Architektonische Rundschau
2. Beilage zu Heft 10.1909
Alleinige Inseratenannahme bei Rudolf Mosse, Annoncen-Expedition für sämtliche
Zeitungen Deutschlands und des Auslandes, Stuttgart, Berlin, Breslau, Dresden,
Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, München,
-- ■ - 1,1 Nürnberg, Prag, Strassburg, Wien, Zürich ____
Insertionspreis 25 Pf. für die
viergespaltene Petitzeile ö
Franz-Schlüter-Hiitte im Villnöß in Südtirol.
Architekt: Fritz Reuter in Dresden.
Franz-Schliiter-HUtte im villnöß
in Südtirol.
Unter den Bauwerken, welche in
den letzten Jahren in den Alpengebieten
entstanden sind, nehmen die Schutzhütten
der alpinen Vereine eine besondere Stelle
ein. Sie sind eine neue Art von Gebäuden.
Die ersten Schutzhütten waren einfache
Unterkunftshäuser, richtig gesagt: Hütten,
die einen Raum zum Aufenthalt und
Kochen enthielten und daneben oder dar¬
über einen Raum zum Schlafen, meist
nur Heu- oder Mooslager. Diese Hütten
dienten den Hochtouristen zur Unterkunft
vor und nach den oft sehr anstrengenden
Hochtouren, und manche schöne Erinne¬
rung ist mit der damals herrschenden ein¬
fachen Art und der Selbstbewirtschaftung
durch die Hochtouristen verbunden. Mit
der weiteren Entwicklung und Ausdehnung
des Alpensports entstand das Bedürfnis
nach besseren Unterkunftshäusern und
aus den einfachen Hütten wurden Alpen¬
hotels. Auch die Zugangswege wurden
dementsprechend besser ausgebaut, so
daß man heute zu einigen Hütten fahren
kann. Es entsprang dies aus dem Bedürf¬
nis, auch denjenigen Touristen, die ihrem
Körper nur wenig zumuten können, Ge¬
legenheit zu geben, die herrliche Natur der
Alpenwelt zu genießen und zu bewundern.
Die Franz-Schlüter-Hütte der Sektion Dresden des Deutschen u. Österr.
Alpenvereins gehört in Bezug auf Komfort u. s. w. unter den bestehenden
Schutzhäusern z. Z. mit an die erste Stelle, auch ihre Zugangswege sind
bequem und eine schmale Fahrstraße ist bis zur Hütte gebaut worden; letztere
eigentlich mehr für den Transport der Lebensmittel und Materialien. Auch
in Bezug auf die wunderbare Lage und die herrliche Alpenflora nimmt die
Hütte eine bevorzugte Stelle ein.
Die Hütte enthält im Untergeschoß Räume für die Führer und die
Bauern, die zur Heuernte die Hütte besuchen. Im Winter sind diese Räume,
die mit dem allgemeinen Alpenvereinschloß versehen sind, wozu jeder
Hochtourist den Schlüssel haben kann, eingerichtet für die mit Skien die
Alpen besuchenden Touristen. Die Räume sind veriäfelt und die Decken
mit Eternitplatten bekleidet. Kochherd, Geschirre, Holz und Decken liegen
für die Winterbesucher bereit.
Das Erdgeschoß enthält eine geräumige Diele, deren Wände zur
Belehrung mit Abbildungen der Alpenflora geschmückt sind. Links
stößt daran ein Speisesaal für 70—80 Personen, durch eine Schiebetür
teilbar, so daß bei geringerem Besuch nur die vordere Hälfte benutzt und
geheizt zu werden braucht. Der Speisesaal und die anschließende Veranda
sind bis zur Decke vertäfelt, die Tische sind so gestellt, daß jeder eine Ecke
einnimmt. An der Eingangstür befindet sich ein kleiner Tisch für das
Fremdenbuch, welches genau geführt werden muß. Neben dem Speise-
zimmer liegt die geräumige Küche mit kleinem Bureau für den Wirtschafter
und mit direkter Verbindung nach dem Untergeschoß. Rechts von der Diele
liegen Fremdenzimmer und sogen. Matratzenlager (diese kosten halbsoviel
wie die Zimmer). Diese Räume sind gegen Geräusche von der Diele doppelt
abgeschlossen. Ein Trockenraum dient zum Trocknen der nassen Kleider.
Im Ober- und Dachgeschoß befinden sich Fremdenzimmer und Matratzen-
lager für Damen. Die Zimmer sind z. T. durch Türen miteinander verbunden;
ihre Einrichtung ist einfach, aber praktisch ausgeführt, alles Holz naturfarbene
Tiroler Fichte. Tiroler Kiefer ist ungeeignet. Einzelne Zimmereinrichtungen,
die gestiftet wurden, sind etwas reicher und in Zirbelholz ausgeführt.
Die Mauern bestehen aus Dolomit, der in unmittelbarer Nähe gebrochen
wurde. Der Hauptteil des Baues ist als Holzkonstruktion ausgeführt, äußerlich
mit 5 cm starken Brettern verkleidet, die zweimal mit Karbolineum gestrichen
sind. Decken, Wände und Fußböden sind zur Isolierung gegen Geräusch
und Kälte mit Korkdielen verkleidet, die Zwischenwände z. T. ganz aus
Korkdielen herge¬
stellt. Die Fu߬
böden der Frem¬
denzimmer sind
mit Linoleum be¬
legt. Das Dach ist
teils mit großen
Holzschindeln,
teils mit Eternit¬
platten gedeckt.
DasÄußere ist,ab¬
weichend von den
andern Hütten¬
bauten, die meist
großen Stein¬
kästen gleichen,
etwas der Land¬
schaft angepaßt
und das dunkel¬
braune Holz, der
helle Dolomit, die
weißen Fenster
und die grünen
Läden geben dem
Ganzen eine ma¬
lerische Wirkung.
Da in der Nähe
haben war, ist die Hütte bis unter Dach mit Wasserleitung — auch für Feuers-
gefahr — und mit Wasserklosett versehen. Für die Beleuchtung dient eine
Acetylengasanlage, die, abgesehen von ihrer billigen Anlage, sich auch
recht gut bewährt hat. In einem 5 zu 10 m großen Nebengebäude befinden
sich ein Pferdestall, Kutscherraum und Raum zum Arbeiten und Wäsche-
trocknen. Die Gesamtbaukosten, die infolge der ungünstigen Verhältnisse
und der wenig erfreulichen Leistungsfähigkeit der Tiroler Arbeiter und
Handwerker sehr hoch sind, betragen rd. 78000 Mk., dazu kommen noch
etwa 10000 Mk. für Wegebauten und Entschädigung für dieselben.
Dresden. Architekt Reuter.
BAMBERGER, LEROI&Co.
FRANKFURT a. M.
BERLIN — KÖLN a. Rh. — ZÜRICH
Fabrik u. Großhandlung gesundheitstechnischer Wasserleitungs-Artikel
MODERNE BADE- u. TOILETTE-ANLAGEN
in Fayence-, Diamant-Feuerton und Porzellan-Emaille-Fabrikaten
MARMOR-WASCHTISCHE etc.
für die Ausstattung von
VILLEN, HOTELS, KUR- und BADE-ANSTALTEN
Interessenten steht unser neuer HAUPTKATALOG D mit über 2000 Abbildungen zu geneigter Verfügung.
2. Beilage zu Heft 10.1909
Alleinige Inseratenannahme bei Rudolf Mosse, Annoncen-Expedition für sämtliche
Zeitungen Deutschlands und des Auslandes, Stuttgart, Berlin, Breslau, Dresden,
Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, München,
-- ■ - 1,1 Nürnberg, Prag, Strassburg, Wien, Zürich ____
Insertionspreis 25 Pf. für die
viergespaltene Petitzeile ö
Franz-Schlüter-Hiitte im Villnöß in Südtirol.
Architekt: Fritz Reuter in Dresden.
Franz-Schliiter-HUtte im villnöß
in Südtirol.
Unter den Bauwerken, welche in
den letzten Jahren in den Alpengebieten
entstanden sind, nehmen die Schutzhütten
der alpinen Vereine eine besondere Stelle
ein. Sie sind eine neue Art von Gebäuden.
Die ersten Schutzhütten waren einfache
Unterkunftshäuser, richtig gesagt: Hütten,
die einen Raum zum Aufenthalt und
Kochen enthielten und daneben oder dar¬
über einen Raum zum Schlafen, meist
nur Heu- oder Mooslager. Diese Hütten
dienten den Hochtouristen zur Unterkunft
vor und nach den oft sehr anstrengenden
Hochtouren, und manche schöne Erinne¬
rung ist mit der damals herrschenden ein¬
fachen Art und der Selbstbewirtschaftung
durch die Hochtouristen verbunden. Mit
der weiteren Entwicklung und Ausdehnung
des Alpensports entstand das Bedürfnis
nach besseren Unterkunftshäusern und
aus den einfachen Hütten wurden Alpen¬
hotels. Auch die Zugangswege wurden
dementsprechend besser ausgebaut, so
daß man heute zu einigen Hütten fahren
kann. Es entsprang dies aus dem Bedürf¬
nis, auch denjenigen Touristen, die ihrem
Körper nur wenig zumuten können, Ge¬
legenheit zu geben, die herrliche Natur der
Alpenwelt zu genießen und zu bewundern.
Die Franz-Schlüter-Hütte der Sektion Dresden des Deutschen u. Österr.
Alpenvereins gehört in Bezug auf Komfort u. s. w. unter den bestehenden
Schutzhäusern z. Z. mit an die erste Stelle, auch ihre Zugangswege sind
bequem und eine schmale Fahrstraße ist bis zur Hütte gebaut worden; letztere
eigentlich mehr für den Transport der Lebensmittel und Materialien. Auch
in Bezug auf die wunderbare Lage und die herrliche Alpenflora nimmt die
Hütte eine bevorzugte Stelle ein.
Die Hütte enthält im Untergeschoß Räume für die Führer und die
Bauern, die zur Heuernte die Hütte besuchen. Im Winter sind diese Räume,
die mit dem allgemeinen Alpenvereinschloß versehen sind, wozu jeder
Hochtourist den Schlüssel haben kann, eingerichtet für die mit Skien die
Alpen besuchenden Touristen. Die Räume sind veriäfelt und die Decken
mit Eternitplatten bekleidet. Kochherd, Geschirre, Holz und Decken liegen
für die Winterbesucher bereit.
Das Erdgeschoß enthält eine geräumige Diele, deren Wände zur
Belehrung mit Abbildungen der Alpenflora geschmückt sind. Links
stößt daran ein Speisesaal für 70—80 Personen, durch eine Schiebetür
teilbar, so daß bei geringerem Besuch nur die vordere Hälfte benutzt und
geheizt zu werden braucht. Der Speisesaal und die anschließende Veranda
sind bis zur Decke vertäfelt, die Tische sind so gestellt, daß jeder eine Ecke
einnimmt. An der Eingangstür befindet sich ein kleiner Tisch für das
Fremdenbuch, welches genau geführt werden muß. Neben dem Speise-
zimmer liegt die geräumige Küche mit kleinem Bureau für den Wirtschafter
und mit direkter Verbindung nach dem Untergeschoß. Rechts von der Diele
liegen Fremdenzimmer und sogen. Matratzenlager (diese kosten halbsoviel
wie die Zimmer). Diese Räume sind gegen Geräusche von der Diele doppelt
abgeschlossen. Ein Trockenraum dient zum Trocknen der nassen Kleider.
Im Ober- und Dachgeschoß befinden sich Fremdenzimmer und Matratzen-
lager für Damen. Die Zimmer sind z. T. durch Türen miteinander verbunden;
ihre Einrichtung ist einfach, aber praktisch ausgeführt, alles Holz naturfarbene
Tiroler Fichte. Tiroler Kiefer ist ungeeignet. Einzelne Zimmereinrichtungen,
die gestiftet wurden, sind etwas reicher und in Zirbelholz ausgeführt.
Die Mauern bestehen aus Dolomit, der in unmittelbarer Nähe gebrochen
wurde. Der Hauptteil des Baues ist als Holzkonstruktion ausgeführt, äußerlich
mit 5 cm starken Brettern verkleidet, die zweimal mit Karbolineum gestrichen
sind. Decken, Wände und Fußböden sind zur Isolierung gegen Geräusch
und Kälte mit Korkdielen verkleidet, die Zwischenwände z. T. ganz aus
Korkdielen herge¬
stellt. Die Fu߬
böden der Frem¬
denzimmer sind
mit Linoleum be¬
legt. Das Dach ist
teils mit großen
Holzschindeln,
teils mit Eternit¬
platten gedeckt.
DasÄußere ist,ab¬
weichend von den
andern Hütten¬
bauten, die meist
großen Stein¬
kästen gleichen,
etwas der Land¬
schaft angepaßt
und das dunkel¬
braune Holz, der
helle Dolomit, die
weißen Fenster
und die grünen
Läden geben dem
Ganzen eine ma¬
lerische Wirkung.
Da in der Nähe
haben war, ist die Hütte bis unter Dach mit Wasserleitung — auch für Feuers-
gefahr — und mit Wasserklosett versehen. Für die Beleuchtung dient eine
Acetylengasanlage, die, abgesehen von ihrer billigen Anlage, sich auch
recht gut bewährt hat. In einem 5 zu 10 m großen Nebengebäude befinden
sich ein Pferdestall, Kutscherraum und Raum zum Arbeiten und Wäsche-
trocknen. Die Gesamtbaukosten, die infolge der ungünstigen Verhältnisse
und der wenig erfreulichen Leistungsfähigkeit der Tiroler Arbeiter und
Handwerker sehr hoch sind, betragen rd. 78000 Mk., dazu kommen noch
etwa 10000 Mk. für Wegebauten und Entschädigung für dieselben.
Dresden. Architekt Reuter.
BAMBERGER, LEROI&Co.
FRANKFURT a. M.
BERLIN — KÖLN a. Rh. — ZÜRICH
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MARMOR-WASCHTISCHE etc.
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