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Das ältere Artemision

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tempels von Sardes kann heute noch
einen Eindruck von der immensen Größe
dieser Bauten vermitteln. Ein großes Pro-
blem war seine Fundamentierung im san-
digen und sumpfigen Terrain in der Nähe
des Meeres. Für diese Aufgabe holte man
Theodoros aus Samos. Hierzu schreibt
Diogenes Laertius (II 103): «Es hat
zwanzig Männer mit dem Namen Theo-
doros gegeben: ... Theodoros von
Samos, Sohn des Rhoikos. Dieser war
derjenige, der den Rat gab, Holzkohlen

Abb. 48 Drei Fragmente einer griechi-
schen Inschrift auf Fragmenten der Säulen-
basen, die sich zu der Formel: «König Kroi-
sos hat gestiftet» ergänzen läßt. Aufgrund
dieser Inschrift wird der archaische Tempel
meist einfach <Kroisostempel> genannt.

Abb. 49 Einen wichtigen Hinweis darauf,
daß es tatsächlich Lyder waren, die zumin-
dest einen Teil der Skulpturen der Columnae
caelatae anfertigten, gibt die lydische In-
schrift auf einer Standleiste. Wahrschei/ilich
ist die in Abb. 48 genannte Formel hier in
lydischer Sprache wiederholt. Die Lyder bil-
deten einen großen Anteil der ephesischen
Bevölkerung, wie auch aus zahlreichen lydi-
schen Gefäßen im Artemision hervorgeht.
Neben den lydischen Handwerkern gab es
auch Ephesier karischer Provenienz - wie
die karoiden Inschriften in den Marmor-
brüchen bei Belevi zeigen -, die an den
Arbeiten beteiligt gewesen sind. Aber nicht
nur die Beschäftigung von Lydern, die be-
reits in Ephesos ansässig waren, sondern
auch von Handwerkern, die aus Sardes
kamen, darf angenommen werden, da so-
wohl Kroisos als auch die lydischen Groß-
händler ein Interesse daran hatten, die sar-
dische Handwerkerschaft zu einer Mitarbeit
an diesem Großunternehmen beizuziehen.

Abb. 50 Fragment einer tanzenden Frau.
Gefunden 1991 als Spolie verbaut in einem
Kirchenpfeiler der Südseite. Die meisten der
von J. T. Wood nach London gebrachten
Fragmente der archaischen Bauplastik
stammen aus verschiedenen Kirchenpfei-
lern, die er sprengen ließ. Es ist auffdllig,
daß insbesondere archaische Fragmente in
die Kirchenpfeiler verbaut waren. Sie müs-
sen bereits als Spolien im Fundament des
spätklassischen Tempels verbaut gewesen
sein, das von den Christen zerstört worden ist
(vgl. auch Abb. 97 - Löwenrelief, als Spolie
verbaut in den Fundamenten des spätklassi-
schen Tempels gefunden).

Abb. 51 Frontaler Kopf von einem Kubus,
mit Fuge, die Wange und rechtes Auge
durchschneidet. Wegen der wie geschlossen
wirkenden Augen, die erst durch Farbauf-
trag ihre Wirkung erhielten, wird der Kopf
'sleeping head> genannt (Britisches Mu-
seum, B 89). Gefunden von J. T. Wood.

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