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Bartels, Johann Heinrich; Dieterich, Johann Christian; Dieterich, Johann Christian [Hrsg.]; Bartels, Claes [Bearb.]; Riepenhausen, Ernst Ludwig [Bearb.]
Briefe über Kalabrien und Sizilien (Theil 1): Reise von Neapel bis Reggio in Kalabrien — Göttingen: Dieterich, 1791 [VD18 90408470]

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https://doi.org/10.11588/diglit.53497#0359
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Nikastro. 29z
zu bereiten, völlig unbekannt. Sachverständige Man-
ner habens mir versichert, daß man aus den kalabre-
stschen Oliven ein eben so wolrichendes Oel, als das
Provenzeröl, verarbeiten könnte, aber zu dem Grads
der Tätigkeit und Kultur ist Kalabrien noch nicht gekom-
men; das Oel ist durchgängig grün, gelb und stinkend,
und so begnügen sieb die Einwoner mit Trabern, da
ihnen die trestichste Frucht in ihren Gegenden reift.
Nikastro selbst, das so oft der Verwüstung eines
Erdbebens unterlag, hat bei dem neulichen Untergänge
der Provinz wenig oder nichts gelitten, und nur bloß
ein starkes Drönen gehört, so daß alle Einwoner ihre
steinernen Gebäude verlißen, und noch izt in kleinen
hölzernen Buden, die sie Barakken nennen, aber völlig
Schweinställen gleichen, wonen. Sobald wir in der
S adt, wie Ritter von der traurigen Gestalt, mit
unserm Esel, und, der Hize wegen, halb entkleidet, an-
kamen, versammlete sich alles, vom Adel bis zum nidrig-
sten Handwerker um uns her, und wir mußten lange
in einem Zirkel unverschämter Bauerjungen stehen, die
uns angaffken, das Maul aufsperrten und lachten. Eine
Weile hatten wir unsre Freude daran, bis endlich ein
großer, diker, wolgemästeter Herr, gekleidet in einer
kurzen seidnen Jake, man nannte ihn ü Lavslliere, das
Wort nahm, und uns nach unserm Vaterlande, unserm
Stande, unsrer Absicht, warum wir uns so allein in
dieß gefärliche Land wagten? fragte: ich antwortete ihm
T z kurz,
 
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