Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bastine, Reiner [Hrsg.]
Klinische Psychologie (Band 1): Grundlegung der allgemeinen klinischen Psychologie — Stuttgart, Berlin, Köln, 1998

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16129#0240

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4 Klassifikation psychischer Störungen

4.4 Klassifikation von Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen

An zwei Beispielen wollen wir die klassifikatorischen Ansätze veranschaulichen. Die Angststörun-
gen wurden ausgewählt, weil sie für die Klinische Psychologie eine zentrale Rolle spielen: sie sind
weit verbreitet und haben die Entwicklung der klinisch-psychologischen Theorie und Praxis wesent-
lich beeinflußt (^4.4.1).

Dagegen haben die Persönlichkeitsstörungen einen anderen Stellenwert: an ihnen werden Zu-
sammenhänge zwischen dem normalen Psychischen und dem gestörten sichtbar und die Problem-
stellungen, die daraus erwachsen (^ 4.4.2).

4.4.1 Angststörungen

Die Gruppe der Angststörungen werden in der ICD-10 und im DSM-IV unterschiedlich
eingordnet und strukturiert. In der ICD-10 bilden sie einen Teil der Kategorie F4
„neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen". Die Konsequenz davon ist,
daß in dieser Kategorie neben den Angststörungen auch noch andere Störungen (disso-
ziative Störungen, somatoforme Störungen und sonstige neurotische Störungen) enthal-
ten sind und damit eine in sich heterogene Gruppe gebildet wird (*=> Kasten 4.2) Zur Be-
gründung der Gruppeneinteilung heißt es:

„Die neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen wurden wegen des historischen Zusam-
menhangs mit dem Neurosekonzept und wegen des beträchtlichen, wenn auch unklaren Anteils psychi-
scher Verursachung in einem großen Kapitel zusammengefaßt. Wie bereits in der allgemeinen Einführung
zur ICD-10 bemerkt, wurde das Neurosekonzept nicht als Organisationskonzept beibehalten; es wurde
jedoch darauf geachtet, daß die Störungen, die manche Benutzer noch immer in ihrer eigenen
Terminologie als neurotisch betrachten, leicht zu erkennen sind" (Dilling et al., 1993, S. 155).

Klinische Ängste spielen vor allem bei den folgenden vier Untergruppen eine zentrale
Rolle (<=> Kasten 4. 7).

Kasten 4.7: Angststörungen in der ICD-10 (Dilling et al., 1993, S. 153)

40:

F40.0

.0
.1

F40.1
F40.2
F40.8

phobische Störung

Agoraphobie

ohne Panikstörung

mit Panikstörung

soziale Phobien

spezifische (isolierte) Phobien

sonstige phobische Störungen

F41:

F41 .0

F41 .1

F41 .2

F40.9

nicht näher bezeichnete phobische
Störung

F41 .3
F41 .8

sonstige gemischte Angststörungen
sonstige näher bezeichnete Angst-
störungen

224
 
Annotationen