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71

Artemis Ephesia

Kultstatue und Statuetten

«Für am längsten ausdauernd hält man
das Ebenholz, die Zypresse und die Zeder;
als glänzender Beweisfiir alle Arten Holz
dient der Tempel der Artemis zu Ephesos,
da er ja, obwohl sich ganz Kleinasien am
Bau beteiligte, erstnach 120 Jahren voll-
endet wurde. Man ist sich darin einig,
daß das Tempeldach aus Zedernholz-
balken besteht. Allein über das Bild der
Göttin gibt es strittige Aujfassungen: Die
iibrigen sagen, es sei aus Ebenholz;
Mucianus aber, der dreimal Konsul war
und zu denen gehört, die es persönlich in
Augenschein genommen und dariiber vor
kurzem geschrieben haben, sagt, es sei
aus Rebenholz und niemals ausgetauscht
worden, obwohl der Tempel siebenmal
wiederhergestellt wurde; diese Holzart
sei von Endoios ausgewählt worden, er-
staunlicherweise weiß er nämlich auch
den Namen des Kiinstlers zu nennen, ob-
wohl er der Statue ein höheres Alter zu-
teilt als der der Athene und erst recht der
des Vaters Liber. Er fügt noch hinzu, daß
<die Statue> durch viele Öffiiungen mit
Nardenöl benetzt werde, damit diese heil-
same Fliissigkeit es tränke und die Fugen
zusammenhalte - ich wundere mich aber
nachgerade, daß ein mäßig großes Stand-
bild solche hat; die Tiirflügel seien aus
Zypressenholz, und das ganze Holz über-
dauere schon an die 400Jahre, sehe aber
noch aus wie neu. Es muß auch bemerkt
werden, daß die Türflügel vierJahre lang
zusammengejugt in Leim standen. Man
wählte hierzu Zypressenholz, weil es die
einzige Holzart ist, die vor allen anderen
ihren Glanz am dauerhaftesten erhält.»
Plinius, n.h. XVI 79, 213-215; Übersetzung
R. König und J. Hopp

Abb. 83 Monumentales marmornes Stand-
bild der sog. Großen Artemis Ephesia aus
römischer Zeit im Ephesos-Museum von Sel-
fuk. Im Gegensatzzur sog. Schönen Artemis
in Abb. 84 trägt sie einen hohen Kopf-
schmuck, der in drei Zonen gegliedert ist.
Ganz oben befinden sich vorne drei viersäu-
lige Tempelchen, darunter Sphingen zwi-
schen Säulen und ganz unten geflügelte
Greifen. AufderRückseite der Figur sitzt ein
Schultertuch mit Fransen, in dessen Mitte
ein Stoffstreifen mit drei Anhängern herab-
fällt (Abb. 95). Gesamthöhe: 2,92 m.
 
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