: die Haupt-
zierde bildet der große Kachelofen. Das Bibliothekzimmer konnte mit
eingebauten Büchergestellen und Schränken ausgestattet werden.
Das Äußere des Hauses findet seine Vorbilder am ehesten in einem
der gemütlichen Haustypen der Ostschweiz. Das Keller- und Erdgeschoß
sind massiv, das Obergeschoß ist in Fachwerk ausgeführt und mit einem
Holzschindelschirm verkleidet, den das weit ausladende Dach schützt.
In den Farben ist alles Grelle vermieden. Das Erdgeschoß ist ohne
Zusatz von Farbe rauh verputzt, das Obergeschoß erhielt graugrünen
Anstrich. Nur die grünen Läden und die weißen Fensterkreuze heben
sich kräftig hervor. Das Dachgesims und das Holzwerk der Veranda sind
in sattem dunklen Braun gehalten und teilweise mit weißen Ornamenten
verziert.
Das Haus L. Finckh schaut in ein kleines Wiesentälchen, das mit
Pappeln und Birken bestanden ist und dessen Bächlein weiter unten einen
kleinen schilfumwachsenen Weiher bildet. Darüber hinaus öffnet sich ein
Blick auf den See und das gegenüber Gaienhofen gelegene Steckborn.
Das Haus steht an Stelle eines kleinen abgebrannten Bauernhäuschens und
ist ganz in den landesgewohnten Bauformen ausgeführt worden. Der
Spitzgiebel, dessen Fenster und Läden in kräftigen grellen Farben in dem
hellgelben glatten Verputz hervortreten, das hohe Dach mit dem Treppen-
turm in Fachwerk bilden eine harmonische Erscheinung in der stimmungs-
vollen Umgebung.
Im Innern wurde besonders die große, durch einen Schrankeinbau
geteilte Wohnstube gemütlich ausgebildet. Wände und Decke wurden mit
hellbraun gebeiztem Tannenholz getäfelt, der Fußboden in Tannenriemen
mit Eichenfriesen ausgeführt. Besonders stattlich nimmt sich der große
Kachelofen mit »Chunst« aus, der von der Küche bezw. vom Herd aus
geheizt wird. Das Mobiliar ist teils alt, teils in bäuerlichen Formen
neu entworfen. Im Obergeschoß wurden die Dachschrägen überall für
Wandschränke ausgenutzt, was die Zim-
mer besonders wohnlich macht. Im
Giebel ist gegen Süden noch ein freund-
liches Zimmer ausgebaut, von dem der
See weit überblickt werden kann.
Beide Häuser wurden durchweg von
den in der Gegend ansässigen Hand-
werkern ausgeführt. Die Baukosten stel-
len sich bei beiden auf 24,30 Mk. für
den Kubikmeter umbauten Raumes vom
Kellerboden bis zum Dach- bezw. Kehl-
gebälk gemessen. Die Einbauten sind
in der Bausumme inbegriffen.