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Bernoulli, Johann Jacob
Griechische Ikonographie mit Ausschluss Alexanders und der Diadochen (Band 1): Die Bildnisse berühmter Griechen von der Vorzeit bis an das Ende des V. Jahrh. v. Chr. — München, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1043#0126
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ÜBERLIEFERTE BILDNISSE DES PERIKLES 107

Angabe, dass er dem Pisistratos ähnlich gewesen1, bietet uns nichts,
weil wir das Bildnis des letzteren nicht kennen.

Eine Statue des Perikles (üsptx'Xsou? äv$oia<;) stand noch zu Pau-
sanias Zeit auf der Akropolis zu Athen2, höchst wahrscheinlich iden-
tisch mit dem Olympius Pericles dignus cognomine von der Hand
des Kresilas, den Plinius8 erwähnt, ohne seinen Standort zu nennen.
Schon Bergk* hatte die Vermutung ausgesprochen, dass es sich beide-
mal um das gleiche Werk handle. Neuerdings ist dieselbe anschei-
nend bestätigt worden durch eine auf der Akropolis gefundene frag-
mentierte Basis mit der links abgebrochenen Aufschrift:

wSkioc,
L~kc/.$ STTOis,
welche Lolling (im AsVnov dpjratoX. 1889, p. 36) zu IlsptxXsos KpesiXa;
sttois ergänzt hat. — Wenn diese Basis, wie es durch ihren Fundort
nahe gelegt wird, dieselbe ist, die das von Pausanias genannte Bildnis
trug, so war das letztere eben das des Künstlers Kresilas, von dem
Plinius spricht.

Als eine Darstellung des Perikles galt im späteren Altertum
auch eine Figur der Amazonenschlacht auf dem Schild der Par-
thenos zu Athen. „Sie hatte den Arm mit einem Speer erhoben,
wodurch ein grosser Teil ihres Gesichts verdeckt wurde, aber an dem
Wenigen, was von beiden Seiten noch sichtbar war, erkannte man
deutlich die dargestellte Person."5 Auf den wiedergefundenen Schild-
kopieen, namentlich auf dem Strangford'schen Fragment im b r i t. M u -
seum [unten Abb. 22]8, lässt sich in der That eine dieser Schilderung
entsprechende Figur erkennen. Aber es wird jetzt wohl mit Recht
angenommen, dass die Beziehung auf Perikles und die sonst sich
daran knüpfenden Erzählungen erst von den römischen Ciceroni her-
rühren. (Näheres bei Phidias.)

Einen Perikles von der Hand des Malers Aristolaos erwähnt
Plinius 35.137: Pausiae filius et disäpulus Aristolaus e severissimis
pictoribus fuit, cujus sunt Epatninondas, Pericles etc. Als Sohn des
Pausias fällt der Künstler in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts.

Es muss als ein besonderer Glücksfall betrachtet werden, dass,
während die Bildnisse der meisten griechischen Staatsmänner unter-

1 Plut. Pericl. 7. 2 Paus. I. 25. 1; 28. 2. 3 Plin. 34. 74.

4 Ztschr. für Altertumswiss. 1845. p. 962. " Plut. Pericl. 31.

6 Collignon Hist. de la sculpt. gr. I. p. 545.
 
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