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Entdecker und Ausgräber
beiter, der eine Reihe tiefer Gräben anle-
gen sollte, stieß auf ein Fundament aus
dickem weißem Marmor, von dem ich
sofort dachte, daß es zum Tempel gehö-
ren mußte.» (Abb. 9,10) Den zum Tem-
pel gehörigen Altar vermutete Wood im
Inneren des Tempels, während Otto
Benndorf, der erste österreichische Gra-
bungsleiter in Ephesos, belehrt durch die
Grabungen in Magnesia am Mäander,
mit Recht angenommen hat, daß er wie
dort vor der Hauptfront, d. h. im Westen
des Heiligtums, errichtet gewesen sein
müsse. Benndorf hatte für seine Grabung
einen Mann gefunden, dessen Ruhm als
Ausgräber gerade im Zenit stand: Carl
Humann, den Entdecker des Pergamon-
altares.
Humann schreibt am 17. Mai 1895 an
Reinhard Kekule: «Vorgestern war ich in
Ephesos und kaufte das nöthige Terrain
nördlich dem Tempel, um dort das Sturz-
feld der Säulen und den Fries zu suchen,
ebenso das nöthige im Westen zur Suche
nach dem Altar, von dem ich nur fürchte,
Abb. 9 Funde aus der Ausgrabung Woods:
Reliefierter Kubus vom spätklassischen Tem-
pel, ein Kapitell, ein Hypotrachelion (oberste
Säulentrommel unter dem Kapitell) sowie
drei weitere kleinere Architekturglieder des
spätklassischen Tempels, gefunden am
14. 9. 1871 im Westbereich des Tempels und
in das Britische Museum nach London ge-
bracht. Auf dem Kubusfragment (Nr. 1200)
ist eine Frau im Peplos z,u erkennen, die
einen auf der anderen Seite des Blockes zu
erkennenden Giganten packt. Mit ihr dürfte
entweder Hera oder Demeter gemeint sein
(vgl. Abb. 57-60).
Abb. 10 Mr.andMrs. Wood mit Gästen bei
einem Besuch im Artemision, aufgenommen
im Dezember 1871 an der Ostseite des Tem-
pels.
Abb. 11 Grabung im Jahre 1966 im Be-
reich des Fundamentes der östlichen Umfas-
sungswand des Altarhofes mit Anschlußpfla-
ster nach Osten zum Tempel. Die Funda-
mente liegen im Grundwasser, eingesetzt
wurde ein Förderband, um die hohen Erd-
massen abtransportieren zu können. Blick
nach Osten.
Abb. 12 Grabung im Nordwestbereich des
Tempels im Jahre 1984. Einsatz einer Vaku-
umpumpanlage - die Pumpe selbst ist im
Vordergrund zu sehen -, bestehend aus ver-
tikal in den Boden eingeschlämmten Rohren
mit Verbindungsschläuchen zu einem hori-
zontalen Sammelrohr. Damit kann das Was-
ser aus etwa 5 m Tiefe angesaugt und mit
Hilfe eines großen Druckrohres nach oben
bzw. außen abgeleitet werden. Schichtweiser
Abhub der Erde in den Grabungsqua-
dranten.
Entdecker und Ausgräber
beiter, der eine Reihe tiefer Gräben anle-
gen sollte, stieß auf ein Fundament aus
dickem weißem Marmor, von dem ich
sofort dachte, daß es zum Tempel gehö-
ren mußte.» (Abb. 9,10) Den zum Tem-
pel gehörigen Altar vermutete Wood im
Inneren des Tempels, während Otto
Benndorf, der erste österreichische Gra-
bungsleiter in Ephesos, belehrt durch die
Grabungen in Magnesia am Mäander,
mit Recht angenommen hat, daß er wie
dort vor der Hauptfront, d. h. im Westen
des Heiligtums, errichtet gewesen sein
müsse. Benndorf hatte für seine Grabung
einen Mann gefunden, dessen Ruhm als
Ausgräber gerade im Zenit stand: Carl
Humann, den Entdecker des Pergamon-
altares.
Humann schreibt am 17. Mai 1895 an
Reinhard Kekule: «Vorgestern war ich in
Ephesos und kaufte das nöthige Terrain
nördlich dem Tempel, um dort das Sturz-
feld der Säulen und den Fries zu suchen,
ebenso das nöthige im Westen zur Suche
nach dem Altar, von dem ich nur fürchte,
Abb. 9 Funde aus der Ausgrabung Woods:
Reliefierter Kubus vom spätklassischen Tem-
pel, ein Kapitell, ein Hypotrachelion (oberste
Säulentrommel unter dem Kapitell) sowie
drei weitere kleinere Architekturglieder des
spätklassischen Tempels, gefunden am
14. 9. 1871 im Westbereich des Tempels und
in das Britische Museum nach London ge-
bracht. Auf dem Kubusfragment (Nr. 1200)
ist eine Frau im Peplos z,u erkennen, die
einen auf der anderen Seite des Blockes zu
erkennenden Giganten packt. Mit ihr dürfte
entweder Hera oder Demeter gemeint sein
(vgl. Abb. 57-60).
Abb. 10 Mr.andMrs. Wood mit Gästen bei
einem Besuch im Artemision, aufgenommen
im Dezember 1871 an der Ostseite des Tem-
pels.
Abb. 11 Grabung im Jahre 1966 im Be-
reich des Fundamentes der östlichen Umfas-
sungswand des Altarhofes mit Anschlußpfla-
ster nach Osten zum Tempel. Die Funda-
mente liegen im Grundwasser, eingesetzt
wurde ein Förderband, um die hohen Erd-
massen abtransportieren zu können. Blick
nach Osten.
Abb. 12 Grabung im Nordwestbereich des
Tempels im Jahre 1984. Einsatz einer Vaku-
umpumpanlage - die Pumpe selbst ist im
Vordergrund zu sehen -, bestehend aus ver-
tikal in den Boden eingeschlämmten Rohren
mit Verbindungsschläuchen zu einem hori-
zontalen Sammelrohr. Damit kann das Was-
ser aus etwa 5 m Tiefe angesaugt und mit
Hilfe eines großen Druckrohres nach oben
bzw. außen abgeleitet werden. Schichtweiser
Abhub der Erde in den Grabungsqua-
dranten.