Architektonische Rundschau
2. Beilage zu Heft 9.1909
Alleinige Inseratenannalune bei Rudolf Mosse, Annoncen-Expedition für sämtliche
Zeitungen Deutschlands und des Auslandes, Stuttgart, Berlin, Breslau, Dresden,
Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, München,
;. : Nürnberg, Prag, Strassburg, Wien, Zürich ,,';
Insertionspreis 25 Pf. für die
viergespaltene Petitzeile
Städtische Markthalle II in Breslau Architekt: Stadtbauinspektor Dr.-Ing. Küster,
an der Friedrichstraße. in Breslau.
von 12 m und eine lichte Höhe von 13,65 m. Die Galerien
sind 6 m breit.
Der architektonischen Durchbildung des Eisenbetons
liegt der Gedanke zu Grunde, daß die Eigenschaften des Bau-
stoffes für die Formengebung und für die äußere Behandlung
maßgebend sein müssen. Deshalb wurde den ausführenden
Firmen nur der Grundgedanke gegeben, die Binder bogenförmig
zu gestalten und leichte Stützen für das Dach aufzusetzen, ihnen
im übrigen aber freie Hand gelassen, damit auf Grund der
statischen Berechnung die zweckmäßigste und leichteste, der
Stützlinie sich eng anschließende Bogenform gefunden würde.
Die von den Firmen festgelegten konstruktiven Formen, be-
sonders die Bögen, bedurften nur geringer Änderungen in der
äußeren Linienführung. An den nicht in die Senkrechte aus-
laufenden Füßen der Parabelbögen wurden, nur 3 cm vor-
springende, den Galeriepfeilern entsprechende Pfeilervorlagen
angebracht um durch Betonung der Senkrechten eine ruhige
Linienführung im Raume zu erzielen, und bis unter die durch-
brochenen Träger hochgeführt, wobei sie allmählich aus der
Seitenfläche der Binder immer mehr hervortreten und einen
Übergang zu den schweren Trägern bilden. Die durchbrochenen,
je 12 m langen Träger haben einen Stich von 15 cm im Unter-
gurt erhalten, um die ungünstige Erscheinung des Durchhängens
von vornherein zu vermeiden und das Aussehen leichter zu
gestalten. Die Übergänge von einem Bauteil zum andern wurden
abgeschrägt oder verrundet, um das Fugenlose der ganzen
Konstruktion möglichst zum Ausdruck zu bringen. Alle Formen
sind in der Holzschalung gestampft. Für die äußere Behand-
lung wurde den Firmen aufgegeben, zur Einschalung nur
gleichmäßig breite Bretter und jedes Brett nur einmal zu ver-
wenden, weil an bereits gebrauchten der Beton zu sehr anhaftet.
Bei dem freigelegten Beton traten die Brettabdrücke gegenüber
der körperlichen Wirkung der Massen derartig zurück, daß von einer
steinmetzmäßigen Überarbeitung abgesehen werden konnte und
Die Eisenbetonbauten der städtischen Markt-
hallen in Breslau.
In Breslau sind im Oktober v. J. zwei Markthallen, am
Ritterplatz und an der Friedrichstraße, eröffnet worden, deren
innere Ausgestaltung in Eisenbetonbau die Abbildungen ver-
anschaulichen. Die beiden Markthallen sind annähernd gleich
groß, die Markthalle I hat 3776 qm, die Markthalle II 3500 qm
Grundfläche. Beide Gebäude stehen wegen des schlämm- und
lehmhaltigen, wenig tragfähigen Baugrundes und hohen Grund-
wasserstandes auf durchgehenden, 50 cm starken Grundplatten
aus Eisenbeton, auf denen die aus Beton gestampften Mauern
und Pfeiler und die Eisenbetondecken des Kellers eine fugen-
lose Baumasse bilden, die durch Asphaltisolierung zu einem
geschlossenen wasserdichten Becken geworden ist.
Die ursprünglich für die Hallen vorgesehene Eisenkon-
struktion wurde während der Ausführung der Unterkellerung
durch Eisenbetonbau ersetzt, der sich sogar noch billiger als
der übliche Eisenbau erwies.
Entwurf und Ausführung der Eisenbetonkonstruktion rührt
für die Markthalle I von der Firma Lolateisenbeton A.G., Breslau,
und für die Markthalle II von der Firma Carl Brandt, Düssel-
dorf, Filiale Breslau, her.
Die Markthalle I hat eine rd.84m lange Haupthalle und eine
24 m lange Querhalle. Die etwa 6 m betragende Verbreiterung
der Haupthalle an der Heiligen Geiststraße ist ebenfalls in der
Form von zwei kurzen Querhallen ausgebildet. Die Hallen
sind dreischiffig mit seitlichen Galerien. Die das Mittelschiff
überspannenden Parabelbinder haben in der Haupthalle einen
Abstand von 12 m, eine Spannweite von 19 m und eine lichte
Scheitelhöhe von 16,15 m, in den Querhallen eine Spannweite
Städtische Markthalle I in Breslau Architekt: Stadtbauinspektor Dr.-Ing. Küster
am Ritterplatz. in Breslau.
2. Beilage zu Heft 9.1909
Alleinige Inseratenannalune bei Rudolf Mosse, Annoncen-Expedition für sämtliche
Zeitungen Deutschlands und des Auslandes, Stuttgart, Berlin, Breslau, Dresden,
Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, München,
;. : Nürnberg, Prag, Strassburg, Wien, Zürich ,,';
Insertionspreis 25 Pf. für die
viergespaltene Petitzeile
Städtische Markthalle II in Breslau Architekt: Stadtbauinspektor Dr.-Ing. Küster,
an der Friedrichstraße. in Breslau.
von 12 m und eine lichte Höhe von 13,65 m. Die Galerien
sind 6 m breit.
Der architektonischen Durchbildung des Eisenbetons
liegt der Gedanke zu Grunde, daß die Eigenschaften des Bau-
stoffes für die Formengebung und für die äußere Behandlung
maßgebend sein müssen. Deshalb wurde den ausführenden
Firmen nur der Grundgedanke gegeben, die Binder bogenförmig
zu gestalten und leichte Stützen für das Dach aufzusetzen, ihnen
im übrigen aber freie Hand gelassen, damit auf Grund der
statischen Berechnung die zweckmäßigste und leichteste, der
Stützlinie sich eng anschließende Bogenform gefunden würde.
Die von den Firmen festgelegten konstruktiven Formen, be-
sonders die Bögen, bedurften nur geringer Änderungen in der
äußeren Linienführung. An den nicht in die Senkrechte aus-
laufenden Füßen der Parabelbögen wurden, nur 3 cm vor-
springende, den Galeriepfeilern entsprechende Pfeilervorlagen
angebracht um durch Betonung der Senkrechten eine ruhige
Linienführung im Raume zu erzielen, und bis unter die durch-
brochenen Träger hochgeführt, wobei sie allmählich aus der
Seitenfläche der Binder immer mehr hervortreten und einen
Übergang zu den schweren Trägern bilden. Die durchbrochenen,
je 12 m langen Träger haben einen Stich von 15 cm im Unter-
gurt erhalten, um die ungünstige Erscheinung des Durchhängens
von vornherein zu vermeiden und das Aussehen leichter zu
gestalten. Die Übergänge von einem Bauteil zum andern wurden
abgeschrägt oder verrundet, um das Fugenlose der ganzen
Konstruktion möglichst zum Ausdruck zu bringen. Alle Formen
sind in der Holzschalung gestampft. Für die äußere Behand-
lung wurde den Firmen aufgegeben, zur Einschalung nur
gleichmäßig breite Bretter und jedes Brett nur einmal zu ver-
wenden, weil an bereits gebrauchten der Beton zu sehr anhaftet.
Bei dem freigelegten Beton traten die Brettabdrücke gegenüber
der körperlichen Wirkung der Massen derartig zurück, daß von einer
steinmetzmäßigen Überarbeitung abgesehen werden konnte und
Die Eisenbetonbauten der städtischen Markt-
hallen in Breslau.
In Breslau sind im Oktober v. J. zwei Markthallen, am
Ritterplatz und an der Friedrichstraße, eröffnet worden, deren
innere Ausgestaltung in Eisenbetonbau die Abbildungen ver-
anschaulichen. Die beiden Markthallen sind annähernd gleich
groß, die Markthalle I hat 3776 qm, die Markthalle II 3500 qm
Grundfläche. Beide Gebäude stehen wegen des schlämm- und
lehmhaltigen, wenig tragfähigen Baugrundes und hohen Grund-
wasserstandes auf durchgehenden, 50 cm starken Grundplatten
aus Eisenbeton, auf denen die aus Beton gestampften Mauern
und Pfeiler und die Eisenbetondecken des Kellers eine fugen-
lose Baumasse bilden, die durch Asphaltisolierung zu einem
geschlossenen wasserdichten Becken geworden ist.
Die ursprünglich für die Hallen vorgesehene Eisenkon-
struktion wurde während der Ausführung der Unterkellerung
durch Eisenbetonbau ersetzt, der sich sogar noch billiger als
der übliche Eisenbau erwies.
Entwurf und Ausführung der Eisenbetonkonstruktion rührt
für die Markthalle I von der Firma Lolateisenbeton A.G., Breslau,
und für die Markthalle II von der Firma Carl Brandt, Düssel-
dorf, Filiale Breslau, her.
Die Markthalle I hat eine rd.84m lange Haupthalle und eine
24 m lange Querhalle. Die etwa 6 m betragende Verbreiterung
der Haupthalle an der Heiligen Geiststraße ist ebenfalls in der
Form von zwei kurzen Querhallen ausgebildet. Die Hallen
sind dreischiffig mit seitlichen Galerien. Die das Mittelschiff
überspannenden Parabelbinder haben in der Haupthalle einen
Abstand von 12 m, eine Spannweite von 19 m und eine lichte
Scheitelhöhe von 16,15 m, in den Querhallen eine Spannweite
Städtische Markthalle I in Breslau Architekt: Stadtbauinspektor Dr.-Ing. Küster
am Ritterplatz. in Breslau.