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Baumeister: das Architektur-Magazin — 2.1904

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Heft 3 (1903, Dezember)
DOI Artikel:
F., W.: Die Konstruktionen und die Kunstformen der Architektur
DOI Artikel:
Zu den Tafeln (XII-XV) / Alte Bauformen
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https://doi.org/10.11588/diglit.49990#0042

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DER BAUMEISTER * 1903, DEZEMBER.


Löwenhof der Alhambra. Aus,: Uhde, Die Konstruktionen und Kunstformen etc.

Konstruktion und Dekoration der steinernen Kirchen und Kloster-
gebäude, mehr oder weniger verstanden oder barbarisiert, von
Rom übernommen. Die Baumeister waren Laienbrüder der
Klöster, und ihre Klosterbauten waren aus Stein. Als das Be-
dürfnis nach reicheren Profanbauten, nach wirkungsvollen Palästen
der Könige und einzelner Fürsten unsere romanischen Stein-
paläste entstehen liess, waren es auch wieder die Laienbrüder
der Klöster, die, allein mit dem Stein vertraut, im Geiste ihrer
klösterlichen Kunstform jene Bauten schufen.“ Der Holzbau
ist ungemein einfach, in gar keinen Vergleich mit dem Steinbau zu
bringen, bei dem die „Konstruktion erst durch die Kunstform
versinnbildlicht wird.“ Im Holzbau fängt erst mit der Gotik
ein Schmücken der Konstruktion an, und da Tischlerei und
Zimmerei von demselben Meister geübt werden, überträgt er
natürlich die gotischen Zierformen der Möbel auf den Haus-
bau. So entsteht der älteste künstlerische Schmuck der Fach-
werkbauten, den wir bei den alten Baudenkmälern, vor allem in
der Gegend von Braunschweig, so bewundern. Auf die Einzel-
heiten dieser Formentwickelung, seien sie nun reines Ornament
oder figürliche Darstellung, kann hier durchaus nicht eingegangen
werden. Der Leser muss schon zu dem Uhdeschen Buche
greifen, wo er über das Knaggen-Ornament, das Treppenmotiv,
das Trapezornament, die Renaissancemuschel und über diese
ganze Entwickelung zum grossen Formenreichtum vieles lernen
und aus den Illustrationen eine reiche Freude ziehen kann.

Natürlich ändern sich innerhalb der eigentümlichen Holztechnik ins-
besondere des Fachwerkbaues die Formen vom Romanischen
zum Gotischen, besonders aber vom Gotischen zur Re-
naissance und zu Barock und Rokoko. Das Uhdesche Buch
unterlässt es auch nicht, vom Innenbau, den Vertäfelungen und
Thürbauten Rechenschaft zu geben und auch die nationalen
Verschiedenheiten in den einzelnen Teilen Deutschlands zu
beleuchten.
Zu verschmähen ist dann auch gewiss nicht, was über die
fremden Völker und ihre primitiven Holzkonstruktionen gesagt
ist, so besonders das über Russland und Indien. Seltsam ist
eine Verwandtschaft, die sich zwischen den norwegischen und
asiatischen Bauten zeigt in den pyramidenförmigen Abstufungen
der einzelnen Dächer im Bau aus sogenanntem Reiswerk.
Das Moderne scheint etwas spärlich in dem Buche behandelt
zu sein. Auch die Fortbildung der Holzbauten in der Normandie
und Bretagne ist für den Geschmack eines Menschen, dessen
Blicke eher in die Zukunft als in die Vergangenheit gehen,
nicht so ausführlich gewürdigt, als er es gewünscht hätte.
Aber derlei Ausstellungen geziemen sich wohl nicht, da es
die deutliche Absicht des Verfassers gewesen zu sein scheint,
nur die Entwickelung des Holzbaues bis ins 18. Jahrhundert
zu geben. Es liegt dies wohl auch an dem System des Werkes,
das zur Moderne erst in den Ausführungen über den Stein- und
Eisenbau übergehen will. W. F.


Zu den Tafeln.

XII. Wohn- und Geschäftshaus Elgert,
Darmstadt, Kirchstrasse.
Architekt Geh. Oberbaurat Prof. K. Hofmann in Darmstadt.

Hierzu die Tafeln No. 17—19.
m Frühjahr 1898 wurde von Seiten der Stadt Darmstadt
die Verbreiterung der Kirchstrasse in Angriff genommen,
und, nachdem der Freilegungswahn (mit Bezug auf die

Chorpartie der Stadtkirche) besseren Erwägungen gewichen,
eine Baufluchtlinie (a b c d e im Grundriss) festgesetzt, die stark
die Linealherrschaft, weniger aber künstlerische und prak-
tische Rücksichten zur Geltung brachte. Glücklicherweise
kam schliesslich der Plan Hofmanns zur Ausführung, und
Darmstadt erhielt ein Strassenbild, das als ein wahres
Kabinettstück angesprochen werden muss. Der die Kirche
mit dem Haus Elgert verbindende, den Platz und zugleich den
 
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