1909
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 9
abwärts, voraussichtlich nach Bernkastel, bilden. — Der Bund Heimat-
schutz wird wahrscheinlich auch diesmal seine Jahresversammlung gleich-
zeitig in Trier abhalten, während ein Zusammentagen mit dem Gesamt-
vereine der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine sich diesmal leider
nicht ermöglichen läßt.
Das Posener Rathaus soll nunmehr eine durchgreifende Erneuerung
erfahren. Außer der Neubemalung des Äußeren und der Wiederherstellung
der zweischiffigen, mit prächtigen Stuckgewölben überdeckten Haupthalle,
soll jetzt die ehemalige Großzügigkeit der Anlage im ganzen Innern wieder-
hergestellt werden durch Entfernung der entstellenden kleinlichen Einbauten.
Im Untergeschoß soll ein Ratskeller eingerichtet, in den beiden Haupt-
geschossen sollen die großen Säle der ersten Anlage wieder hergestellt
werden. Von der Stadt sind dafür 370 000, vom Staat 60 000 Mk. bewilligt.
Ein Württembergischer Bund für Heimatschutz ist unter zahl-
reicher Beteiligung schwäbischer Künstler und Gelehrter in Stuttgart be-
gründet worden. An der Spitze stehen Professor Dr. J. Fuchs in Tübingen
und Professor P. Schmohl in Stuttgart. — Auch für die Niederlande ist
kürzlich die Begründung einer Heimatschutzvereinigung eingeleitet worden
zur Zusammenfassung aller dafür wirksamen Kräfte.
Kongresse und Ausstellungen. Die VII. Versammlung des Deut-
schen Vereins für Heizungs- und Lüftungsfachmänner findet
als Kongreß für Heizung und Lüftung vom 10. bis 12. Juni in Frankfurt a. M.
statt. Zur Teilnahme sind alle Interessenten eingeladen (Geschäftstelle:
Frankfurt a. M., Hermannstr. 11). Ein Ausflug nach Homburg mit Besichti-
gung der römischen Heizungsanlagen der Saalburg bildet den Abschluß. —
Die Jahresversammlung des deutschen Vereins von Gas- und Wasserfach-
männern (Feier seines 50jährigen Bestehens) findet ebenfalls in Frankfurta.M.
vom 21. bis 25. Juli statt.
Die diesjährige (38.) Abgeordnetenversammlung des Verbandes
deutscher Architekten-und Ingenieurvereine findet vom 27.—29. August
in Darmstadt statt. Den Beschluß bilden Ausflüge nach Mainz und Wies-
baden und in die Bergstraße zum Auerbacher Schloß.
Eine Büste Karl Schäfers soll im Lichthofe der Technischen Hoch-
schule zu Charlottenburg aufgestellt werden. Zur Beschaffung der Mittel
ist ein Aufruf erlassen, den wir im Anzeigenteile zum Abdruck bringen.
Der Verband Deutscher Kunstgewerbevereine veranstaltet vom
17. bis 24.Juni d. J. eine Verbandsfahrt nach Stockholm zum Be-
suche der Schwedischen Kunstgewerbeausstellung mit Ausflügen nach dem
Mälarsee und Upsala und Besichtigung von Gotenburg. Anmeldungen zur
Teilnahme sind an die Geschäftstelle des Vororts Berlin W, Bellevuestraße 3,
zu richten, die Fahrkarten-u.s.w.Bestehung zu ermäßigten Preisen über-
nimmt.
Vierter Jahresbericht des Vereins für niedersächsisches Volks-
tum. Bremen 1909. Der Verein hat ein erfreuliches Wachstum der Mit-
gliederzahl und wertvolle Erfolge seiner unausgesetzten rührigen Tätigkeit
durch Vorträge, Gutachten, Eingaben und Ratschläge zu verzeichnen. Für
ein Ortsstatut für Dörfer und Flecken im niedersächsischen Gebiete sind
vom Verein bemerkenswerte Gesichtspunkte aufgestellt worden. Die Archi-
tekturabteilung hat im Laufe des letzten Jahres nicht weniger als 16 Ent-
würfe, teils für das Bremer Landgebiet, teils für die Kreise Achim, Geeste-
münde, Osterholz, Blumenthal und Rotenburg, teils für oldenburgisches
Gebiet aufgestellt, von denen mehrere im Bericht abgebildet sind. Auf die
Wiederholung der Meisterkurse in heimischer Bauweise ist kürzlich schon
an andrer Stelle hingewiesen worden. Ein besonderer Erfolg besteht in
der von der Regierung in Stade gewährten Genehmigung des feuersicheren
Strohdaches (Gernentzdach) und dessen Gleichstellung mit harter Bedachung
seitens der Versicherungsgesellschaften.
Bücheranzeige.
Die Arbeiten des inneren Ausbaues. Treppen, Türen, Fenster, Läden,
Beschläge. Für die Praxis und den Schulgebrauch bearbeitet von Archi-
tekt Bernhard Milde, Prof. a. d. Kgl. Baugewerkschule in Kassel. (Biblio-
thek der gesamten Technik, 130. Band.) Mit 158 Abbildungen. Preis
kart. 2,20 Mk. Hannover, Dr. Max Jänecke, Verlagsbuchhandlung, 1909.
Burg Ollon (Posen).
Ein Herrschaftsbesitzer in der Provinz Posen wollte auf einem vom
Herrenhause ziemlich entlegenen Berge ein Anwesen errichten, das als
Amtssitz des Revierförsters dienen sollte; zugleich sollten ausreichende
Räume zur Abhaltung der Jagdessen geschaffen werden und daneben einige
beschränkte Unterkunftsräume für die Herrschaft. Da auf dem Berge sich
Reste einer ehemaligen, zweifellos burgartigen Bebauung fanden, erschien
es dem Besitzer reizvoll, auch das neue Bauwerk samt seinen landwirt-
schaftlichen und sonstigen Nebengebäuden in Form einer kleinen Burg
zu errichten; dieser sollte der Oeschlechtsname des früheren Eigentümers
gegeben werden.
Maßgebend für die Plangestaltung war außer dem Raumbedarf die
Form des Bergplateaus sowie die Forderung, einige auf dem letzteren
stehende sehr schöne Bäume zu erhalten. Im übrigen wurde eine möglichst
ungezwungene Gestaltung erstrebt, die den Eindruck machen sollte, als
wären die einzelnen Teile nacheinander je nach Bedarf entstanden und
hätten sich zwanglos zu einem geschlossenen Organismus gefügt.
Leider stellten sich der Ausführung praktische Schwierigkeiten in den
Weg; namentlich erschien es zu unbequem, den Förster auf so großer
Höhe wohnen zu lassen. So blieb das Ganze ein schönes und reizvolles
Vorhaben, dem die Verwirklichung versagt werden mußte. Ludwig Otte.
z ....?
Burg Ollon (Posen).
1.01
Architekt: Ludwig Otte in Groß-Lichterfelde.
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Heft 9
abwärts, voraussichtlich nach Bernkastel, bilden. — Der Bund Heimat-
schutz wird wahrscheinlich auch diesmal seine Jahresversammlung gleich-
zeitig in Trier abhalten, während ein Zusammentagen mit dem Gesamt-
vereine der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine sich diesmal leider
nicht ermöglichen läßt.
Das Posener Rathaus soll nunmehr eine durchgreifende Erneuerung
erfahren. Außer der Neubemalung des Äußeren und der Wiederherstellung
der zweischiffigen, mit prächtigen Stuckgewölben überdeckten Haupthalle,
soll jetzt die ehemalige Großzügigkeit der Anlage im ganzen Innern wieder-
hergestellt werden durch Entfernung der entstellenden kleinlichen Einbauten.
Im Untergeschoß soll ein Ratskeller eingerichtet, in den beiden Haupt-
geschossen sollen die großen Säle der ersten Anlage wieder hergestellt
werden. Von der Stadt sind dafür 370 000, vom Staat 60 000 Mk. bewilligt.
Ein Württembergischer Bund für Heimatschutz ist unter zahl-
reicher Beteiligung schwäbischer Künstler und Gelehrter in Stuttgart be-
gründet worden. An der Spitze stehen Professor Dr. J. Fuchs in Tübingen
und Professor P. Schmohl in Stuttgart. — Auch für die Niederlande ist
kürzlich die Begründung einer Heimatschutzvereinigung eingeleitet worden
zur Zusammenfassung aller dafür wirksamen Kräfte.
Kongresse und Ausstellungen. Die VII. Versammlung des Deut-
schen Vereins für Heizungs- und Lüftungsfachmänner findet
als Kongreß für Heizung und Lüftung vom 10. bis 12. Juni in Frankfurt a. M.
statt. Zur Teilnahme sind alle Interessenten eingeladen (Geschäftstelle:
Frankfurt a. M., Hermannstr. 11). Ein Ausflug nach Homburg mit Besichti-
gung der römischen Heizungsanlagen der Saalburg bildet den Abschluß. —
Die Jahresversammlung des deutschen Vereins von Gas- und Wasserfach-
männern (Feier seines 50jährigen Bestehens) findet ebenfalls in Frankfurta.M.
vom 21. bis 25. Juli statt.
Die diesjährige (38.) Abgeordnetenversammlung des Verbandes
deutscher Architekten-und Ingenieurvereine findet vom 27.—29. August
in Darmstadt statt. Den Beschluß bilden Ausflüge nach Mainz und Wies-
baden und in die Bergstraße zum Auerbacher Schloß.
Eine Büste Karl Schäfers soll im Lichthofe der Technischen Hoch-
schule zu Charlottenburg aufgestellt werden. Zur Beschaffung der Mittel
ist ein Aufruf erlassen, den wir im Anzeigenteile zum Abdruck bringen.
Der Verband Deutscher Kunstgewerbevereine veranstaltet vom
17. bis 24.Juni d. J. eine Verbandsfahrt nach Stockholm zum Be-
suche der Schwedischen Kunstgewerbeausstellung mit Ausflügen nach dem
Mälarsee und Upsala und Besichtigung von Gotenburg. Anmeldungen zur
Teilnahme sind an die Geschäftstelle des Vororts Berlin W, Bellevuestraße 3,
zu richten, die Fahrkarten-u.s.w.Bestehung zu ermäßigten Preisen über-
nimmt.
Vierter Jahresbericht des Vereins für niedersächsisches Volks-
tum. Bremen 1909. Der Verein hat ein erfreuliches Wachstum der Mit-
gliederzahl und wertvolle Erfolge seiner unausgesetzten rührigen Tätigkeit
durch Vorträge, Gutachten, Eingaben und Ratschläge zu verzeichnen. Für
ein Ortsstatut für Dörfer und Flecken im niedersächsischen Gebiete sind
vom Verein bemerkenswerte Gesichtspunkte aufgestellt worden. Die Archi-
tekturabteilung hat im Laufe des letzten Jahres nicht weniger als 16 Ent-
würfe, teils für das Bremer Landgebiet, teils für die Kreise Achim, Geeste-
münde, Osterholz, Blumenthal und Rotenburg, teils für oldenburgisches
Gebiet aufgestellt, von denen mehrere im Bericht abgebildet sind. Auf die
Wiederholung der Meisterkurse in heimischer Bauweise ist kürzlich schon
an andrer Stelle hingewiesen worden. Ein besonderer Erfolg besteht in
der von der Regierung in Stade gewährten Genehmigung des feuersicheren
Strohdaches (Gernentzdach) und dessen Gleichstellung mit harter Bedachung
seitens der Versicherungsgesellschaften.
Bücheranzeige.
Die Arbeiten des inneren Ausbaues. Treppen, Türen, Fenster, Läden,
Beschläge. Für die Praxis und den Schulgebrauch bearbeitet von Archi-
tekt Bernhard Milde, Prof. a. d. Kgl. Baugewerkschule in Kassel. (Biblio-
thek der gesamten Technik, 130. Band.) Mit 158 Abbildungen. Preis
kart. 2,20 Mk. Hannover, Dr. Max Jänecke, Verlagsbuchhandlung, 1909.
Burg Ollon (Posen).
Ein Herrschaftsbesitzer in der Provinz Posen wollte auf einem vom
Herrenhause ziemlich entlegenen Berge ein Anwesen errichten, das als
Amtssitz des Revierförsters dienen sollte; zugleich sollten ausreichende
Räume zur Abhaltung der Jagdessen geschaffen werden und daneben einige
beschränkte Unterkunftsräume für die Herrschaft. Da auf dem Berge sich
Reste einer ehemaligen, zweifellos burgartigen Bebauung fanden, erschien
es dem Besitzer reizvoll, auch das neue Bauwerk samt seinen landwirt-
schaftlichen und sonstigen Nebengebäuden in Form einer kleinen Burg
zu errichten; dieser sollte der Oeschlechtsname des früheren Eigentümers
gegeben werden.
Maßgebend für die Plangestaltung war außer dem Raumbedarf die
Form des Bergplateaus sowie die Forderung, einige auf dem letzteren
stehende sehr schöne Bäume zu erhalten. Im übrigen wurde eine möglichst
ungezwungene Gestaltung erstrebt, die den Eindruck machen sollte, als
wären die einzelnen Teile nacheinander je nach Bedarf entstanden und
hätten sich zwanglos zu einem geschlossenen Organismus gefügt.
Leider stellten sich der Ausführung praktische Schwierigkeiten in den
Weg; namentlich erschien es zu unbequem, den Förster auf so großer
Höhe wohnen zu lassen. So blieb das Ganze ein schönes und reizvolles
Vorhaben, dem die Verwirklichung versagt werden mußte. Ludwig Otte.
z ....?
Burg Ollon (Posen).
1.01
Architekt: Ludwig Otte in Groß-Lichterfelde.