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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 13.1937

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Lais, Robert: Die Steinzeit im Schwarzwald
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https://doi.org/10.11588/diglit.42015#0056

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Robert Lais

Aus dem Hotzenwald und an anderen Orten wird gelegentlich gebrannter Kalk
zur Verbesserung des Bodens auf die Äcker gestreut. Mit diesem gelangen auch die
Hornsteinknollen des Muschelkalks, die in der Hitze meist zersprungen sind, auf die
Höhen des Schwarzwaldes. Die Spuren der Hitze, Krakelierung und Näpfchen-
bildung, manchmal auch eine dünne Glasur und die Anwesenheit nicht völlig ge-
brannter Muschelkalkstücke verraten ihren Ursprung. Auch mit dem Kalk, der aus
Muschelkalkgebieten zur Mörtelbereitung an Baustellen geführt wurde, können
solche Hornsteinstücke in den Schwarzwald gekommen sein. An der Zähringer Burg
sind solche gefunden worden.
L. Nb er das Fehlen oder die Seltenheit keramischer
Reste und Knochen.
Eine ganz auffallende Tatsache ist das Fehlen oder die außerordentliche Sel-
tenheit keramischer Reste aus vorgeschichtlichen Zeiten im ganzen kristallinen
Schwarzwald. Bis jetzt wurde nur in der Nähe von Freiburg (Nr. 35 der Fundliste)
einmal ein sicher vorrömischer Scherben entdeckt. Was sonst gefunden wurde, ist
keltisch und römisch, gehört also bereits der Frühgeschichte an. Häufig sind die
hartgebrannten, hellgrauen, mittelalterlichen Scherben. — Da aus früheren Zeiten
nunmehr Zeugnisse von Besiedelung und Durchwanderung des Schwarzwaldes in
ausreichender Zahl vorliegen, müßten auch Scherben gefunden sein, zumal diese
in den übrigen Gebieten immer sehr viel häufiger sind, als die Steinwerkzeuge. Es
kann darum kaum daran gezweifelt werden, daß im Schwarzwald die vorgeschicht-
lichen Scherben im Boden nicht erhalten geblieben sind. Die Arsache ist Wohl darin
zu suchen, daß im kristallinen Gebirge das den Boden durchsickernde Niederschlags-
wasser in stärkerem Maße die Fähigkeit hat, Silikate und vielleicht auch Eisenver-
bindungen aufzulösen als das Bodenwasser der Kalkgebiete. In diesem sind das
Kohlendioxyd und die Humussäuren, die Wohl vor allem als Lösungsmittel in Frage
kommen, durch den Kalk neutralisiert. Diese Auffassung wird durch die hübschen Be-
obachtungen von Spitz (Osann 1927 und mündliche Mitteilungen von Spitz) über
Opalkrusten auf Geröllen des Dreisam-Elz-Schuttkegels bestätigt. Er fand diese
nach der Ablagerung der Schotter entstandenen Kieselsäureüberzüge nur da, wo
das Grundwasser nahezu kalkfrei ist, also fern von Lößdecken und Kalkvorbergen.
Bei den im allgemeinen nur schlecht gebrannten neolithischen Gefäßen, bei denen
der Beginn einer Sinterung noch lange nicht erreicht ist, die zudem von magernden
Gesteinskörnern in allen Größen durchsetzt sind, kann das Wasser sehr leicht ein-
dringen und den Scherben zersetzen. Welche der verschiedenen Bestandteile eines
Scherbens, der gebrannte Ton, also das wasserhaltige Tonerdesilikat, oder die
Cisenverbindungen oder die Mineralbestandteile der Magerungsmittel, vor
allem der Quarz, von dieser Wirkung am stärksten betroffen werden, ist
unbekannt. Im Hinblick auf die Tatsache, daß alle Tonarten, die in der
neolithischen Keramik verarbeitet wurden, eisenreich sind, darf hier besonders
darauf hingewiesen werden, daß bei der humosen Verwitterung nicht nur
die Alkalien und alkalischen Erden, sondern auch die Cisenverbindungen ge-
löst werden (vgl. z. B. Kayser, Lehrbuch der Geologie). Derartige Lösungserschei-
nungen wirken sich im Schwarzwald stärker aus als in den Kalkgebieten, weil dort
nicht nur infolge der orographischen Verhältnisse die Niederschlagsmenge größer
ist, sondern auch die Böden sandiger und daher wasserdurchlässiger sind. Dazu
kommt noch die Tatsache, daß auf den Höhen des Schwarzwaldes die steinzeitlichen
Reste nur in ganz geringer Tiefe, also im Bereich der unmittelbaren Humusver-
 
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