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Gold verändert alles
Weihgeschenke im Artemision
«Nach Golde drängt,
Am Golde hängt doch alles.
Ach, wir Armen!»
Johann Wolfgang von Goethe, Faust, Erster Teil
Antike Berichte über Weihgeschenke
des Kroisos
«Danach betete Kroisos unter großen Op-
fern zu dem Gott in Delphi. Er opferte
3000 Stück Vieh jeder Art und ver-
brannte gold- und silberbeschlagene
Ruhebetten, goldene Schalen und Pur-
Abb. 96 Auswahl von Goldfunden aus dem
Artemision. Oben links: liegendes Schaf
darunter Münze, Schmuckstück in Form
eines granulierten Ringes, Nadel, granulier-
tes Blech mit Darstellung eines Falken, Ro-
setten, Goldplättchen zum Aufnähen auf
Gewänder und Darstellung einer nackten
Frau, oben rechts (vgl. Abb. 85).
purgewänder, die er alle auf einen Schei-
terhaufen türmte. Er hoffte, den Gott da-
durch noch günstiger für sich zu stim-
men. Auch allen Lydern gebot er, jeder
solle von seinem Besitztum opfern. Nach
diesem Opfer schmolz er unendlich viel
Gold ein und ließ Halbziegel daraus häm-
mern, die längeren sechs Handbreiten
lang, die kürzeren drei, und alle eine
Handbreit hoch. Es waren im ganzen 117
Ziegel, vier davon aus purem Gold, jeder
von ihnen zweieinhalb Talente schwer,
die anderen aus Weißgold, zwei Talente
schwer. Er ließ auch eine Löwenfigur aus
reinem Gold anfertigen, zehn Talente
schwer. Als der Tempel in Delphi nieder-
brannte, fiel dieser Löwe von den Zie-
geln herab, auf denen er ruhte. Jetzt steht
er im Schatzhaus der Korinther und wiegt
nur noch sechseinhalb Talente. Dreiein-
halb Talente sind abgeschmolzen.
Als die Geschenke fertig waren,
schickte sie Kroisos nach Delphi und
fügte noch folgende Gaben hinzu: zwei
riesige große Mischkrüge, einen goldenen
und einen silbernen; der goldene stand,
wenn man in den Tempel trat, rechts,
der silberne links. Nach dem Brand des
Tempels erhielten auch diese Krüge an-
dere Standplätze; der goldene steht jetzt
im Schatzhaus der Klazomenier - er
wiegt achteinhalb Talente und zwölf
Minen -, der silberne steht in der Ecke
der Vorhalle des Tempels; er faßt 600
Amphoren und dient den Delphiern zum
Weinmischen am Feste der Theophanie.»
(Herodot I 50)
«Es gibt noch viele andere Weihege-
schenke von Kroisos in Griechenland
außer den genannten. In Theben, in Böo-
tien, befindet sich ein goldener Dreifuß,
den er dem Apoll Ismenios gestiftet hat;
in Ephesos sind die goldenen Rinder und
die meisten Säulen von ihm . . . Was er
nach Delphi und in den Tempel des Am-
phiaraos stiftete, stammte aus seinem
eigenen Besitz und war eine Erstlings-
gabe seines väterlichen Vermögens; die
%
Gold verändert alles
Weihgeschenke im Artemision
«Nach Golde drängt,
Am Golde hängt doch alles.
Ach, wir Armen!»
Johann Wolfgang von Goethe, Faust, Erster Teil
Antike Berichte über Weihgeschenke
des Kroisos
«Danach betete Kroisos unter großen Op-
fern zu dem Gott in Delphi. Er opferte
3000 Stück Vieh jeder Art und ver-
brannte gold- und silberbeschlagene
Ruhebetten, goldene Schalen und Pur-
Abb. 96 Auswahl von Goldfunden aus dem
Artemision. Oben links: liegendes Schaf
darunter Münze, Schmuckstück in Form
eines granulierten Ringes, Nadel, granulier-
tes Blech mit Darstellung eines Falken, Ro-
setten, Goldplättchen zum Aufnähen auf
Gewänder und Darstellung einer nackten
Frau, oben rechts (vgl. Abb. 85).
purgewänder, die er alle auf einen Schei-
terhaufen türmte. Er hoffte, den Gott da-
durch noch günstiger für sich zu stim-
men. Auch allen Lydern gebot er, jeder
solle von seinem Besitztum opfern. Nach
diesem Opfer schmolz er unendlich viel
Gold ein und ließ Halbziegel daraus häm-
mern, die längeren sechs Handbreiten
lang, die kürzeren drei, und alle eine
Handbreit hoch. Es waren im ganzen 117
Ziegel, vier davon aus purem Gold, jeder
von ihnen zweieinhalb Talente schwer,
die anderen aus Weißgold, zwei Talente
schwer. Er ließ auch eine Löwenfigur aus
reinem Gold anfertigen, zehn Talente
schwer. Als der Tempel in Delphi nieder-
brannte, fiel dieser Löwe von den Zie-
geln herab, auf denen er ruhte. Jetzt steht
er im Schatzhaus der Korinther und wiegt
nur noch sechseinhalb Talente. Dreiein-
halb Talente sind abgeschmolzen.
Als die Geschenke fertig waren,
schickte sie Kroisos nach Delphi und
fügte noch folgende Gaben hinzu: zwei
riesige große Mischkrüge, einen goldenen
und einen silbernen; der goldene stand,
wenn man in den Tempel trat, rechts,
der silberne links. Nach dem Brand des
Tempels erhielten auch diese Krüge an-
dere Standplätze; der goldene steht jetzt
im Schatzhaus der Klazomenier - er
wiegt achteinhalb Talente und zwölf
Minen -, der silberne steht in der Ecke
der Vorhalle des Tempels; er faßt 600
Amphoren und dient den Delphiern zum
Weinmischen am Feste der Theophanie.»
(Herodot I 50)
«Es gibt noch viele andere Weihege-
schenke von Kroisos in Griechenland
außer den genannten. In Theben, in Böo-
tien, befindet sich ein goldener Dreifuß,
den er dem Apoll Ismenios gestiftet hat;
in Ephesos sind die goldenen Rinder und
die meisten Säulen von ihm . . . Was er
nach Delphi und in den Tempel des Am-
phiaraos stiftete, stammte aus seinem
eigenen Besitz und war eine Erstlings-
gabe seines väterlichen Vermögens; die
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